Chai statt Kernöl: Mein 1. Einsatz in Pakistan

Kommentar von Emails aus dem Einsatz
22.10.2014
Chai statt Kernöl: Mein 1. Einsatz in Pakistan

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Florian Reitbauer ist auf seinem ersten Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen für sechs Monate in Pakistan. Seit Juli arbeitet er in Hangu als Administrator in einem Krankenhaus. Nach der ersten Halbzeit berichtet er in einer „Email aus dem Einsatz“ von seinem Alltag.

Rechtzeitig zur Halbzeit melde ich mich aus Hangu – kaum zu glauben, aber es sind nun tatsächlich schon drei Monate vergangen. Gefühlsmäßig ist das irgendwo angesiedelt zwischen "Ja, die Zeit verfliegt auf Grund der vielen erledigten Arbeit" und "Mir rennt die Zeit davon, noch so viel zu tun!".

Was hat sich seit Anfang Juli getan? Zuerst war ich mal damit beschäftigt, mir einen Überblick zu verschaffen, da hier logischerweise alles neu und alles etwas "anders" funktioniert. Bei mir hat‘s vielleicht etwas länger gedauert - es hat rund 1,5 Monate gebraucht, bis man das Projekt etwas durchleuchtet und verstanden hat. Hinzu kommen dann auch noch die allmonatlichen Aufgaben wie Buchhaltung, Lohnverrechnung abschließen,… das Budget für 2015 steht auch bereits an. Eine Herausforderung!

Florian Reitbauer in Pakistan
MSF

Hier ein Foto von mir beim Tee trinken – werde immer wieder von unseren Sicherheitsmännern eingeladen auf einen extrem süßen Chai! Dann versucht man, Geschichten auszutauschen. Das heutige Gespräch war super interessant, da mir Ali viel von seinem Werdegang erzählt hat… © Florian Reitbauer/MSF

In meiner ersten Woche war ich hier gleich mit der Rekrutierung von MitarbeiterInnen für das „DTC“ beschäftigt (engl. „Diarrhoe Treatment Center“, eine Station zur Behandlung von Durchfall). Die Maßnahme fand nur dazu statt, das Gesundheitsministerium im Fall eines Ausbruchs von Durchfallerkrankungen unterstützen zu können. Im Zuge der Personalarbeit wurde mir erstmals klar, wie sehr der kulturelle Hintergrund, Religion und Staatszugehörigkeit in diesem Umfeld mitspielen. Sehr interessant, aber sehr schwierig nachzuvollziehen - zumindest für mich.

Wir hatten jedoch Glück und es gab keinen Ausbruch bzw. hat das Ministerium alle Fälle gemeistert – die für die Behandlungen vorgesehenen Zelte wurden vorletzte Woche abgebaut, unsere Krankenwagen haben wieder ihren alten Stellplatz.

Der August war sehr abwechslungsreich mit wechselnden neuen Teammitgliedern. Das bedeutet ganz oft Meetings und Diskussionen, die bereits mehrmals stattgefunden haben, erneut zu führen...

Aber nun zum wichtigsten: Nächsten Montag geht‘s ab in den Urlaub :-) Istanbul und die „Prinzessinneninseln“ (die heißen tatsächlich so)… Ansonsten alles beim alten – mir geht’s gut. Es ist noch immer heiß. Jeder, der mir erzählte, es wird kühl in Pakistan, ist für mich ein Lügner ;-)

Vermisse Kernöl und gutes Schwarzbrot und hätte hin und wieder gern ein Gläschen Rotwein oder ein kühles Bier. Uuuuund Tofu.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1986 in Pakistan tätig und hilft der der lokalen Bevölkerung und afghanischen Flüchtlingen, die Opfer von bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen wurden oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. In Hangu im Nordwesten des Landes nahe der Grenze zu Afghanistan unterstützen unsere Teams Notaufnahme, Chirurgie und Geburtshilfe im Tehsil-Krankenhaus. Hier mehr über die Aktivitäten erfahren: Einsatzland Pakistan

Weitere Blogbeiträge aus Pakistan lesen:
Florian Eder | Das Krankenhaus im Armenviertel

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