Extreme Mangelernährung unter Kindern in Maiduguri

27.04.2023
Ärzte ohne Grenzen warnt vor einer drohenden Katastrophe.

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Die Teams der medizinischen Nothilfeorganisation behandeln eine noch nie dagewesene Zahl mangelernährter Kinder in den Ernährungszentren in Maiduguri, der Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Borno im Nordosten Nigerias.

Die Zahl der Aufnahmen seit Anfang 2023 ist die höchste, die Ärzte ohne Grenzen jemals im Bundesstaat Borno für die Periode vor dem jährlichen "hunger gap" – dem Zeitraum, wenn die Nahrungsmittelvorräte der letzten Ernte traditionell zur Neige gehen und die Unterernährung ihren Höhepunkt erreicht - verzeichnet haben. So wurden im Januar wöchentlich rund 75 Kinder wegen schwerer Mangelernährung ins therapeutische Ernährungszentrum Nilefa Kiji von Ärzte ohne Grenzen in Maiduguri eingeliefert. Das sind rund dreimal so viel wie der Durchschnitt des gleichen Zeitraums in den letzten fünf Jahren. Bis Anfang April sind die Aufnahmen pro Woche auf fast 150 gestiegen, doppelt so viele wie zur gleichen Zeit des Vorjahres.

„Der massive Anstieg an mangelernährten Kindern erfordert eine sofortige Ausweitung der Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Unter- und Mangelernährung, damit wir eine Katastrophe verhindern, wenn die saisonale Nahrungsmittelknappheit eintritt", sagt Htet Aung Kyi, die medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. „Wir haben so etwas nicht mehr erlebt, seit wir hier 2017 den Einsatz gegen Mangelernährung begonnen haben. Letztes Jahr schlugen wir im Juni Alarm, als die Aufnahmen zu Beginn der Hungersnot in die Höhe geschnellt sind. Heuer sehen wir jedoch jetzt bereits alarmierende Zahlen, obwohl wir noch Wochen von der saisonalen Ernteknappheit, dem ‚hunger gap‘, entfernt sind. Die Uhr tickt und wir müssen dringend handeln.“

Mangelernährung ist in Maiduguri, wo jahrelange Konflikte und Unsicherheit zu einer kritischen humanitären Lage geführt haben, nichts Neues. Viele Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben und leben nun unter schwierigen Bedingungen in informellen und provisorischen Unterkünften oder auf der Durchreise in Auffanglagern. Das Ausmaß ist jedoch besorgniserregend.

Ende 2021 wurden die offiziellen Lager für Vertriebene geschlossen und die humanitäre Hilfe sowie Nahrungsmittelhilfen gekürzt. Für die meisten Menschen sind die Lebensbedingungen extrem hart, viele sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Dadurch können sie ihren Lebensunterhalt nicht verdienen oder ihre Felder nicht bestellen. Die Reform der nigerianischen Währung Ende 2022, die unter anderem zu einer Verknappung des Bargelds führte, hat die Lage der Menschen weiter verschärft. 

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen behandeln schwer mangelernährte Kinder stationär und ambulant und versorgen moderat mangelernährte Kinder gezielt mit Nahrungsmitteln, um eine Verschlechterung ihres Zustands zu verhindern. Ärzte ohne Grenzen betreibt zudem mobile Kliniken, die den Menschen im Lager Hajj und in den informellen Siedlungen Muna und Maisandari eine Basisgesundheitsversorgung bieten.

„Nahrungsmittelhilfe allein wird nicht ausreichen", sagt Gabriele Santi, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Maiduguri. „Behörden und Hilfsorganisationen müssen sofort die Maßnahmen zur Bekämpfung der Ernährungskrise verstärken und die Bettenkapazität in den therapeutischen Ernährungszentren erhöhen. Sie müssen die Lebensbedingungen in den Durchgangslagern verbessern und den Zugang der Menschen zu Gesundheitsversorgung verbessern. Dies muss durch eine rasche Aufstockung der finanziellen Ressourcen und eine starke Koordinierung der Gelder unterstützt werden, um sicherzustellen, dass die Nahrungsmittel die Bedürftigsten erreichen. Die Situation ist alarmierend."

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen sind nicht nur in Maiduguri im Einsatz sondern auch in 32 ambulanten und zehn stationären therapeutischen Ernährungszentren im Nordwesten Nigerias in den Bundesstaaten Kano, Katsina, Kebbi, Sokoto und Zamfara im Einsatz, um auf großflächige Gesundheits- und Ernährungskrisen zu reagieren. Im vergangenen Jahr behandelte Ärzte ohne Grenzen fast 150.000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung im Nordwesten Nigerias.