29.04.2021
Fortschritt im Einsatz gegen Malaria: Umweltfreundliche Insektizide helfen, Malariafälle um bis zu 80 Prozent zu senken.

Der umweltfreundliche Einsatz von Insektiziden macht es möglich: Rund 311.000 Menschen werden mehrere Monate ohne Angst vor dem Stich der Moskitos, die die Malaria übertragen, leben können.

Unsere Teams haben mit ihrem Sprüheinsatz dafür gesorgt. Das ist ein tolles Ergebnis im Osten Burundis bei weltweit immer noch tragischen Zahlen: 400.000 Menschen sterben jährlich an der Infektionskrankheit, 90 Prozent von ihnen in den Ländern Afrikas.

Eine Impfung wie gegen COVID-19 ist leider noch nicht in Sicht. Deswegen kämpfen wir auch präventiv durch das Aussprühen von Häusern gegen die Krankheit. Modernste Technik hilft dabei, eine so riesige Aktion erfolgreich zu machen. Das beflügelt gleichzeitig den Teamspirit.

Benoit Missage beobachtet die Abreise des Teams, das all seine Wände und Zimmerdecken mit einem Moskito-Spray behandelt hat. “Kommen Sie wieder und besuchen Sie uns”, ruft er ihnen nach. Flaschen und Pumpen auf dem Rücken, radeln sie weiter zum nächsten Haus.

Malariafälle um 80 Prozent gesunken

Malaria ist ein großes Gesundheitsproblem in Burundi. Die Krankheit ist die Hauptursache für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei kleinen Kindern. Bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, bleibt die Vorbeugung der Schlüssel. Dazu zählen Malariamedikamente und der physische Schutz vor Moskitos – zum Beispiel durch Moskitonetze und verbesserte sanitäre Einrichtungen.

Auch die Innenraum-Besprühung ist eine dieser Präventionstechniken. Dabei wird ein Insektizid auf die Wände und Decken von Gebäuden gesprüht, das die Moskitos abtötet. Es wirkt über Monate hinweg und reduziert in Kombination mit der Verwendung von Moskitonetzen die Zahl der Malariafälle drastisch.

Die Pandemie macht die Prävention schwierig

"Vergangenes Jahr war das Sprühen ein Schlüsselfaktor für den 80-prozentigen Rückgang der Malariafälle hier", sagt Dr. Hippolyte Mbomba, Projektleiter für Malaria im Bezirk Kinyinya im Osten Burundis. "Aber um effektiv zu sein, muss das Sprühen extrem sorgfältig vorbereitet, ausgeführt und wiederholt werden.”

Durch die COVID-19-Pandemie werden die herkömmlichen Bemühungen, gegen Malaria vorzugehen, in vielen Ländern erschwert. Um der Ausbreitung des Virus Einhalt zu gebieten, sind vielerorts Grenzen und Betriebe geschlossen.

Dadurch konnten u. a. auch Verteilungen von Anti-Moskito-Netzen nicht in gewohntem Umfang stattfinden. Außerdem sind Gesundheitssysteme durch die Behandlung von COVID-Patientinnen und Patienten bereits stark belastet bzw. überlastet. Umso wichtiger sind daher vorbeugende Maßnahmen, wie unsere Teams sie in Burundi vornehmen. 

"Kommt und besprüht unser Haus!"

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Gesundheitsbehörden benötigen mehrere Monate, um eine Sprühkampagne vorzubereiten. Die Insektizide dürfen nicht immer die gleichen sein, denn dann würden die Moskitos Resistenzen entwickeln. Die Logistik zu planen, die Teams auszubilden und die Informationen in den Gemeinden zu verbreiten, ist aufwendig.  

"Vergangenes Jahr haben wir hier zum ersten Mal Häuser ausgesprüht, und es gab natürlich eine Menge Fragen,” berichtet Jeanine Arakaza, Leiterin eine der 78 Sprühteams. “Dieses Jahr sind alle überzeugt. Die Menschen haben die Wirkung der letzten Kampagne gesehen. Sie folgen uns und sagen: Kommt und besprüht unser Haus, wir brauchen euch, wir wollen keine Malaria zu Hause!”

Dank modernster Technik jeden Tag ein genaues Ergebnis

Hochmoderne technische und logistische Vorbereitungen sind erforderlich für einen effektiven und umweltfreundlichen Sprüheinsatz.

Die andere große Herausforderung ist es, so viele Häuser in einem kurzen Zeitraum abzudecken. In Kinyinya wurden in weniger als einem Monat 67.000 Häuser behandelt.

"Wir führen eine Luftbildkartografie auf der Grundlage von Satellitenbildern durch, die in sogenannten 'Mapathons' bearbeitet werden”, erklärt Dr. Mbomba. “Jedes Haus, jeder Stall, jede Toilette wird aufgelistet, indem wir Teams mit Geolokalisierungsgeräten vor Ort arbeiten lassen. Auf diese Weise haben wir eine genaue Vorstellung von der Anzahl der Häuser, der Topografie und den vorhandenen Wegen. So können wir die Eingriffe planen und den Fortschritt Tag für Tag verfolgen."

“Man sieht alles, was vom eigenen und von allen anderen Teams geleistet wurde. Und man vergisst völlig die Müdigkeit des Tages. Das gibt uns den Mut, weiterzumachen”, ergänzt Jeanine Arakaza.

