Wie gelangen Medikamente in den Südsudan?

Kommentar von Barbara Trattnig
24.03.2016
Jetzt sind schon über 6 Wochen vergangen und hier im Südsudan ist so viel passiert, dass mir manchmal die Worte fehlen und ich sprachlos bin...

Jetzt sind schon über 6 Wochen vergangen und hier im Südsudan ist so viel passiert, dass mir manchmal die Worte fehlen und ich sprachlos bin...

Nach den Übergriffen in Malakal (siehe Blogbericht von Marcus Bachmann, unserem Einsatzleiter vor Ort) kann ich nur meinen größten Respekt für alle Teams von Ärzte ohne Grenzen ausdrücken, die in dieser schweren Zeit wirklich ihr Bestes gegeben haben und weiter arbeiten. Solche Ereignisse bringen mich natürlich auch ins Grübeln – aber der Gedanke, nach Hause zu fliegen, ist mir bis jetzt nicht gekommen.

Der erste Einsatz ist sicher immer eine Herausforderung und es gibt Tage, an denen ich auch an mir zweifle. Aber eines meiner Credos ist, dass ich an jeder Herausforderung wachse und ich dadurch auch lerne – und das jeden Tag. Ich begegne auch immer wieder Problemen, die anfangs unlösbar sind, aber irgendwie findet sich dann doch eine Lösung.

Barbara Trattnig/MSF
Ich zeige unseren Community-GesundheitshelferInnen den Umgang mit einem „MUAC“-Band – damit wird der Ernährungszustand von Kindern erhoben, indem man den Umfang des Oberarms misst.

Mein Alltag als Krankenschwester und Leiterin der „Outreach“-Aktivitäten (außerhalb des Projekts) und der Apotheke ist jeden Tag anders und auch jeden Tag eine Bereicherung.

Die Medikamentenbestellung – ein Balanceakt

Ich bin im Projekt für die Medikamentenbestellung und auch für die Bestellungen der Einheiten zuständig – das heißt, dass alle Abteilungen genügend Vorrat für eine Woche bestellen und keine Extrabestellungen kommen. Auf der anderen Seite sollte aufgrund der Lagerbedingungen nicht zu viel gelagert werden.

Es ist manchmal nicht so einfach, diese Kalkulation mit den Mitarbeitern zu machen. Außerdem sollte es durch Weiterbildungen und Trainings gelingen, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Teams zu erreichen. Mein Ziel ist es also, dass die Mitarbeiter selbstständig bestellen und im Voraus planen können. Das klingt in der Theorie immer einfacher, als es in der Praxis ist. Aber ich gebe mein Bestes, um dieses Ziel umzusetzen.

In der Apotheke habe ich einen Mitarbeiter, der mich bei meinen Tätigkeiten tatkräftigt unterstützt. Da er selbst aus dem Vertriebenenlager kommt, kann er mir auch manchmal den Hintergrund erklären, der mir in manchen Situationen  fehlt.

Jeden Tag das Beste geben

Meine lieben Leute, ich gebe jeden Tag mein Bestes und ich arbeite daran, diesen Einsatz unvergesslich zu machen! Um auch wieder Kraft zu tanken oder einfach mal abzuschalten laufen wir morgens, bevor der Tag beginnt, den Nil entlang – zwar nicht täglich aber doch regelmäßig. Dabei beobachten wir die Natur, wie sie aufwacht, und das Treiben in den Lagern.

Barbara Trattnig/MSF
Während des „Outreach“, den Aktivitäten außerhalb des Projekts: Wir sind auf dem Weg durch das Lager, um die Situation der Latrinen zu begutachten. Wir kümmern uns hier in einem eigenen Programm um Wasser & Sanitär, und dazu gehört auch eine entsprechende Gesundheitsaufklärung.

Für die Menschen hier schaut es sicher sehr lustig aus, wenn die „Kawayas“ (die Weißen) im Lager herumlaufen – aber es ist ein guter Start in den Tag und Sonntagabend gibt es immer einen Film unter Sternen... Auch das hilft, vom Alltag ein wenig abzuschalten.

I keep on working!

Eure
Barbara

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24.03.2016
19:52
MarianneD

Liebe Barbara,
vielen Dank für diesen Einblick und deine Bereitschaft, dich für Menschen einzusetzen, die in kein privilegiertes Leben hineingeboren wurden.
Liebe Grüße aus dem "sicheren Europa" und weiter so!

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