COVID-19: Schutz des medizinischen Personals muss europaweit gesichert sein

16.03.2020
Ärzte ohne Grenzen ruft die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, über ihre Landesgrenzen hinaus Solidarität zu zeigen. Grundlegende medizinische Ausrüstung, einschließlich persönlicher Schutzausrüstung wie Gesichtsmasken für das Gesundheitspersonal, muss vor allem dort zur Verfügung gestellt werden, wo sie am meisten gebraucht wird.

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Ärzte ohne Grenzen/ Médecins Sans Frontières (MSF) ruft die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, über ihre Landesgrenzen hinaus Solidarität zu zeigen. Grundlegende medizinische Ausrüstung, einschließlich persönlicher Schutzausrüstung wie Gesichtsmasken für das Gesundheitspersonal, muss vor allem dort zur Verfügung gestellt werden, wo sie am meisten gebraucht wird. Die Zahl der an Covid-19 Erkrankten steigt in vielen Ländern Europas exponentiell. Heute gilt Europa als neues Epizentrum der Pandemie.

In Italien wird Schutzausrüstung für das medizinische Personal knapp. Seit letzter Woche ist Ärzte ohne Grenzen in vier Spitälern im Epizentrum des Ausbruchs im Land tätig. Die internationale Hilfsorganisation stellt fest, dass medizinische Fachkräfte teilweise ungeschützt arbeiten müssen. Diese Knappheit der Schutzbekleidung könnte die Ausbreitung der Pandemie nochmals antreiben und wird Gesundheitssysteme daran hindern, weitere Leben zu retten. Über 1.700 (Stand 13.03.2020) medizinische Fachkräfte, das sind acht Prozent der gesamten COVID-19-Fälle in Italien, haben sich bei der Betreuung von schwerkranken Patientinnen und Patienten in der Intensiv- oder Langzeitpflege angesteckt.


„Einige Ärztinnen und Ärzte tragen die gleiche Schutzmaske zwölf Stunden am Stück“, sagt Claudia Lodesani, Präsidentin der italienischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, die den Einsatz gegen Covid-19 in Italien leitet. „Jeden Tag werden wir angefragt, ob wir Personal, Material oder unsere Hilfe zur Verfügung stellen können. Wenn nicht bald medizinische Ausrüstung bereitgestellt wird, werden immer mehr medizinische Fachleute an diesem Virus erkranken. Patientinnen und Patienten, die dringend Pflege benötigen, werden diese vielleicht nicht mehr erhalten. Neue Menschengruppen werden infiziert. Dies alles wird uns im Kampf gegen das Virus erheblich schwächen.“

Im Augenblick kann kein einziger Staat den Bedarf an medizinischer Ausrüstung allein produzieren und bewältigen. Europäische Mitgliedstaaten sind deshalb dazu aufgerufen, die von der Europäischen Union eingerichteten Solidaritätsmechanismen umsetzen. Die Ressourcen müssen untereinander verteilt werden, um die herrschende Pandemie zu stoppen.
 
„Italien benötigt dringend Lieferungen von medizinischer Ausrüstung zum Schutz des medizinischen Personals. In einigen Wochen könnte dies jedoch auch anderswo der Fall sein. Neben der Ausdehnung der Produktionskapazitäten müssen die europäischen Regierungen für reibungslose Lieferabläufe sorgen“, betont Brice de le Vingne, Leiter der Task Force COVID-19 von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel.
 
Um weitere Ansteckungen zu verhindern und hinauszuzögern, sowie den Zusammenbruch der Gesundheitssysteme zu verhindern, ergreifen die Regierungen der EU starke Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Dazu gehört zum Beispiel soziale Distanzierung und Abschottung, die stark von der Kooperation der Öffentlichkeit abhängt. Ärzte ohne Grenzen drängt darauf, dass auch die Zusammenarbeit zwischen den Staaten gefördert werden sollte.

„Dieses Virus respektiert keine Grenzen und daher muss auch die Solidarität über die Grenzverläufe hinaus ausgedehnt werden“, sagt de le Vingne. „COVID-19 breitet sich weiter aus, und jedes Land wird vor der gleichen Herausforderung stehen, wenn das Epizentrum der Pandemie nicht mit einer starken gemeinsamen Anstrengung angegangen wird.“