18.03.2025
Beim Versuch, Personal vor der eskalierenden Gewalt in Sicherheit zu bringen, wurden am 15. März 2025 in Port-au-Prince vier Fahrzeuge von Ärzte ohne Grenzen beschossen. Dabei wurden einige Personen leicht verletzt. Ärzte ohne Grenzen verurteilt die Angriffe auf medizinisches Personal aufs Schärfste.

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Die Fahrzeuge waren klar gekennzeichnet und ihre Fahrt war den Behörden gegenüber angemeldet worden. Sie sollten Mitarbeitende aus dem Turgeau-Notfallzentrum herausbringen, wo Ärzte ohne Grenzen seine Arbeit aufgrund der eskalierenden Gewalt davor eingestellt hatte.

„Dieser Angriff ist eine deutliche Erinnerung daran, dass niemand vor der anhaltenden Gewalt zwischen bewaffneten Gruppen und den Sicherheitskräften geschützt ist. Trotz unserer Vorsichtsmaßnahmen wurden wir ins Visier genommen. Das ist inakzeptabel. Wir fordern alle Konfliktparteien dringend auf, medizinisches Personal, Gesundheitseinrichtungen und Patient:innen jederzeit zu respektieren“, sagt Benoit Vasseur, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Haiti.

Seit Ende Februar hat sich die Lage im Stadtteil Turgeau, wo Ärzte ohne Grenzen ein und Notfallzentrum betreibt, drastisch zugespitzt. Allein am 12. März wurden in der Notaufnahme 27 Gewaltopfer behandelt, darunter Frauen und Kinder aus der Umgebung. In der Nacht vom 14. auf den 15. März 2025 eskalierte die Gewalt weiter. Bewaffnete Gruppen näherten sich dem Krankenhaus bis auf wenige Meter. „Wir mussten die schmerzhafte Entscheidung treffen, die Aktivitäten in unserem Notfallzentrum in Turgeau einzustellen, um unser Personal und unsere Patient:innen zu schützen. Derzeit ist es unmöglich, den Betrieb im Krankenhaus fortzusetzen, aber wir sind entschlossen, unsere Einrichtung wieder zu öffnen, sobald die Situation dies sicher zulässt“, sagt Benoit Vasseur.

Alle Patient:innen des Notfallzentrums wurden erfolgreich an andere medizinische Einrichtungen überwiesen. Zwischen dem 24. Februar und dem 2. März 2025 hatten die Teams der Hilfsorganisation im Notfallzentrum Turgeau 314 Patient:innen behandelt. Allein im Februar 2025 hatten sie über 2.500 medizinische Behandlungen und mehr als 400 Physiotherapiesitzungen durchgeführt.

Schon zum zweiten Mal innerhalb von weniger als vier Monaten muss Ärzte ohne Grenzen den Betrieb der Gesundheitseinrichtung einstellen. Im vergangenen November musste die Hilfsorganisation alle Aktivitäten in Port-au-Prince aussetzen, nachdem es zu mehreren Angriffen und wiederholten Drohungen gegen medizinisches Personal gekommen war. Nach monatelangem Austausch mit den Behörden und Sicherheitszusagen aller Parteien nahm Ärzte ohne Grenzen den Betrieb teilweise wieder auf und konnte am 20. Jänner 2025 das Turgeau-Krankenhaus wieder öffnen.

Seit über 30 Jahren ist Ärzte ohne Grenzen in Haiti tätig und bietet allgemeine Gesundheitsversorgung, Versorgung von Gewalt- und Unfallverletzungen sowie von Brandwunden, Geburtshilfe und Betreuung von Überlebenden sexualisierter Gewalt. Seit 2021 leistet die Hilfsorganisation medizinische Notfallversorgung in Turgeau. Für die Fortsetzung dieser lebenswichtigen medizinischen Leistungen braucht es klare Garantien für die Sicherheit der Hilfskräfte.