Idomeni: Hilfe für Geflüchtete muss trotz Räumung gewährleistet werden

27.05.2016
Ärzte ohne Grenzen kritisiert die Art und Weise, in der das Flüchtlingslager Idomeni geräumt wird und fordert von den griechischen Behörden, angemessene Hilfe für die Menschen zu garantieren.
Eviction of Idomeni Camp
Jodi Hilton/Pulitzer Center on Crisis Reporting
Police surround Idomeni Camp in order to begin evacuation.

Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) kritisiert die Art und Weise in der das Flüchtlingslager Idomeni geräumt wird. Tausende Menschen werden gezwungen, Idomeni zu verlassen. Gleichzeitig werden die Geflüchteten nicht über die Zielorte informiert und die humanitäre Hilfe während der Räumung eingeschränkt. Ärzte ohne Grenzen fordert von den griechischen Behörden, angemessene und kontinuierliche Hilfe für die Menschen zu garantieren, während diese aus informellen Lagern zu neuen Standorten gebracht werden.

„Die Menschen werden nicht darüber informiert, wohin sie gefahren werden, das ist absolut inakzeptabel“, sagt Michele Telaro, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Idomeni. „Sie müssen fundierte Entscheidungen treffen können und brauchen dafür genaue Informationen. Die Menschen sind vor Konflikten und Gewalt geflohen und haben mehr als zwei Monate unter inakzeptablen Bedingungen in Idomeni verbracht. Die Alternativen zum Unmenschlichen sollten nicht das Unbekannte und Unsicherheit sein."

Patienten fürchten um Fortsetzung ihrer Behandlung

Die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen haben viele verängstigte Patienten gesehen, die gebeten wurden, das Camp zu verlassen, ohne Informationen über den Zielort zu erhalten. „Unsere Krankenschwester berichtete, dass die meisten Menschen, die sie in der Klinik sah, in Tränen ausgebrochen sind. Die Patienten fragten sie, wo sie hingebracht würden und ob es dort Ärzte gäbe. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Denn wir wissen auch nicht, ob medizinische Versorgung weiter gewährleistet wird", sagt Telaro.

Ärzte der Organisation haben Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes und Epilepsie behandelt, die eine kontinuierliche Versorgung brauchen. Diese Patienten fürchten um die Fortsetzung ihrer Behandlung und wissen nicht, welche medizinischen Einrichtungen auf sie warten. Die Teams haben auch Schwierigkeiten, Patienten an Krankenhäuser zu überweisen, da sie nicht in das Lager zurückkehren dürfen, nachdem sie es verlassen haben. Eine Überweisung könnte somit eine Trennung der Familie bedeuten. Zudem wurde mit dem Beginn der Evakuierung am 24. Mai für Ärzte ohne Grenzen und andere Nichtregierungsorganisationen der Zugang zum Lager beschränkt. Freiwillige Helfer wurden des Lagers verwiesen. Unter diesen Bedingungen kann auch eine angemessene sanitäre Versorgung und Verteilung von Nahrungsmitteln nicht gewährleistet werden.

Seit Beginn des Einsatzes in Idomeni im April 2015 hat Ärzte ohne Grenzen mehr als 38.000 medizinische Konsultationen durchgeführt. Bis zu 260 Mitarbeiter waren im Einsatz. Ärzte ohne Grenzen hat zudem Hilfsgüter verteilt und Unterkünfte, Zugang zu sauberem Wasser und sanitäre Anlagen zur Verfügung gestellt.