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Die Hepatitis C ist eine Lebererkrankung, die durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) verursacht wird. Die HCV kann akut und chronisch verlaufen. Unbehandelt kann die Hep C zu Leberschäden, Leberkrebs und zum Tod führen. Hepatitis C ist die Hauptursache für Leberzellkrebs. Weltweit tragen geschätzt 71 Millionen Menschen das HCV in sich.
Die Hep-C-Übertragung erfolgt über verunreinigtes Blut. Die meisten Patient:innen leben in ärmeren Ländern. Besonders betroffen sind Menschen in China, Indien, Ägypten und Indonesien. Mehr als 95 Prozent der Infizierten könnten mit neuen Medikamenten geheilt werden. Dennoch haben Millionen Menschen keinen Zugang zu einer Diagnose und der extrem teuren Behandlung. Pro Jahr sterben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge rund 490.000 Patient:innen, meist aufgrund von Folgekomplikationen der Hepatitis-C-Infektion. Derzeit gibt es noch keinen wirksamen Impfstoff gegen Hepatitis C. Die Forschungen zu einer Hepatitis-C-Impfung dauern an.
Wie entsteht die Krankheit?
Die Hepatitis C wird durch das Hepatitis-C-Virus verursacht. Das Flaviviridae-Virus wurde 1989 erstmals mit Hilfe gentechnischer Methoden identifiziert. Zuvor sprachen Expert:innen von dem sogenannten Hepatitis-non-A-non-B. Das HCV hat eine hohe Mutationsrate, verändert sich genetisch also ständig. Es kommt daher in vielen verschiedenen Varianten vor. Bisher sind sieben verschiedene Typen an Hepatitis-C-Viren bekannt, sie werden als Genotypen (GT) 1 bis 7 bezeichnet. Weltweit ist der Genotyp 1 der häufigste (46 Prozent), gefolgt von GT 3 (30 Prozent). GT 2, 4 und 6 sind für insgesamt 23 Prozent der Hep C Infektionen verantwortlich. GT 5 spielt nur eine untergeordnete Rolle. In vielen Ländern ist die genaue Verteilung der unterschiedlichen Genotypen völlig unbekannt.
Wie erfolgt die Hepatitis-C-Übertragung?
Das HCV wird am häufigsten durch Blut übertragen. Es reichen schon kleinste Mengen für eine Infektion. So kommt es zu einer Hepatitis-C-Übertragung beispielsweise durch:
- gemeinsam genutzte Spritzen und Nadeln bei Drogenmissbrauch,
- wiederverwendete oder unzureichend sterilisierte medizinische Instrumente,
- unzureichend auf HCV kontrollierte Blutprodukte und Organtransplantate.
Menschen können sich zudem durch sexuelle Kontakte mit HCV anstecken. Am wahrscheinlichsten geschieht das zwischen homosexuellen Männern, mit oder ohne HIV-Infektion. Auch kann eine mit Hepatitis C infizierte Mutter das HCV auf ihr Baby übertragen. Beide Übertragungswege sind jedoch weniger häufig als eine HCV-Ansteckung über Blut. Keine Gefahr einer Hepatitis-C-Übertragung droht durch:
- Muttermilch
- Lebensmittel
- Wasser
- Umarmung, Küsse
- Teilen von Essen oder Getränken mit einer infizierten Person
Besondere Risikogruppen
Das HCV und die Hepatitis C gibt es überall auf der Welt. Am häufigsten sind Menschen in Zentral- und Ostasien, Ägypten, China und Pakistan mit Hepatitis C infiziert. Hier wiederum sind spezielle Bevölkerungsgruppen besonders betroffen:
- So ereignet sich zum Beispiel nahezu jede vierte Neuinfektion mit HCV und jeder dritte Tod durch HCV im Drogenmilieu. Die Hepatitis-C-Übertragung passiert bei dem gemeinsamen Gebrauch von mit HCV infizierten Nadeln oder Spritzen.
- Besonders häufig infizieren sich zudem Menschen mit Hepatitis C, die in Gefängnissen sitzen.
- Geschätzt leben weltweit 3,7 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion. Da die Übertragungswege ähnlich sind, haben von ihnen viele gleichzeitig eine Hepatitis C.
- Haben Patient:innen zudem eine HIV-Infektion, müssen sie damit rechnen, dass ihre Hepatitis-C-Erkrankung schneller voranschreitet. Weltweit sind 2,3 Millionen Menschen mit HIV von einer Hepatitis-C-Infektion betroffen.
- In den Industrienationen ist Hepatitis C die häufigste Todesursache von Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben.
