Kenia: Cholera-Ausbruch in Dadaab-Flüchtlingslagern besorgniserregend

30.05.2023
Es werden dringend mehr Mittel benötigt, um eine drohende Gesundheitskatastrophe in den Flüchtlingslagern von Dadaab abzuwenden: Fast 2.800 Menschen sind von einem Cholera-Ausbruch bisher bereits betroffen. Es besteht die unmittelbare Gefahr des Ausbruchs weiterer Magen-Darm-Erkrankungen.

Die internationale medizinische Organisation Ärzte ohne Grenzen warnt: Es werden dringend mehr Mittel benötigt, um eine drohende Gesundheitskatastrophe in den kenianischen Dadaab-Flüchtlingslagern abzuwenden. Fast 2.800 Menschen sind von einem Cholera-Ausbruch in den Lagern bisher bereits betroffen. Es besteht die unmittelbare Gefahr des Ausbruchs weiterer Magen-Darm-Erkrankungen. Ärzte ohne Grenzen fordert Hilfsorganisationen und alle Akteure zu sofortigem Handeln auf, um die unhygienischen Lebensbedingungen und die Überbelegung der Lager zu verbessern.

In den drei Flüchtlingslagern des Dadaab-Komplexes im Nordosten Kenias leben über 300.000 Geflüchtete, die meisten von ihnen aus dem benachbarten Somalia. Aufgrund der anhaltenden Dürre in Somalia ist die Zahl der neu ankommenden Menschen in den letzten Monaten rapide angestiegen, was zu einer starken Überbelegung und einem erhöhten Druck auf die Versorgung mit Trinkwasser und Latrinen, geführt hat.

„Der Ernst der Lage erfordert dringende Maßnahmen, insbesondere in den Bereichen Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen und Hygiene", erklärt Hassan Maiyaki, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Kenia. „Wir haben bereits den schlimmsten Cholera-Ausbruch seit fünf Jahren erlebt, und das Risiko, dass weitere Epidemien ausbrechen, ist hoch. Sollte das passieren, würde dies die medizinischen Kapazitäten in den Lagern übersteigen, was katastrophale Folgen haben könnte."

Der derzeitige Cholera-Ausbruch ist auf eine generell verringerte Wasserver- und Abwasserentsorgung in den Lagern zurückzuführen. Nach Angaben der in den Camps tätigen humanitären Organisationen hat heute fast die Hälfte der dort lebenden Menschen keinen Zugang zu funktionstüchtigen Latrinen, was zu offener Defäkation in und um die Lager führt. Dadurch besteht ein höheres Risiko für den Ausbruch von Krankheiten.

Das kenianische Gesundheitsministerium und humanitäre Organisationen haben Cholera-Impfungen und Gesundheitskampagnen durchgeführt, um den Menschen zu helfen, sich vor der Krankheit zu schützen. Um aber den Ausbrucheinzudämmen, ist eine Verbesserung der Wasser- und Sanitärinfrastruktur erforderlich.  Nitya Udayraj, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Kenia: „Trotz unserer Gesundheits- und Impfkampagne bleibt die Eindämmung des Cholera-Ausbruchs außer Reichweite, wenn nicht vorrangig Ressourcen für nachhaltige präventive Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen bereitgestellt werden."

Ärzte ohne Grenzen fordert dringend mehr Mittel für Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen

In Dagahaley, einem der drei Lager, aus denen Dadaab besteht betreibt Ärzte ohne Grenzen ein Krankenhaus. Allein dort haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen seit Beginn des Ausbruchs im November 2022 mehr als 1.120 Cholera-Fälle und zwei Todesfälle gemeldet.

In den letzten Wochen haben die Teams 150 Gemeinschaftslatrinen gebaut, sowohl innerhalb der Lager als auch in den Außenbezirken, wo rund 9.000 neu angekommene Geflüchtete in der umliegenden Wüste rudimentäre Unterkünfte errichtet haben. Dort stellt Ärzte ohne Grenzen  derzeit täglich rund 50.000 Liter Trinkwasser zur Verfügung und hat rund 1.000 dieser Haushalte mit Plastikplanen, Matten und Flüssigseife versorgt.

Die kenianische Regierung hat Pläne zur Wiedereröffnung eines vierten Lagers - Ifo 2 - angekündigt, um Neuankömmlinge aufzunehmen und die Ressourcen in den bestehenden Lagern zu entlasten. Ärzte ohne Grenzen fordert, dass diese Pläne dringend umgesetzt werden und dass in allen vier Lagern mehr Mittel für Wasser und sanitäre Einrichtungen bereitgestellt werden.

Die internationale Gemeinschaft, Geber und Hilfsorganisationen müssen dringend auf die Krise in Dadaab reagieren und unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um die alarmierenden sanitären Bedingungen zu verbessern und die weitere Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Längerfristig fordert Ärzte ohne Grenzen die kenianische Regierung und das UNHCR auf, dauerhafte Lösungen für die in den Lagern in Dadaab eingeschlossenen Flüchtlinge zu finden.

Ärzte ohne Grenzen bietet in und um Dadaab seit fast 32 Jahren medizinische Versorgung an. Derzeit konzentrieren sich die Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen auf das Lager Dagahaley, wo die Teams von Ärzte ohne Grenzen in zwei Gesundheitsposten und einem Krankenhaus mit 92 Betten eine umfassende Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge und die Aufnahmegemeinschaften anbieten. Neben der allgemeinen Gesundheitsversorgung bieten die Teams von Ärzte ohne Grenzen Geburtenkontrolle, einschließlich geburtshilflicher Notoperationen, medizinische und psychologische Hilfe für Überlebende sexueller Gewalt, psychologische Betreuung, häusliche Insulinbehandlung und Palliativmedizin an.

Eva Hosp, Media und Events

Eva Hosp

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