Ende März hat ein schweres Erdbeben der Stärke 7,7 Myanmar und Thailand erschüttert. Nach offiziellen Angaben gibt es bereits über 3.000 Tote und weitere Tausende wurden verletzt. Besonders dramatisch ist die Situation in den Städten Mandalay, Naypyidaw, Sagaing und in der Region Shan. Schätzungen zufolge sind 17 Millionen Menschen betroffen. Unsere Teams sind vor Ort, um akut Hilfe zu leisten.
Jetzt zählt jede Hilfe, um Menschen vor Ort medizinisch zu versorgen.
Die aktuelle Lage nach dem Erdbeben
Wir sind bereits seit 1992 in Myanmar vor Ort und helfen Menschen, die von Gewalt, Vertreibung, lebensgefährlichen Krankheiten oder Naturkatastrophen betroffen sind. Alle Mitarbeiter:innen von Ärzte ohne Grenzen, die bereits vor dem Beben in Myanmar und Thailand im Einsatz waren, sind in Sicherheit.
Nachbeben, Stromausfälle, zerstörte Straßen und Zugangsbeschränkungen beeinträchtigen die Hilfsmaßnahmen vor Ort. Zusätzlich machen es unterbrochene Telefon- und Internetverbindungen schwierig, das gesamte Ausmaß des Erdbebens zu erkennen. Vor allem in den Gegenden abseits der größeren Städte ist die Lage noch immer schwer abschätzbar. Wir rechnen mit einer dramatischen Lage in schwer zugänglichen Gebieten und rufen zu Verstärkung der Hilfsmaßnahmen auf.
Aktuell ist die bevorstehende Regenzeit eine zusätzliche Belastung. Bei Starkregen und Überflutungen sind weitere Zerstörungen und Krankheitsausbrüche möglich. Gleichzeitig belastet die Hitze von bis zu 40°C die Betroffenen.
Wir stellen uns auf einen langen und intensiven Noteinsatz ein.
Bei einer Katastrophe in diesem Ausmaß wird besonders viel akute Hilfe benötigt. Wir sind laufend mit den Behörden vor Ort in Kontakt, um möglichst rasch noch mehr Nothilfe in den betroffenen Regionen leisten zu können. Unmittelbar nach dem Erdbeben haben wir von Ärzte ohne Grenzen bekräftigt, in allen betroffenen Gebieten für umfassende medizinische Nothilfe bereitzustehen.

Wir sind vor Ort und helfen
Unsere Teams vor Ort erleben derzeit hautnah, welche Auswirkungen das Beben auf die Bevölkerung hat. Sie berichten von Menschen, die aus Angst vor Nachbeben nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren wollen, zerstörten Gebäuden und der Suche nach sauberem Wasser oder Sanitäranlagen. Auch medizinische Behandlungen müssen immer wieder im Freien durchgeführt werden. Sie berichten aber auch von einer unglaublichen Solidarität innerhalb der Bevölkerung.
Unser Fokus liegt darauf, einzuschätzen, welche medizinische Hilfe jetzt am dringendsten gebraucht wird. Dabei geht es vor allem um überlebenswichtige Operationen und die Versorgung von Verletzungen durch Gebäudeeinstürze. Wir arbeiten mit bestehenden, lokalen Einrichtungen zusammen, um eine nachhaltige Versorgung zu unterstützen.
Nach den Erkundungsmaßnahmen in Mandalay hat unser Team bereits mit ersten Hilfsmaßnahmen begonnen. Aktuell stellen wir sauberes Trinkwasser in großen Wassertanks bereit, installieren neue Rohrleitungen und Pumpen und unterstützen das Abfallmanagement.
Sauberes Wasser und eine stabile Energieversorgung sind für Gesundheitseinrichtungen unbedingt notwendig. Unsere Erkundungsteams vor Ort bestehen deshalb aus medizinischem Personal, Logistiker:innen und Wasser-, Sanitär- und Hygiene-Expert:innen.
Viele Krankenhäuser in der betroffenen Region sind nicht funktionsfähig. Das betrifft auch Operationssäle für Notfälle und wichtige Eingriffe wie Kaiserschnitte. Wir stärken aktuell die Sekundärversorgung, um die lokalen Gesundheitseinrichtungen zu entlasten. Im Allgemeinen Krankenhaus von Mandalay unterstützen wir außerdem mit Wasserpumpen und bei der Stromversorgung. Für zwei provisorische Stationen konnten wir bereits die Arbeiten an der Elektrik fertigstellen. Außerdem verteilen wir Ventilatoren, um den Patient:innen bei der bestehenden Hitze von bis zu 40°C Abkühlung zu bieten.
Gleichzeitig haben unsere mobilen Teams begonnen, in provisorischen Unterkünften, darunter auch in Klöstern, medizinische Hilfe zu leisten. Neben Mandalay sind auch mobile medizinische Teams in Amarapura, Ble Bla und Kyuakse geplant.
