Litauen: Wiederholte Pushbacks bei eisigen Temperaturen

15.12.2022
Dutzende Menschen werden an der litauischen und lettischen Grenze zu Belarus immer wieder zurückgedrängt und müssen bei eisiger Kälte bis zu mehreren Wochen im Wald ausharren.

Dutzende Menschen, die versuchen, in der Europäischen Union Zuflucht zu suchen, werden an der litauischen und lettischen Grenze zu Belarus immer wieder zurückgedrängt und müssen bis zu mehreren Wochen im Wald ausharren, teilte die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen heute mit. Ärzte ohne Grenzen fordert die litauischen und lettischen Behörden auf, alle Pushbacks an den Grenzen zu stoppen, da diese nur dazu dienen, Geflüchtete zu traumatisieren und schwere Verletzungen zu verursachen sowie den Menschen ihr Recht verweigern, Sicherheit zu suchen.

„Vierzehn Menschen, darunter auch Kinder, mussten in den letzten Wochen ins Krankenhaus eingeliefert werden", erklärt Georgina Brown, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Litauen und Lettland. „Bei mehreren Menschen mussten Arme oder Beine amputiert werden, und bei einigen Patient:innen ist immer noch unklar, ob ihre Gliedmaßen gerettet werden können. Ein junger Mann erzählte mir, er habe eine Woche im Wald verbracht. Als die Grenzbeamten ihn erwischten, taten ihm die Füße so weh, dass er weinte. Er zeigte ihnen den schlechten Zustand, aber sie drängten ihn trotzdem zurück. Nun musste er sich einer Amputation unterziehen.

Vermeidbares Leid

Im letzten Jahr haben tausende Menschen aus Ländern wie dem Irak, der Demokratischen Republik Kongo, Syrien, Kamerun und Afghanistan versucht, die Grenze von Belarus nach Polen, Litauen und Lettland zu überqueren. Die Regierungen aller drei Länder verhängten den Ausnahmezustand. Grenzschutzbeamte in Litauen und Lettland drängen Menschen durch den Zaun zurück, so dass sie ohne Schutz und ohne ausreichend Nahrung und Wasser im Wald festsitzen. Im letzten Winter starben mindestens 27 Personen an den Grenzen, wobei die tatsächliche Zahl höher sein dürfte. Brown: „Das Leid ist vermeidbar und völlig inakzeptabel. Menschen werden auch heuer sterben, wenn sich das nicht ändert.“

Durch die Pushbacks werden Migrant:innen ihre grundlegenden Rechte verweigert, wie das Recht, Asyl zu beantragen oder medizinische Versorgung zu erhalten.

Trotz der harten Winterbedingungen werden die Pushbacks täglich fortgesetzt und die Menschenwürde wie auch die Rechte der Menschen missachtet. Ärzte ohne Grenzen fordert die litauischen und lettischen Behörden auf, der feindseligen Politik, die vorsätzlich unsichere Bedingungen für schutzsuchende Menschen schafft und ihr Leid nur weiter verstärkt, ein Ende zu setzen. 

Eva Hosp, Media und Events

Eva Hosp

Media & Events