Zentralafrikanische Republik: Gewaltspirale gefährdet auch humanitäre Hilfe

07.03.2014
Zehntausende Menschen ohne dringend benötigte Unterstützung
CAR MSB6434 Samantha Maurin web
Samantha Maurin /MSF
N'Djamena, Tschad, 06.03.2014: Rund 600 zentralafrikanische Flüchtlinge such hier im Sozialzentrum Clément in der tschadischen Hauptstadt N'Djamena Schutz. Die Menschen haben eine kräftezehrende Flucht in Konvois hinter sich. Ärzte ohne Grenzen bietet medizinische Betreuung für Flüchtlinge in verschiedenen Gebieten der Stadt an.

Wien/Bangui, 7. März 2014 . Die Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik eskaliert weiter. Vor allem im Norden des Landes wird die Arbeit für internationale Hilfsorganisationen immer schwieriger. Wegen bewaffneter Überfälle musste Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in der Stadt Kabo die medizinische Hilfe einschränken. Zehntausende Menschen sind ohne dringend benötigte Unterstützung. 

Internationale Hilfsorganisationen sind wiederholt überfallen und ausgeraubt worden. Auch die Teams von Ärzte ohne Grenzen in den Städten Boguila, Kabo, Ndele und im Flüchtlingscamp am Flughafen der Hauptstadt Bangui waren betroffen. Allein am vergangenen Wochenende gab es vier solcher Vorfälle. In der Folge musste die Organisation ihre medizinische Hilfe in Kabo im Norden des Landes einschränken. Schon vor der aktuellen Krise hatten viele Menschen kaum Zugang zu medizinischer Versorgung.

„Es ist absolut inakzeptabel, dass Hilfsorganisationen und ihre Mitarbeiter angegriffen werden. Das behindert den Zugang der Bevölkerung zu dringend benötigter Hilfe“, sagt Sylvain Groulx, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Zentralafrikanischen Republik. „Dass Ärzte ohne Grenzen die Arbeit in Kabo einschränken muss, hat furchtbare Konsequenzen für mehr als 50.000 Hilfsbedürftige. Wir rufen die bewaffneten Gruppen dazu auf, Angriffe gegen Zivilisten einzustellen und unseren medizinischen Auftrag zu respektieren. Humanitäre Organisationen müssen frei und ungehindert arbeiten können.“

Wiederholt hat Ärzte ohne Grenzen den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und die Geberländer dazu aufgefordert, die Zivilbevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik zu schützen. „Wir sehen jetzt die Folgen der Gewalt. Die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik werden gejagt und getötet. Hunderttausende sind vertrieben und müssen ohne die nötige Hilfe flüchten“, sagt Groulx.

Ärzte ohne Grenzen führt das Krankenhaus in Kabo seit 2006 und unterhält drei Gesundheitsposten in den Außenbezirken, wohin sich nun vor allem Flüchtlinge wenden. Vor allem Malaria ist im Norden der Zentralafrikanischen Republik ein Problem und oft tödlich. 2013 haben Teams im Krankenhaus von Kabo und den drei Gesundheitsposten 100.000 ärztliche Behandlungen durchgeführt. 44 Prozent davon gegen Malaria.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik und betreibt derzeit sieben Projekte sowie acht Nothilfe-Programme. Über 240 internationale Mitarbeiter und 2.000 lokale Mitarbeiter sind für die Organisation im Land tätig. Zusätzliche Teams leisten Flüchtlingen in Kamerun, im Tschad, in der Demokratischen Republik Kongo und in Kongo-Brazzaville medizinische Hilfe.