![]()
Wir stellen uns auf einen langen und intensiven Einsatz ein. Der Aufbau einer Gesundheitsversorgung, die die Bedürfnisse der Menschen abdecken kann, die von langjährigen Krisen schwer gezeichnet sind, ist eine enorme Aufgabe.
![]()
Unsere Arbeit vor Ort umfasst auch psychologische Hilfe. Durch das Erdbeben wurden Menschen traumatisiert und erfahren enormen psychischen Stress. Derzeit schulen wir Personal und studentische Freiwillige zu psychologischer Nothilfe. Sie sind bereits im Einsatz, um in Gesprächen mit Patient:innen auf chirurgischen, orthopädischen und Trauma-Stationen in örtlichen Krankenhäusern psychologische Erste Hilfe zu leisten.
In Amarapura, außerhalb von Mandalay, unterstützen wir ebenfalls mit Wasser und sanitärer Hilfe und verteilen lebenswichtige Hilfsgüter. Die Schäden im Krankenhaus von Amarapura werden derzeit noch untersucht.
Auch in den Orten Kyuakse, Tada-U und Ble Bla wird die Lage derzeit erkundet, um gezielt Hilfe leisten zu können. Die betroffenen Krankenhäuser sind teilweise zerstört, Menschen werden im Freien behandelt und es fehlt an wichtiger medizinischer Ausrüstung.
Neben Mandalay sind unsere Teams seit Beginn des Hilfseinatzes auch in Naypyidaw vor Ort. In der, 2005 ernannten, Hauptstadt von Myanmar wurden Gesundheitseinrichtungen zerstört. Die Anzahl der Krankenhausbetten ist stark reduziert und die Versorgung der vom Erdbeben betroffenen stellt eine große Herausforderung dar. Wir sind in Kontakt mit dem Gesundheitsministerium und haben unsere Hilfe angeboten.
Große Sorgen bereitet unserem Team vor Ort auch die bevorstehende Regenzeit. Es kann zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommen, wordurch nicht nur weitere Zerstörungen, sondern auch Krankheitsausbrüche möglich sind. Gerade durch Wasser übertragbare und andere Infektionskrankheiten wie Cholera und Dengue-Fieber sind eine Gefahr für die betroffenen Menschen. Wichtig sind jetzt Sofortmaßnahmen wie die verstärkte Bereitstellung von sauberem Wasser, hygienischen sanitären Einrichtungen, die Verteilung von Moskitonetzen und die Förderung von Hygienemaßnahmen.









Schnelle Hilfe jetzt entscheidend
In den ersten Stunden und Tagen nach dem Erdbeben ist es besonders entscheidend, mit Erkundungsteams schnell die Lage zu erfassen und dringende medizinische Hilfe zu leisten. Auch die Versorgung mit Wasser und Sanitäranlagen ist wichtig, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern.
Viele Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt und müssen jetzt repariert werden. Teilweise werden provisorische Stationen errichtet, um Patient:innen zu behandeln.
Auch die regelmäßige Versorgung von Patient:innen mit chronischen Erkrankungen, wie etwa HIV/AIDS, Tuberkulose, Diabetes oder Bluthochdruck muss sichergestellt werden.
Das schwere Erdbeben hat schlimme Folgen für die Menschen - viele haben ihr Zuhause verloren, haben keinen Zugang zu medizinischer Hilfe oder zu sauberem Trinkwasser.
Unsere Hilfe nach Naturkatastrophen
Der erste Schritt der Hilfe nach Naturkatastrophen ist die Lage vor Ort zu kennen. Wir kontaktieren lokale Behörden und schicken unsere Erkundungsteams mit Einsatzleiter:innen, Notfallmediziner:innen und Logistiker:innen.
Sie klären den Hilfsbedarf und planen, wie wir am besten helfen können. Dazu sammeln sie wichtige Informationen – zur Zahl der Verletzten, zur Ausbreitung von Krankheiten und zur Situation von Überlebenden. Dann schicken wir unsere Teams und Hilfsgüter auf den Weg.
Aus unserer Erfahrung sind folgende Schritte notwendig:
- Schnelle medizinische Hilfe: Lebensnotwendige Versorgung wie Operationen, die Behandlung von Verletzungen und Wunden.
- Lokale Gesundheitseinrichtungen unterstützen und wiederherstellen.
- WASH-Maßnahmen (Wasser, Sanitär und Hygiene): Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen und Sanitärmaßnahmen ergreifen, um Krankheitsausbrüche zu verhindern.
- Psychologische Hilfe: Erdbeben sind eine psychische Ausnahmesituation. Psychologische Betreuung ist kurz-, mittel- und langfristig wichtig.
- Logistische Unterstützung: Um medizinische Ausstattung und Zelte in die betroffenen Regionen zu bringen.
Mit einer Spende für unseren Katastrophenfonds sind unsere Teams jederzeit einsatzbereit.
Im Falle einer Notsituation können wir auf diese Ressourcen zurückgreifen und Menschen in Not schnell helfen.