Kommentar von Barbara Trattnig
26.09.2023
Die Wienerin Barbara Trattnig ist Medizinische Leiterin bei Ärzte ohne Grenzen und war mit uns unter anderem schon im Südsudan, im Irak und in Venezuela auf Einsatz. Die diplomierte Krankenschwester teilt ihre bisherigen Erfahrungen und erzählt, was sie dazu motiviert, auf Einsatz zu gehen.

Ich habe 2016 als Krankenschwester bei Ärzte ohne Grenzen begonnen. Mittlerweile bin ich als Medizinische Leiterin tätig und habe bereits mehrere Einsätze absolviert.

Vom Kindheitstraum zur Realität

Ich habe schon als Kind davon gesprochen, dass ich mit Ärzte ohne Grenzen auf Einsatz gehen möchte.

Ich habe das dann aber irgendwann als Kindheitstraum abgetan. Jahre später hatte ich ein Gespräch mit einer meiner besten Freundinnen über Kindheitsträume - dann ist das wieder aufgekommen. 

Danach bin ich in mich gegangen und habe mir gedacht: Eigentlich möchte ich das immer noch. Ich habe mich dann beworben, bin genommen worden, habe gekündigt – und bin auf meinen ersten Einsatz gegangen.

Momente, die einen Unterschied machen

In einem Kriegsgebiet sind es oft die kleinsten Momente, die einen Unterschied machen: Wenn ein Kind wieder lächeln kann. Wenn sehr viele Patient:innen gleichzeitig in die Notaufnahme kommen und man es als Team schafft, alle zu betreuen. 

Besonders erinnere ich mich an ein junges Mädchen in Syrien. Es hatte heftige Verbrennungen am ganzen Körper, konnte sich nicht mehr bewegen. Wir haben sie mehrmals operiert und medizinisch versorgt. Sie hat dann Physiotherapie gemacht, das war sehr schmerzhaft. Weil sie gerne gezeichnet hat, haben wir Papier und Buntstifte organisiert. Und die Physiotherapie mit dem Zeichnen verbunden. In der Woche, in der ich nach Hause gefahren bin, ist sie das erste Mal auf Krücken gegangen. Das war ein langer Weg – ich war vier Monate dort. Wenn man als Team für eine Patientin zusammenarbeitet, kann man das Beste erreichen. Solche Momente machen die Hilfe für mich aus.

Ich gehe auf Einsatz, weil ich als Teil von Ärzte ohne Grenzen eine Veränderung für die Patient:innen sein kann.

Ich stecke mein ganzes Herzblut rein: Wenn ich zuhause bin, will ich schon wieder dorthin, wo es am meisten gebraucht wird.

Bidoibidi
Frederic NOY/COSMOS

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