Hohe Preise verhindern den Zugang zu neuen HIV-Medikamenten

22.07.2014
Ärzte ohne Grenzen präsentiert neue Berichte bei der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne
Medikamente in einem Labor in Swasiland
Giorgos Moutafis
Shiselweni, Swasiland, 10.10.2013: Medikamente in einem Labor in Swasiland, dem Land mit der höchsten HIV-Rate der Welt: 26 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind HIV-positiv.

Melbourne/Wien, am 21. Juli 2014 - Hohe Preise verhindern auch weiterhin den Zugang zu bezahlbaren HIV-Medikamenten und Viruslastdiagnostik. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Berichte, die die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) heute auf der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne vorgestellt hat. „Wir wissen heute genau welche Instrumente wir brauchen, um die Viruslast bei Menschen, die mit HIV leben unter die Nachweisgrenze zu drücken und dort zu halten“, sagt Dr. Jennifer Cohn, medizinische Leiterin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Aber in den meisten Kontexten sind diese Instrumente einfach nicht erschwinglich.“ 

Routinemäßige Viruslastdiagnostik, die die Menge der Viren im Blut misst, ist ein wichtiges Instrument, um die Qualität und Effektivität von HIV-Behandlung sicherzustellen. „Durch die Überwachung der Viruslast werden Probleme der Therapietreue sehr früh erkannt“, so Cohn. „In Verbindung mit Beratung und Unterstützungsangeboten kann das dabei helfen, Patienten länger auf der erschwinglichen Erstlinientherapie zu halten. Darüber hinaus können auch jene Patienten schneller und genauer identifiziert werden, die auf die zweite oder dritte Therapielinie umgestellt werden müssen, wenn das bestehende Behandlungsprotokoll versagt.“

Hohe Preise eines der Haupthindernisse

Der heute veröffentlichte Bericht „ Getting to Undetectable “ beschreibt die Situation in Indien, Kenia, Malawi, Südafrika und Simbabwe. Er zeigt, dass es bislang keinem dieser Länder in ausreichendem Maße gelungen ist die Viruslastdiagnostik einzuführen, obwohl es alle versuchen. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass neben anderen Schwierigkeiten vor allem die hohen Preise eines der Haupthindernisse darstellen, obgleich die betroffenen Länder bereits Strategien zur Preisreduzierung angewendet haben. Daher sind jetzt vor allem die Geberländer in der Pflicht, die Umstellung auf die Viruslastdiagnostik finanziell zu unterstützen.

Obwohl die Bereitstellung von Viruslastüberwachung bislang langsam und unvollständig ist, wird damit gerechnet, dass durch die Umstellung immer mehr Patienten identifiziert werden, deren Erstlinientherapie versagt und die daher auf neuere Medikamente umgestellt werden müssen. Dadurch rückt der hohe Preis dieser neuen Medikamente in den Fokus.

Millionen Menschen warten vergeblich auf bezahlbare Therapien

Der ebenfalls heute veröffentlichte, jährlich erscheinende Bericht „ Untangling the Web of Antiretroviral Price Reductions “ untersucht die Preisentwicklung verschiedener HIV/Aids-Medikamente. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die neueren Medikamente der zweiten Linie noch immer mehr als doppelt so teuer sind wie die der ersten Linie. Noch schlimmer ist die Situation in manchen Ländern mit mittlerem Einkommen: Diese Länder müssen teilweise das bis zu 12-fache des niedrigsten Preises zahlen.

„Heute haben mit 12 Millionen so viele Menschen Zugang zu lebenswichtigen antiretroviralen Medikamenten wie nie zuvor“, sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Berlin. „Dennoch können diese großen Behandlungserfolge nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer Millionen Menschen weltweit vergeblich auf bezahlbare Therapien warten. Hohe Monopolpreise und Patente verhindern in vielen Fällen die notwendige Ausweitung der Behandlung oder die Umstellung auf neuere Medikamente. Diese Patentbarrieren müssen überwunden und ausreichend finanzielle Mittel bereitgestellt werden.“

Die beiden Berichte stehen online auf der Website der Medikamentenkampagne  MSF Access  zum Download (Englisch) zur Verfügung!

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