Aleppo: Mindestens fünf Krankenwagen bei Luftangriffen getroffen

12.10.2016
Der Mangel an Krankentransporten macht es noch schwieriger, die bei Angriffen Verletzten medizinisch zu versorgen.
Der Mangel an Krankentransporten macht es noch schwieriger, die bei Angriffen Verletzten medizinisch zu versorgen.
MSF
Aleppo, Syrien, 9.10.2016: Fahrer von Krankenwagen und Ersthelfer sind immer wieder Ziel von Angriffen in Ost Aleppo.

Im belagerten Ostteil von Aleppo sind derzeit nur noch elf Krankenwagen einsatzfähig. Mindestens fünf Krankenwagen wurden im vergangenen Monat bei Luftangriffen getroffen, zwei davon dabei komplett zerstört. Acht Krankenwagen sind nicht einsetzbar, da sie dringende Reparaturen benötigen. Die wenigen verbliebenen Krankenhäuser in Ost-Aleppo sind angesichts der hohen Zahl an Verwundeten ohnehin schon überlastet. Der Mangel an Krankentransporten macht es noch schwieriger, die bei Angriffen Verletzten medizinisch zu versorgen.

„Nicht nur Krankenhäuser wurden seit Beginn der Belagerung im Juli mindestens 23 Mal bei Angriffen getroffen“, sagt Carlos Francisco, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Syrien. „Erst am Dienstag wurde wieder eine von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Klinik bei Luftangriffen beschädigt. Doch auch Krankenwagen, die Verwundete transportieren, wurden getroffen. Auch das zeigt, wie das Völkerrecht in Syrien immer wieder verletzt wird.“

Laut der Direktion für Gesundheit, die in Ost-Aleppo unter anderem die Krankentransporte organisiert, wurden bei den Angriffen auf Krankenwagen auch Fahrer und Ersthelfer verletzt, zwei von ihnen schwer. Mindestens 1.384 Verwundete seien vom 23. September bis 8. Oktober in die Krankenhäuser im Ostteil der Stadt eingeliefert worden – durchschnittlich 86 Patienten pro Tag.

Regelmäßig Doppelschläge auf Helfer

Wie medizinische Organisationen aus Aleppo berichten, kommt es in der Stadt regelmäßig zu Doppelschlägen. „Wenn die Teams der Rettungswagen den betroffenen Ort erreicht haben, greifen Kampfflugzeuge ein zweites Mal an“, sagt Ahmad Sweid, der in Ost-Aleppo für Krankentransporte zuständig ist. „So erhöht sich die Zahl der Verletzten und Getöteten, und zusätzlich werden Krankenwagen zerstört. Wir verlieren ausgebildete Helfer und Fahrzeuge. Aufgrund der Belagerung können wir keine Ersatzteile für unsere Wagen einführen.“ Auch der Zustand der Straßen verschlechtert sich infolge der anhaltenden Luftangriffe immer weiter und zwingt die Fahrer zu ständigen Umwegen.

Für die Direktion für Gesundheit sind in Ost-Aleppo derzeit noch 35 Fahrer und Ersthelfer im Einsatz. Auch einige kleinere Nichtregierungsorganisationen und Freiwillige helfen bei den Rettungseinsätzen für Verwundeten.

„Die ganze Welt ist Zeuge des Leids in Ost-Aleppo“, sagt Pablo Marco, Leiter der Nahost-Programme von Ärzte ohne Grenzen. „Die Menschen sind in einem blutigen Kampf gefangen, ohne Chance zu entkommen. Syrien und Russland müssen die rücksichtslosen Luftangriffe auf die Stadt beenden. Alle Kriegsparteien müssen möglich machen, dass Schwerverletzte und Kranke aus der Stadt gebracht werden können.“

Ärzte ohne Grenzen unterstützt in Ost-Aleppo alle acht verbliebenen Krankenhäuser. Landesweit unterstützt die Hilfsorganisation mehr als 150 Gesundheitszentren und Kliniken. Im Norden Syriens betreibt Ärzte ohne Grenzen selbst sechs medizinische Einrichtungen. Zu den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten einschließlich West-Aleppo erhält die Organisation keinen Zugang.