Familien müssen ihr Geld nicht mehr für Behandlungen ausgeben

Die Sprühkampagnen reduzieren die Zahl der Malariapatientinnen und Malariapatienten stark, doch Behandlungen gegen die Krankheit sind immer noch nötig. Wir bieten sie daher in 14 Gesundheitseinrichtungen im gesamten Bezirk Kinyinya an.  

Félicité hat eines ihrer Kinder in einem Gesundheitszentrum in Kinyinya zur Beratung gebracht. “Heute wissen wir, dass wir ins Krankenhaus kommen können und dass die Kinder gut und kostenlos behandelt werden. Wir kommen schneller, um uns behandeln zu lassen. ”

Ein nicht unbedeutender Nebeneffekt unserer kostenlosen Prävention und Behandlung: Die Familien können ihr Geld, das sie früher ohne unser Angebot für Behandlungen ausgeben mussten, jetzt für Lebensmittel oder die schulische Bildung ihrer Kinder verwenden. Und die Zeit, die sie sonst im Krankenhaus verbracht hätten, können sie zum Arbeiten auf den Feldern nutzen – ein wichtiger Schritt für einen geregelten Alltag.

Aktuellste Nachrichten & Artikel

Rede von Dr. Joanne Liu vor UNO-Sicherheitsrat

Paulo Filgueiras
"Beenden Sie die Angriffe auf Krankenhäuser. Beenden Sie die Angriffe auf Gesundheitspersonal. Beenden Sie die Angriffe auf Patienten."
Mehr lesen

Katastrophale Lebensbedingungen töten mehr Menschen…

Nigeria-Ngala_19-20-September-2016
Silas Adamou Moussa/MSF
Ärzte ohne Grenzen fordert dringend und sofort massive Hilfsleistungen zur Bekämpfung der humanitären Not im Nordosten Nigerias.
Mehr lesen

Sitzung des UN-Sicherheitsrates zum Schutz…

MSF Al-Nasr supported hospital - Al-Dhale,Yemen
MSF/Mohammed Sanabani
20 Menschen starben bei diesen beiden Angriffen – die meisten von ihnen Patienten, 32 weitere wurden verletzt. Die nun veröffentlichten Berichte beschreiben detailliert, was vor, während und nach den Luftangriffen passiert ist.
Mehr lesen

Krankenhäuser in Aleppo berichten starken Anstieg…

Aleppo city
MSF
Ärzte ohne Grenzen verurteilt die verheerenden Bombardierungen von zivilen Gebieten.
Mehr lesen

Neues Projekt: Psychosoziale Hilfe für Asylsuchende…

Lundsbrunn asylum centre in Götene
Karin Ekholm/MSF
„Viele Asylsuchende in Schweden leiden unter psychologischen Problemen, weil sie einfach zu viel Leid erleben mussten“, erklärt Projektkoordinatorin Jenny Gustafsson.
Mehr lesen

Schließung des „Dschungels“ von Calais – doch was…

Derzeit leben unter den Flüchtlingen in Calais 861 unbegleitete Minderjährige, davon 627 im Flüchtlingslager. Der jüngste von ihnen ist gerade einmal zehn Jahre alt.
Mehr lesen

Zehntausenden Syrern an der Grenze wird…

MSF Press Release: Syrian Refugees Stuck on Jordan Border
HH
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben Berichte über einen Krankheitsausbruch mit mehreren Toten erhalten.
Mehr lesen

Österreichische Einsatzkräfte im Mittelpunkt: Die…

Sind Sie schon unserer Gynäkologin Antonia Rau oder unserem Logistiker Ralf Ohnmacht begegnet? Einsatzkräfte wie sie machen derzeit in ganz Österreich auf die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen aufmerksam. Helfen Sie mit und werden Sie selbst aktiv für Menschen in Not!
Mehr lesen

Kampagne von Ärzte ohne Grenzen: GSK senkt Preise…

Kampagne von Ärzte ohne Grenzen: GSK senkt Preise für Pneumokokken-Impfstoffe
MSF
Ärzte ohne Grenzen hat sieben Jahre in zahlreichen Verhandlungsrunden für niedrigere Preise gekämpft. Die Preisreduktion von GSK ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines besseren Schutzes von besonders gefährdeten Kindern.
Mehr lesen

Mangelernährung: Die stille Epidemie im Tschad

Malnutrition in Chad
Charlotte Morris
Alle Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Lesen Sie hier, wie wir im Tschad Familien während der schwierigsten Zeit im Jahr unterstützen:
Mehr lesen

Zurück in Österreich

Krankenschwester Barbara Trattnig berichtet von ihren Einsatz im Südsudan
Barbara Trattnig/MSF
Die letzten Wochen im Südsudan waren aufgrund der Unruhen in der Hauptstadt und im Umfeld sehr ereignisreich...
Mehr lesen

Jemen: „Die Gesundheitsversorgung ist am Ende“

Krankenschwester Crystal van Leeuwen erzählt von der gefährlichen Arbeit im jemenitischen Konflikt
MSF
Krankenschwester Crystal van Leeuwen erzählt von der gefährlichen Arbeit im jemenitischen Konflikt, von hoffnungsvollen Momenten und ihrer Bewunderung für die lokalen Mitarbeiter, die oft Frontlinien überqueren, um zur Arbeit ins Krankenhaus zu kommen.
Mehr lesen