Papstbesuch auf Lesbos: Ärzte ohne Grenzen fordert erneut Evakuierung

03.12.2021
Rund 2.200 Geflüchtete leben immer noch im provisorisch errichteten Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos. Dieses Wochenende wird Papst Franziskus auf der Insel erwartet.

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Rund 2.200 Geflüchtete leben immer noch im provisorisch errichteten Lager Kara Tepe (Mavrovouni) auf der griechischen Insel Lesbos. Dieses Wochenende wird Papst Franziskus auf der Insel erwartet. Ärzte ohne Grenzen betont: „Der nächste Winter steht bevor. Menschenwürdige Lebensbedingungen müssen dringend geschaffen werden.“ 

Im Laufe des Jahres hat die Anzahl der in den Lagern auf den griechischen Inseln untergebrachten Menschen deutlich abgenommen. Um die Überfüllung zu reduzieren, wurden viele Geflüchtete in andere Lager aufs Festland umgesiedelt. Zur selben Zeit nahmen Berichte von Menschen zu, die Pushbacks erlebt oder dokumentiert haben, und humanitäre Hilfe für Neuankommende wurde reduziert. 

Durch die Reduzierung der Bewohner:innenzahl im Lager Kara Tepe (Mavrovouni)  haben sich die Lebensbedingungen etwas verbessert. Dennoch sind sie immer noch menschenunwürdig und unzureichend. Die Menschen sind aufgrund der Lage des Camps direkt an der Küste extremen Wetterbedingungen wie starkem Wind ausgesetzt. Während der nächste Winter naht, gibt es immer noch keine ausreichende Versorgung mit Heizstrahlern und aufgrund der schlechten Stromversorgung oft keine Elektrizität. Auch die Hygienebedingungen sind ein großes Problem: Die Bewohner:innen klagen über Kakerlaken, Mäuse und Bettwanzen.  

Kostantinos Psykakos, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen, betont anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus:  

„Wir hoffen, dass der Besuch des Papstes dazu beitragen wird, zusätzliche Aufmerksamkeit auf die dramatischen Ereignisse in der Ägäis und auf den griechischen Inseln zu lenken. Heute verweigert eine zunehmend restriktive Politik den Menschen den Zugang zu menschenwürdigen Bedingungen und fairen Asylverfahren, sobald sie in Europa sind.  Das Leid, das unsere medizinischen Teams beobachten und  zu lindern versuchen, ist völlig vermeidbar. Es ist das Ergebnis dieser absolut einseitigen Priorität der EU und Griechenlands, Migration zu stoppen und Menschen um jeden Preis davon abzuhalten, Asyl in Europa zu beantragen. 

Es ist höchste Zeit, dass sich die Staats- und Regierungschefs der EU darauf konzentrieren, wie Menschen in Not geschützt und unterstützt werden können, anstatt zu versuchen sie zu stoppen, abzuschrecken, einzusperren und sie zurückzudrängen.“   

Ärzte ohne Grenzen erneuert daher den dringenden Appell, die Menschen zu evakuieren – zuallererst Personen mit erhöhten medizinischen Bedürfnissen und besonders schutzbedürftige Menschen. Auch Österreich muss dazu beitragen und Schutzsuchende aufnehmen. 

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen sind vor Ort und leisten psychologische Betreuung für Kinder und Erwachsene, bieten besondere Gesundheitsversorgung für Frauen, Familienplanung und führen Impfkampagnen durch.