Wassermangel, Stromausfälle, fremde Krankheiten - das Abenteuer hat begonnen

Kommentar von Tanja Rau
09.08.2013
Wassermangel, Stromausfälle, fremde Krankheiten - das Abenteuer hat begonnen

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Nach 7 Wochen gewöhne ich mich langsam an den Arbeitsrhythmus, die Kollegen und das Arbeitsumfeld. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings vieles hier in Arua im Nordwesten von Uganda.

Um einen klitzekleinen Einblick zu geben: Es ist zum Beispiel eine Herausforderung, manchmal ohne Wasser auskommen zu müssen (in der Regenzeit!?), öfters fällt auch der Strom aus. Der Umgang mit den Patienten, das Arbeitspensum, die Vielfalt der für mich noch sehr fremden Krankheiten und nicht zuletzt die Kost, die Wohnsituation mit anderen Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen und das Klima machen das Leben hier zum Abenteuer.

Bevor Ärzte ohne Grenzen hier war, wurde der Tuberkulose-Klinik nicht viel Beachtung geschenkt. Für die Patienten, die hier her gebracht wurden, war es oft die letzte Station mit wenig Hoffnung. Auch jetzt versterben noch viele Patienten (etwa die Hälfte ist HIV positiv und in einem klinisch späten Stadium), aber dank intensiver Arbeit durch Ärzte ohne Grenzen und auch dem Gesundheitsministerium konnte die Mortalitätsrate signifikant gesenkt werden.

Für mich persönlich ist es manchmal schwer verkraftbar, wenn so junge Patienten versterben, obwohl man alles, was hier möglich ist, versucht hat zu unternehmen. Die Medikamentenauswahl und Quantität ist sehr beschränkt, genauso die Diagnostikmöglichkeiten. Oft muss ich lediglich nach der körperlichen Untersuchung und Patientenbefragung ohne weitere Diagnostik beginnen zu therapieren.

Neben HIV/Aids und Tuberkulose zählen herkömmliche bakterielle und virale Infektionen, Malaria, Kryptokokken-Meningitis, Schistosomiasis und etliche Wurmerkrankungen zu den häufig auftretenden Krankheiten. Lepra, Schlafkrankheit und Tollwut sind seltener.

Derzeit liegt unser Hauptaugenmerk auf einer guten Zusammenarbeit mit peripheren Gesundheitseinrichtungen. Es ist sehr wichtig, dass Patienten in ihrer näheren Wohnumgebung  therapiert werden, weil viele nur so erreicht werden können – oft ist der Weg von Heim zum Krankenhaus zu weit und kann nicht bewältigt werden – und weil das Referenzspital in der Hauptstadt Arua (ARRH - Arua Regional Referral Hospital) ein Zentrum für komplizierte Fälle werden soll.

In den nächsten Tagen beginnen wir Baupläne für unsere Behandlungsstation für Patienten mit multiresistenter Tuberkulose zu entwerfen. Ich mache mir Gedanken über Hygienevorschriften, internationale Standards und den Möglichkeit, diese durchzusetzen.

Ärzte ohne Grenzen erstellt neben den monatlichen Berichten auch Quartalsberichte. Diese sind sehr umfangreich und dadurch mit viel Arbeit verbunden. Da ich bis dato noch nicht mit Statistik zu tun gehabt habe, muss ich einiges dafür lernen.

Seit ein paar Wochen herrschen Unruhen und Kämpfe in der benachbarten Demokratischen Republik Kongo. Viele flüchten über die Grenze. Ärzte ohne Grenzen hat begonnen ein Notfallsprojekt zu starten. Der HIV-Arzt mit einem Team ist gerade vor Ort und überbrückt die Zeit bis das Notfallsteam ankommen ist. Das bedeutet für meinen medizinischen Teamleiter und mich, dass wir seine Arbeit übernehmen müssen, was nicht ganz einfach ist, aber wir geben unser Bestes.

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