Jemen: Kämpfe erschweren Zugang zu medizinischer Versorgung in Taiz

26.03.2019
Jemen
Die Bevölkerung der Stadt Taiz hat nach vier Tagen intensiver Kämpfe kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung. Die Kämpfe in in den dicht bewohnten Gebieten haben verheerende Konsequenzen für die Zivilbevölkerung.
Trauma Center in Taiz Huban
MSF/Nuha Mohammed
A two year old boy with a shrapnel injury to his face at MSF Trauma Centre in Taiz Houban. His family had to drive for almost three hours, crossing frontlines under gunfire to reach the ‎facility.‎ طفل يبلغ من العمرعامان ونصف العام مصاب بشظية في وجهه، يتلقّى الرعاية في مركز علاج الإصابات البالغة في تعز. واستغرقت الرحلة من أسرته حوالي ثلاث ساعات للعبور من خطوط الجبهات ووسط ‏الاشتباكات للوصول إلى المرفق‏.

Die Bevölkerung der jemenitischen Stadt Taiz hat nach vier Tagen intensiver Kämpfe kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung. Mindestens ein öffentliches Krankenhaus musste geschlossen werden. Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) warnt, dass die Kämpfe in den dicht bewohnten Gebieten verheerende Konsequenzen für die Zivilbevölkerung haben und Kriegsverletzte nur schwer lebensrettende Hilfe erreichen.

„Wir sind besorgt, dass Verwundete zwischen den Fronten gefangen sind. Viele von ihnen sind nicht in der Lage, Gesundheitseinrichtungen zu erreichen“, sagte Caroline Ducarme, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. “In der Stadt Taiz wurden während der letzten vier Tage 49 Kriegsverletzte und zwei Tote in drei von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Gesundheitseinrichtungen gemeldet. Die tatsächliche Zahl der Verwundeten, die dringend Hilfe benötigt, kennen wir jedoch nicht."

Es gibt Berichte über ein Krankenhaus, das aufgrund von Kämpfen zerstört wurde. Ein anderes öffentliches Krankenhaus in Taiz musste ganz geschlossen werden. Dies macht es für Menschen noch schwieriger, Zugang zu medizinischer Notfallversorgung zu erhalten.

In einem von Ärzte ohne Grenzen unterstützten öffentlichen Krankenhaus berichteten medizinische Teams, dass ein schwer verwundeter Patient gewaltsam aus einem Operationssaal entfernt wurde, um ihm so den Zugang zur dringend benötigten medizinischen Versorgung zu verwehren. Das ist inakzeptabel.

Patienten können aufgrund von Straßensperren und Kämpfen die Krankenhäuser nicht erreichen

„Der Schutz der Gesundheitseinrichtungen im Jemen muss weiterhin dringend verstärkt werden“, sagte Ducarme. „Patienten berichten, dass sie aufgrund der Kämpfe und Straßensperren Krankenhäuser nicht erreichen. Außerdem fürchten viele Menschen, dass die Spitäler angegriffen werden und wollen ihre Angehörigen daher nicht dort lassen. Auch das Gesundheitspersonal hat Angst um seine Sicherheit, manche haben ihre Arbeit daher aufgegeben.“

Am ersten Tag der Kämpfe wurde ein zwei Jahre alter Bub im Traumazentrum von Ärzte ohne Grenzen auf der anderen Seite der Front in Taiz-Houban aufgenommen. Er hatte eine Verletzung durch Granatsplitter im Gesicht, nachdem ein Sprengsatz in der Nähe seines Hauses in der Altstadt gelandet war. Um medizinische Hilfe zu bekommen, musste die Familie fast drei Stunden lang fahren und unter Beschuss Frontlinien überqueren.

Ärzte ohne Grenzen fordert alle kriegsführenden Parteien erneut auf, strengere Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten, den Zugang für alle Kranken und Verwundeten zu medizinischen Einrichtungen zu erleichtern, humanitäre und medizinische Versorgung in allen Gebieten zu ermöglichen und um medizinisches Personal und Gesundheitseinrichtungen zu schützen.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen arbeiten im Jemen in 13 Krankenhäusern und Gesundheitszentren und unterstützen mehr als 20 Gesundheitseinrichtungen in 12 Governorates. Wiederholte Angriffe auf medizinisches Personal und Einrichtungen im vergangenen Jahr haben Ärzte ohne Grenzen gezwungen, ihre Aktivitäten an mehreren Standorten einzustellen. Seit der jüngste Konflikt im März 2015 begann, wurden fast 120.000 Kriegsverletzte in von Ärzte ohne Grenzen unterstützen Krankenhäusern behandelt.

In unserer Youtube-Serie erfahren Sie mehr über die katastrophale Lage und unsere Arbeit vor Ort: 5 Tage im Jemen: Ein Krankenhaus nahe der Front