Pandemieprofit: Wichtiger COVID-19-Test um das Dreifache zu teuer

28.07.2020
Das US-amerikanische Diagnostikunternehmen Cepheid muss den Preis für seine COVID-19-Tests senken, um auch Ländern mit mittleren oder niedrigen Einkommen Zugang zu diesem wichtigen Mittel zu sichern.
Sheikh Zayed Hospital Sanaa – COVID19 – YEMEN
MSF/Maya Abu Ata
I resumed working in COVID-19 response after having been infected with COVID-19 myself during the line of duty, because of my determination and desire to tackle this pandemic, It is because I did not wish to see people in that same place and situation I were in and the same pain I experienced, I wanted to help people, and to come back stronger to aid them,” says Ansaf, nurse aid working at the MSF-supported Sheikh Zayed COVID-19 center in Sana’a.

Die medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert das US-amerikanische Diagnostikunternehmen Cepheid auf, seine COVID-19 Tests (Xpert Xpress SARS-COV2) in allen Ländern gerecht und kostengünstig zu verteilen. Statt Profit aus der Pandemie zu schlagen sollte Cepheid in den ärmsten Ländern der Welt den Preis pro Test von derzeit fast 20 US-Dollar auf fünf US-Dollar senken, um Betroffenen den Zugang zum Test zu gewährleisten. Recherchen von Ärzte ohne Grenzen zeigen, dass die Tests auch bei einem Preis von fünf US-Dollar noch mit Gewinn verkauft werden können.

„Nachdem viele Länder Schwierigkeiten haben, mit COVID-19-Verdachtsfällen umzugehen, ist ein genauer diagnostischer Schnelltest für das Echtzeitmanagement der vom Virus betroffenen Menschen unerlässlich, um diese Pandemie zu bekämpfen", so der Arzt Greg Elder, medizinischer Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Viele Leben könnten gerettet werden, wenn Unternehmen wie Cepheid ihren Test umgehend kostengünstig in allen Ländern zur Verfügung stellen würden."

Cepheid hat den Preis pro Test in 145 Entwicklungsländern auf 19,80 US-Dollar festgelegt. Auch in den ärmsten Ländern der Welt, in denen die Menschen von weniger als zwei US-Dollar pro Tag leben müssen. Dabei wurde die Xpert Xpress SARS-CoV-2-Patrone von Cepheid mit öffentlichen Mitteln in Höhe von 3,7 Millionen US-Dollar von der Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA) der US-Regierung entwickelt. Darüber hinaus zeigt die Analyse von Ärzte ohne Grenzen zu den Herstellungskosten ähnlicher Tests, dass die Kosten für Waren – einschließlich Material, Herstellung, Overhead-Kosten und andere indirekte Kosten – pro Kartusche bei hohen Herstellungszahlen und entsprechenden abgelaufenen Lizenzgebühren bei drei US-Dollar liegt. Ein Test könnte also mit Gewinn auch für fünf US-Dollar verkauft werden. Die Recherche zeigt zudem, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen viralen und bakteriellen Patronen gab, was oft als Erklärung für erhebliche Preisunterschiede zwischen Patronen für verschiedene Krankheiten dient.

Globale Gesundheitskrise gemeinsam bewältigen

„Es ist nicht gerechtfertigt, dass Cepheid Profit aus dieser Pandemie schlägt", sagt Sharonann Lynch von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um den Preis basierend auf den Marktbedingungen festzulegen. Dieser wichtige Test muss allen Menschen – zu einem leistbaren Preis von fünf US-Dollar pro Test – zugänglich gemacht werden, um diese globale Gesundheitskrise zu bewältigen.“

Im März 2020 erhielt Cepheid von der US-amerikanischen Food and Drug Administration eine Notfallgenehmigung für seinen COVID-19-Test zum Nachweis von Coronaviren, der Ergebnisse in weniger als einer Stunde liefert. Der Test wurde für die Verwendung auf den GeneXpert-Testplattformen von Cepheid entwickelt, die weltweit bereits zur Diagnose von Tuberkulose und anderen Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Es gibt geschätzte 11.000 GeneXpert-Instrumente in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Reiche Länder haben großen Vorteil

„In dieser Pandemie haben wohlhabendere Länder einen enormen Vorteil gegenüber anderen", betont Lynch. „Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass Menschen in vielen Ländern mit begrenzten Ressourcen dieser wesentliche Test vorenthalten wird. Wir müssen dafür sorgen, dass Cepheid die richtigen Schritte unternimmt und eine faire Zuteilung und erschwingliche Lieferung seines COVID-19-Tests garantiert, um jenen Ländern zu helfen, die sonst von bilateralen Geschäften zurückgelassen oder ausgeschlossen würden. Alle Menschen, unabhängig von wo sie kommen oder wie viel sie verdienen, müssen Zugang haben.“