Jemen: Mindestens vier Tote nach Angriff auf Krankenhaus in Razeh

11.01.2016
Bei einem Angriff im Norden wurde ein von Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus getroffen, mindestens vier Menschen starben, zehn wurden verletzt.
Jemen: Hilfsgüter erreichen Krankenhäuser in Taiz
MSF
Razeh, Jemen, 11.Januar 2016: Schwere Zerstörungen auf dem Gelände des Shiara-Krankenhauses nach dem Einschlag einer Rakete. 

Im Norden Jemens wurde am Sonntagmorgen ein von Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus bei einem Angriff getroffen. Mehrere Gebäude des Shiara-Krankenhauses im Distrikt Razeh wurden zerstört. Mindestens vier Menschen starben, zehn wurden verletzt. Unter den Verletzten sind drei Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisation, zwei befinden sich in kritischem Zustand.

Nach Angaben des medizinischen Personals vor Ort traf um 9.20 Uhr ein Geschoss  das Krankenhaus, in dem Ärzte ohne Grenzen seit November 2015 arbeitet. Von wem es abgefeuert wurde, kann Ärzte ohne Grenzen nicht sagen. Zur Zeit des Angriffs wurden Flugzeuge über der Einrichtung gesehen. Mindestens ein weiteres Geschoss schlug in der Umgebung des Krankenhauses ein. Die Zahl der Todesopfer könnte noch steigen, da noch Menschen in den Trümmern eingeklemmt sein könnten. Alle Mitarbeiter und Patienten wurden nach Saada in das Al Goumoury-Krankenhaus gebracht, das ebenfalls von Ärzte ohne Grenzen unterstützt wird. 

“Alle kriegführenden Parteien, einschließlich der von Saudi-Arabien geführten Koalition, werden regelmäßig über die GPS-Koordinaten der Einrichtungen informiert, in denen Ärzte ohne Grenzen arbeitet“, sagt Raquel Ayora, Leiterin der Programmabteilung von Ärzte ohne Grenzen. „Jeder, der die Möglichkeit besitzt, einen Luftangriff durchzuführen oder eine Rakete abzuschießen, muss gewusst haben, dass das Shiara-Krankenhaus eine funktionierende Gesundheitseinrichtung war, die lebensrettende Hilfe leistete und von Ärzte ohne Grenzen unterstützt wurde.“

Dritter Angriff auf medizinische Einrichtung im Jemen

Die Bevölkerung im Distrikt Razeh leidet seit zehn Monaten unter konstantem Beschuss und den Folgen des Kriegs. Bevor Ärzte ohne Grenzen mit der Unterstützung des Shiara-Krankenhauses begann, war dieses schon einmal bombardiert worden. In ihm wurden jedoch noch lebensrettende Behandlungen, Geburtshilfe, Notfall- und Stabilisierungsmaßnahmen durchgeführt.

Der Angriff in Razeh ist bereits der dritte auf eine durch Ärzte ohne Grenzen unterstützte Einrichtung im Jemen innerhalb der vergangenen drei Monate. Am 27. Oktober 2015 war das Krankenhaus Haydan bei einem Luftangriff durch die von Saudi-Arabien geführte Koalition zerstört worden. Am 3. Dezember wurde ein Gesundheitszentrum in Taiz ebenfalls von der Koalition getroffen, dabei wurden neun Menschen verletzt.

„Wir fordern sämtliche Konfliktparteien erneut nachdrücklich auf, Patienten und medizinische Einrichtungen zu respektieren. Angriffe auf Krankenhäuser sind eine Verletzung des humanitären Völkerrechts“, so Ayora. Ärzte ohne Grenzen fordert zudem, dass die Verantwortlichen dieses Angriffs die Umstände untersuchen, die zum Beschuss geführt haben.

Im Jemen ist Ärzte ohne Grenzen in Aden, Al-Dhale, Taiz, Saada, Amran, Hajjah, Ibb und Sanaa tätig. Seit dem Beginn der aktuellen Krise im März 2015 haben die Teams mehr als 20.000 Kriegsverletzte behandelt. Außerdem hat Ärzte ohne Grenzen über 790 Tonnen medizinisches Material ins Kriegsgebiet gebracht. Die Organisation betreibt 11 Krankenhäuser und Gesundheitszentren und unterstützt zusätzlich 18 Gesundheitszentren.