Ärzte ohne Grenzen fordert besseren Zugang zu lebensrettenden Tuberkulose-Medikamenten und -Tests

14.09.2023
Ärzte ohne Grenzen fordert, dass das lebensrettende Tuberkulose-Medikament Bedaquilin allgemein verfügbar gemacht wird.

Ärzte ohne Grenzen fordert das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson auf, das lebensrettende Tuberkulose-Medikament Bedaquilin allgemein verfügbar zu machen. Zugleich verlangt die Organisation vom Unternehmen Cepheid, den GeneXpert-Tuberkulose-Test erschwinglicher zu machen. Anlass ist ein Treffen der Staats- und Regierungschefs bei den Vereinten Nationen in New York am 22. September, bei dem auch über den Zugang zu Tuberkulosebehandlung verhandelt wird. 

Tuberkulose ist nach wie vor die weltweit häufigste Infektionskrankheit. „Nach einem halben Jahrhundert Stillstand haben wir endlich bahnbrechende orale Tuberkulosemedikamente wie Bedaquilin und wichtige Diagnosetests wie GeneXpert“, sagt Christos Christou, der internationale Präsident von Ärzte ohne Grenzen. „Und trotzdem sterben weiterhin Menschen in Ländern mit hoher Tuberkulosebelastung oder erleiden unnötiges Leid, weil ihnen durch Marktmonopole der Hersteller der Zugang zu diesen lebensrettenden Mitteln verwehrt ist. Wir fordern Johnson & Johnson, Cepheid und seine Muttergesellschaft Danaher nachdrücklich auf, jetzt das Richtige zu tun und sich zu verpflichten, Bedaquilin und den GeneXpert-Test für alle Menschen verfügbar und bezahlbar zu machen, und um den Ländern zu helfen, diese uralte tödliche Krankheit zu bekämpfen und weltweit viele weitere Leben zu retten.“ 

Konkret fordert Ärzte ohne Grenzen Johnson & Johnson dazu auf, keine sogenannten sekundären Patente für Bedaquilin in Ländern mit hoher Tuberkulose-Belastung geltend zu machen und alle entsprechenden Anträge zurückzuziehen. Diese aggressive Patent-Evergreening-Strategie, mit der Johnson & Johnson sein Monopol auf dieses Medikament über das 20-jährige Hauptpatent hinaus verlängern will, ist besonders empörend, wenn man bedenkt, dass die öffentlichen Investitionen in die Entwicklung von Bedaquilin bis zu fünfmal so hoch waren wie die eigenen Investitionen des Unternehmens. Bedaquilin ist das von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Grundgerüst für die Behandlung von resistenter Tuberkulose und hat eine verbesserte, kürzere, besser verträgliche und wirksamere Behandlung ermöglicht. 

Die kürzlich von Johnson & Johnson angekündigte Preissenkung für Bedaquilin ist zwar begrüßenswert, aber unzureichend. Unter anderem weil Länder mit hoher Tuberkulose-Belastung in Zentralasien und Osteuropa von dieser Vereinbarung ausgeschlossen sind.

Ärzte ohne Grenzen fordert außerdem Cepheid und seinen Mutterkonzern Danaher auf, den Preis für die GeneXpert-Tuberkulose-Tests auf fünf US-Dollar zu senken. Die GeneXpert-Diagnosetesttechnologie hat die Tuberkulose-Tests seit ihrer Markteinführung im Jahr 2010 revolutioniert. Aufgrund des hohen Preises greifen aber viele weiterhin auf billigere und weniger empfindliche Tests mit Mikroskopen zurück – eine Methode, die im 19. Jahrhundert entwickelt wurde. Eine Analyse von Ärzte ohne Grenzen hat ergeben, dass die Herstellung eines GeneXpert-Tests Cepheid weniger als 5 US-Dollar kostet, während Cepheid von Abnehmern wie Ärzte ohne Grenzen und Ländern mit hoher Tuberkulose-Belastung seit mehr als zehn Jahren das Doppelte und Dreifache dieses Preises für einen Test verlangt. 

„Die hohen Preise, die einige Unternehmen immer noch verlangen, verhindern nicht nur den Zugang für Menschen, die sie dringend benötigen, sondern bedeuten auch, dass weniger Geld für andere wichtige Tuberkulosebehandlungen zur Verfügung steht“, sagt Cathy Hewison, Leiterin der Tuberkulose-Arbeitsgruppe von Ärzte ohne Grenzen. „Cepheid und Danaher müssen aufhören, ihre Profite über die Menschen zu stellen, und Johnson & Johnson muss seine aggressive Patentstrategie aufgeben, damit mehr Menschenleben durch diese Revolution in der Tuberkulose-Medizin gerettet werden können."  

Eva Hosp, Media und Events

Eva Hosp

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