Ärzte ohne Grenzen und Greenpeace starten gemeinsame Seenotrettung in Ägäis

03.12.2015
Ärzte ohne Grenzen und Greenpeace starten gemeinsame Seenotrettung entlang der gefährlichen Seegrenze zwischen der Türkei und Griechenland.
MSF and Greenpeace Search and Rescue Operations in Greece
Borja Ruiz Rodriguez/MSF
Medecins Sans Frontiers (MSF) and Greenpeace crew approach Molyvos Port following a rescue of 3 people off the coast of Lesbos Island in Greece. A MSF nurse (l) holds a 2 month old baby who was one of those rescued. They will be reunited with the family at the port. Medecins Sans Frontiers (MSF) and Greenpeace conduct joint sea operations to provide assistance at sea to boats in distress off the coast of Lesbos island in Greece, in coordination with and in support of the Greek Coast Guard. Two Rigid Inflatable Boats (RIBs) are deployed. One leads the operation while the other acts as a support unit.

Athen/Wien, 3. Dezember 2015. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) und die Umweltorganisation Greenpeace haben eine gemeinsame Rettungsaktion für Flüchtlinge entlang der gefährlichen Seegrenze zwischen der Türkei und Griechenland gestartet.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen und Greenpeace setzen an der nördlichen Küste von Lesbos drei Schlauchboote zur Seenotrettung ein und unterstützen damit die griechische Küstenwache. Medizinische Teams von Ärzte ohne Grenzen sind auch an den Anlegestellen in Bereitschaft, um Menschen in kritischem Zustand Nothilfe zu leisten und einen rechtzeitigen Transport mit drei Krankenwagen der Organisation in ein Krankenhaus zu gewährleisten. Sie verstärken die Hilfsaktionen von freiwilligen Helfern.

Seenotrettung und medizinische Hilfe für Ankommende

Seit dem 28. November haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen und Greenpeace bereits Hunderten Menschen geholfen und Dutzende aus Booten gerettet, die in Seenot geraten waren. An Land haben die medizinischen Teams 20 ankommende Menschen behandelt, die in kritischem Zustand waren, neun von ihnen wurden zur weiteren Versorgung in ein Krankenhaus überstellt.

In den kommenden Tagen plant Ärzte ohne Grenzen, drei weitere Festrumpfschlauchboote bereitzustellen, um die Rettungskapazitäten auf weitere Inseln auszuweiten. Die Teams werden Menschen in Seenot retten und ihnen, sobald sie an Land sind, medizinische Hilfe leisten.

„Wir sind entsetzt über die Flüchtlingskrise im Mittelmeer, die mit unverminderter Härte weitergeht, und fühlten uns gezwungen zu tun, was wir können“, erklärt Alexandra Messare, Einsatzleiterin von Greenpeace Griechenland. „Es ist kein Verbrechen, vor Konflikt, Armut und Menschenrechtsverletzungen in seinem Heimatland zu fliehen und auf ein besseres Leben anderswo zu hoffen. Wir glauben, dass alle, die dazu in der Lage sind, Hilfe leisten sollten. Wir bringen hier unsere Erfahrung auf hoher See ein, in der Hoffnung, Leben zu retten.”

330 Menschen seit September ertrunken

Trotz des schlechteren Wetters haben allein im November 140.000 Menschen die gefährliche Überfahrt aus der Türkei auf die griechischen  Inseln angetreten. 65 Prozent von ihnen sind laut der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR in Lesbos an Land gegangen. Seit September sind 330 Menschen, meist Kinder, in der Ägäis ertrunken.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen auf Lesbos haben seit Juli 10.169 Patienten behandelt, davon allein 6.154 im Oktober und November. Seit Oktober kommen die Patienten verstärkt mit Atemwegsinfektionen und Unterkühlung, eine Folge der immer raueren See und des kalten Wetters.

Schlechtes Wetter macht Reise noch gefährlicher

„Unser Einsatz in der Ägäis ist nur eine vorübergehende Lösung als Reaktion auf die Todesfälle der vergangenen Monate", sagt Marietta Provopolou, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland. „Da das Wetter sich nun weiter verschlechtert und die Bedingungen auf See noch gefährlicher werden, wissen wir, dass es neue Bootskatastrophen geben wird."

„Europa muss aufhören, sich aus der Verantwortung zu stehlen, und den Menschen auf der Suche nach Sicherheit sichere und legale Wege bieten“, sagt Stefano Argenziano, Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Menschen auf der Suche nach internationalem Schutz in Europa ihr Leben riskieren müssen. Insbesondere dann, wenn der Zugang zur EU über die Landgrenze Todesfälle verhindern könnte", sagt Argenziano. „Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen für einen würdevollen und sicheren Empfang für Migranten und Flüchtlinge an der Landgrenze zwischen der Türkei und Griechenland sorgen."

Ärzte ohne Grenzen leistet medizinische und psychologische Hilfe für Menschen, die auf Lesbos, Samos und auf den Inseln des Dodekanes ankommen. Auf Lesbos bietet Ärzte ohne Grenzen einen Transport für Neuankömmlinge von der Nordküste zur Registrierungsstelle an. Zudem unterstützt die Organisation die Menschen im Transitzentrum Matamados und bietet medizinische Versorgung in den Aufnahmezentren von Kara Tepe und Moria. In Samos bieten Teams von Ärzte ohne Grenzen eine medizinische Untersuchung und Betreuung der Neuankömmlinge, einen Transport, Nahrungsmittel sowie wichtige Hilfsgüter im Hafen von Vathy und im Aufnahmezentrum. Auf den Inseln des Dodekanes betreibt Ärzte ohne Grenzen mobile Kliniken und leistet psychologische Nothilfe für die Opfer der Schiffsunglücke. Seit dem Beginn der Arbeit auf den griechischen Inseln haben die Teams der Organisation mehr als 22.100 medizinische Konsultationen durchgeführt.

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Hier erste Eindrücke unseres Rettungseinsatzes mit Greenpeace vor der griechischen Insel Lesbos: In einer dramatischen...

Posted by Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) on Dienstag, 8. Dezember 2015

Mittelmeer: #MSF & @Greenpeace starten gemeinsamen Rettungseinsatz #Griechenland #Ägäis - Update folgt! #SafePassage pic.twitter.com/AJGdWP0bEJ

— Ärzte ohne Grenzen (@MSF_austria) 3. Dezember 2015

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