Das ist Bella.

Kommentar von Tanja Rau
19.12.2013
Das ist Bella.

Das ist Bella. Sie ist eine meiner Patientinnen im Behandlungszentrum für medikamentenresistente Tuberkulose (DR-TB), 24 Jahre alt. Sie hat zusammen mit ihrer Schwester im Juli einen langen Weg zurückgelegt (krank und zu Fuß), um hier im Arua Regional Referral Hospital auf Heilung zu hoffen. Körperlich und geistig erschöpft und unterernährt haben wir sie hier aufgenommen. Es dauerte lange bis die richtige Diagnose herausgefunden wurde, leider hat sie auch diesen Sommer erfahren, dass sie HIV positiv ist. Ihre Schwester ist das einzig noch übrig gebliebene Familienmitglied, das sie hat. Ihre Eltern und andere Familienmitglieder sind früh gestorben.

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Patientin Bella in der Tuberkulose-Klinik in Arua, Uganda (c) Tanja Rau/MSF

Gemeinsam mit unseren Patientenberatern haben wir es geschafft, dass wir hin und wieder ein Lächeln von ihr geschenkt bekommen. Jeder Tag ist besser als der vorherige. Die Symptome beginnen langsam milder zu werden und die Situation wird immer leichter verkraftbar. Um einen Ansporn zu geben, Gewicht zu zunehmen, haben wir eine Wette abgeschlossen: Sobald sie 40 kg wiegt, bekommen sie und ihre Schwester einen Kuchen von mir. Ich bin schon gespannt, wann dieses Gewicht erreicht sein wird. Leider haben wir heute bestätigt bekommen, dass ihre Nieren nicht voll funktionstüchtig sind. Das heißt, wir müssen mit der Therapie pausieren. Hoffentlich wird es nicht so schlimm, dass sie zur Dialyse nach Kampala fahren muss. Das würde bedeuten, dass sie für eine lange Zeit (etliche Monate) dort leben müsste. Dies zu managen ist sehr schwierig, weil ihre Schwester im Norden des Landes arbeitet, Bella keinen Fürsorger hätte in Kampala und wir auch nur bis Juli nächsten Jahres hier sind um mit ein wenig finanzieller Unterstützung zu helfen (Wohnung, Kost). Hoffen wir auf das Beste und die Nieren versagen nicht ganz!! Haltet uns die Daumen! Letzte Woche haben wir es auch geschafft, ein wenig “Wohlfühl-Charakter” in unser Behandlungszentrum zu bringen. Der alte, seit Monaten kaputte Radio wurde durch einen neuen ersetzt, ich habe meine UNO Spielkarten gespendet und die Patientenkost wurde nach Monate langem diskutieren und verhandeln auch umgestellt. DR-TB Patienten sind hier für mehrere Monate aufgenommen. Bis sie nicht mehr infektiös und damit eine Ansteckungsgefahr für die Bevölkerung sind sollten sie auch in diesem Klinik-Bereich bleiben. Das Gefühl, in einem Gefängnis zu sein, das Ertragen von Schmerzen und Erschöpfung und auch die Angst vor dem Tod sind täglich zu überstehen. Jeder von ihnen muss 15-20 Tabletten pro Tag schlucken. Mein Ziel ist es neben der medizinisch professionellen Versorgung auch ein wenig Liebe und Wärme zu geben.

Hinweis: Ärzte ohne Grenzen hat im vergangenen Jahr 29.000 Tuberkulose-PatientInnen in 30 Ländern und 1.780 PatientInnen mit medikamentenresistenter TB (DR-TB) in 18 Ländern behandelt. Ab sofort kann eine weltweite Petition unterzeichnet werden, um die Forderung von PatientInnen und ihren medizinischen Betreuern nach besseren Behandlungsmöglichkeiten für medikamentenresistente Tuberkulose zu unterstützen

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17.01.2014
13:52
Roberta Winkler

Liebe Tanja!
Bin zufällig auf deinen Bericht gestoßen und finds einfach großartig, was du machst!!!!
Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst. Wir haben gemeinsam für - ich glaub es war Biochemie - gelernt und uns einige Male getroffen, dann aber aus den Augen verloren.
Ich bin mittlerweile wieder in Kärnten, Mutter zweier Kinder und am Ende meines Turnus und ich bin voll Bewunderung für die Arbeit, die du leistest, denn es ist sicher unheimlich zeitintensiv und oftmals sehr schwierig unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Aber ich bin mir sicher daß du auch viele schöne Erinnerungen mitnehmen kannst und die Leute dort sehr dankbar sind.
Würd mich sehr freuen, wieder mal was von dir zu hören. Ich wünsch dir auf jeden Fall noch ganz viel Erfolg, Kraft und schöne Momente!!
Viele liebe Grüße
Roberta (Robsi)

27.01.2014
16:05
Tanja Rau

Hallo Roberta,

Na klar kann ich mich an dich erinnern!! Wow, wie lange ist das nun her? 13 Jahre ?
Ich wuensche Dir und Deiner Familie auch alles, alles Liebe.
Danke fuer deine superlieben Worte !!
Ich wiederum bewundere jede Mutter auf dieser Welt, ihr seid 24 h / 7 Tage die Woche im Dienst... hallelujah!
Moegest du immer Rueckenwind haben!

Alles Liebe
Tanja

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