Welche Symptome haben Hepatitis-C-Patient:innen?
Das Hepatitis-C-Virus kann sowohl eine akute als auch eine chronische Infektion verursachen. Expert:innen beschreiben die Inkubationszeit für Hepatitis C – also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung – zwischen zwei Wochen bis zu sechs Monaten. 80 Prozent der Neuinfizierten haben zu Beginn keine Hepatitis-C-Symptome.
Etwa jeder dritte HCV-Infizierte erkrankt an einer akuten Hepatitis C. Die Krankheit ist nicht lebensbedrohlich und klingt innerhalb von sechs Monaten spontan und ohne Behandlung ab.
Die typischen Symptome der akuten Hep C sind:
- Fieber
- Erschöpfungszustände
- Appetitlosigkeit
- Schwindel
- Übelkeit
- Müdigkeit
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
- dunkler Urin
- grauer Kot
- Gelenkschmerzen
- Gelbfärbung der Haut und der Lederhaut der Augen
70 Prozent der Menschen mit einer HCV-Infektion entwickeln nach Angaben der WHO eine lebenslange, oft schwere Hepatitis-C-Erkrankung. Jeder dritte Betroffene muss dann innerhalb von 20 Jahren damit rechnen, dass er eine Leberzirrhose erleidet. Die Leberzirrhose ist eine unheilbare Erkrankung, bei der das Entgiftungsorgan schleichend vernarbt und seine Funktion meist immer mehr zum Erliegen kommt.
Langfristig entwickelt sich durch eine Hepatitis C oft
- eine Entzündung der Leber
- eine Leberzirrhose
- Leberkrebs
Zu den lebensbedrohlichen Komplikationen einer Leberzirrhose zählen:
- Bauchwassersucht
- Pfortaderhochdruck
- Leberzellkrebs
- Leberbedingte Gehirnerkrankung
- Krampfadern in der Speiseröhre
Wie sieht die Hepatitis-C-Therapie aus?
Die Hepatitis C ist heute heilbar. Vor allem die Einführung neuer Arzneimittel im Jahr 2013 haben die Prognose der Patient:innen prinzipiell deutlich verbessert. Seitdem gibt es verschiedene Hepatitis-C-Kombinationsbehandlungen, die meisten enthalten den Wirkstoff Sofosbuvir. Der Wirkstoff gehört zu den neuen Virostatika , die direkt bei der Virusvermehrung ansetzen. Expert:innen nennen die neuen Arzneien daher auch direkt wirkende antivirale Medikamente (Directly Acting Antivirals, DAA). Der WHO zufolge sollten mit der neuen Hep-C-Therapie alle Menschen mit chronischer HCV-Infektion über zwölf Jahre behandelt werden. Wirkstoffe wie Daclatasvir und Sofosbuvir
- haben weniger Nebenwirkungen als alte Präparate.
- sind gut verträglich.
- ermöglichen eine deutlich kürzere Hepatitis-C-Therapie. In der Regel dauert sie zwölf Wochen.
- sind sehr sicher. Zusätzliche Tests und Überwachungen, die früher vor und während der Behandlung stattfanden, sind mit den DAA nicht mehr nötig.
- nehmen die Patient:innen als Tabletten. Die vorherige Hep-C-Therapie bestand aus einer Kombination von schmerzhaften Injektionen und Tabletten.
- Studien zeigen, dass 95 Prozent aller HCV-Patient:innen auf die Medikamente ansprechen. Die DAA sind sehr wirksam. Die aktuelle Hep-C-Therapie kann fast alle Patient:innen heilen.
Ärzte ohne Grenzen setzt sich seit Jahren auf politischer wie juristischer Ebene dafür ein, dass Patient:innen weltweit Zugang zu der innovativen Hepatitis-C-Therapie erhalten – indem die neuen DAA-Medikamente erschwinglich werden. So legte Ärzte ohne Grenzen zum Beispiel im März 2017 zusammen mit Organisationen aus 17 Ländern beim Europäischen Patentamt (EPA) Einspruch gegen das Patent des Pharmakonzerns Gilead Science auf Sofosbuvir ein. Denn jedes Patent, das in Europa vergeben wird, hat auch Auswirkungen auf den bezahlbaren Zugang zu Medikamenten in vielen ärmeren Ländern. Im September 2018 entschied das EPA, dass das Patent weiterhin Bestand hat. Ärzte ohne Grenzen ging gegen die Entscheidung in Berufung. Die Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen setzt sich dafür ein, das das Virostatikum Sofosbuvir zukünftig so vielen Hep-C-Patient:innen wie möglich zugänglich gemacht wird.