Österreich versucht Initiative für mehr Transparenz bei Preisgestaltung von Arzneimitteln zu verwässern

10.05.2019
Die Mitgliedstaaten der WHO verhandeln über die von Italien vorgeschlagene Transparenz-Resolution bei Forschungskosten und Medikamentenpreisen. Diese wird derzeit von zehn Ländern unterstützt. Österreich versucht, diese wichtige Initiative für mehr Transparenz bei der Preisgestaltung von Arzneimitteln zu verwässern.

Die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verhandeln über die von Italien im Februar 2019 vorgeschlagene Resolution zu mehr Transparenz bei Forschungskosten und Medikamentenpreisen. Diese wird derzeit von zehn Ländern (Italien, Griechenland, Malaysia, Portugal, Serbien, Slowenien, Südafrika, Spanien, Türkei, Uganda) unterstützt.

Die Resolution kann einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der bezahlbaren Preise für alle wichtigen medizinischen Hilfsmittel weltweit leisten – wenn sie von allen Mitgliedstaaten verabschiedet wird. Noch ist die mangelnde Transparenz der Kosten für Forschung, Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln einer der Hauptgründe dafür, dass Pharmaunternehmen exorbitante Preise erheben können.

Laut den durchgesickerten Fassungen (29. April und 7. Mai) des von den Mitgliedstaaten informell ausgehandelten Resolutionsentwurfs versucht unter anderem Österreich die Sprache zu schwächen, mit der das Problem der mangelnden Transparenz angegangen werden soll.
Hier findet sich eine Analyse der verschiedenen Versionen der Resolution von Knowledge Ecology International mit Einzelheiten zu den Änderungen, die von verschiedenen Ländern vorgeschlagen werden:
https://www.keionline.org/30681

Dazu Els Torreele, Direktorin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF):

„Wir sind sehr enttäuscht, dass einige Länder wie Österreich empörende Versuche unternehmen, diese wichtige Initiative für mehr Transparenz bei der Preisgestaltung von Arzneimitteln zu verwässern. Die immens hohen Arzneimittelpreise sind heute ein globales Phänomen. Es bewirkt, dass jene die sie dringend benötigen keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten und Hilfsmittel(e)n haben. Die hohen Preise wirken sich auch negativ auf die bereits überlasteten Gesundheitssysteme in Europa und weltweit aus.

Regierungen sollten aufhören, Agenden zur Gewinnmaximierung von Pharmaunternehmen zu befürworten, anstatt das Recht auf erschwingliche Medikamente und Behandlungen für die eigene Bevölkerung sicherzustellen. Wir fordern alle Repräsentanten der Länder nachdrücklich auf, alle Versuche, die Resolution zu verwässern, einzustellen und stattdessen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Menschen weltweit die benötigten medizinischen Hilfsmittel zu Preisen erhalten, die sie sich leisten können."