Zentralafrikanische Republik: Ärzte ohne Grenzen weitet Nothilfe aus

14.01.2013
Viele Menschen ohne Unterkunft und Wasser
DRC 2012
Corentin Fohlen /Divergence
Paoua, Zentralafrikanische Republik, 10.11.2012: Ein mobiles Team von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz in der Region um die Stadt Paoua in der Präfektur Ouham-Pendé.

Zwischen der Regierung der Zentralafrikanischen Republik und Rebellengruppen wurde in der vergangenen Woche ein Friedensvertrag geschlossen. Ärzte ohne Grenzen weitet die Nothilfe im Land dennoch aus, weil während der Kämpfe tausende Zivilistinnen und Zivilisten geflohen sind, die keine richtige Unterkunft und keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und Krankheiten ausgesetzt sind. Außerdem verhandelt die Organisation weiterhin den Zugang zu Gebieten, aus denen das Gesundheitspersonal geflohen ist und in denen keine elementare Gesundheitsversorgung mehr existiert.

Am 10. Jänner eröffnete Ärzte ohne Grenzen ein Nothilfe-Programm in der Stadt Damara, nahe der Frontlinie. Die von dem Konflikt betroffenen Menschen erhalten dort eine medizinische Grundversorgung und viele der Vertriebenen werden mit Hilfe mobiler Kliniken unterstützt. Todesfälle aufgrund von häufigen Krankheiten wie Durchfall, Atemwegsinfektionen und Malaria sollen so verhindert werden. Die medizinischen Teams dort behandeln bis zu 100 Patientinnen und Patienten pro Tag, vor allem wegen Malaria und Mangelernährung.

„In der Zentralafrikanischen Republik gibt es auch in Friedenszeiten schon keine ausreichende Gesundheitsversorgung und die Sterblichkeitsrate ist alarmierend hoch. Aufgrund der jüngsten Instabilität mussten viele Menschen fliehen und die vorhandenen medizinischen Einrichtungen wurden geschlossen. Den wenigen Krankenstationen, die offen geblieben sind, gehen zudem die Medikamente aus oder sie wurden geplündert“, sagt Sylvain Groulx, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen.

Mobile Hilfe, chirurgische Nothilfe, Arzneimittelversorgung

In einem Projekt in der im Nordwesten gelegenen Stadt Batangafo ging die Zahl der Konsultationen stark zurück: In den zehn Tagen bevor die Rebellen die Stadt einnahmen, fanden täglich durchschnittlich nur noch 66 Untersuchungen statt, zuvor lag dieser Durchschnitt bei 128 Konsultationen. Viele Familien flohen ins Umland und haben die Nächte ohne Nahrung, sauberes Trinkwasser und Moskitonetze in der Kälte verbracht.

Im Dezember 2012  schickte Ärzte ohne Grenzen ein Notfallchirurgie-Team nach Kaga Bandoro, wo sechs Verletzte mit Schusswunden behandelt wurden. 27 Zivilisten wurden mit Verbrennungen behandelt, die sie sich bei der Explosion einer Tankstelle zugezogen hatten.

In der Hauptstadt Bangui unterstützen mobile Hilfsteams von Ärzte ohne Grenzen sieben Gesundheitszentren. Sie schulen das Personal vor Ort im Umgang mit Malaria-Schnelltests und liefern Medikamente, um rund 840 Malaria-Fälle in der Region zu behandeln. Zudem steht in der Klinik Castor ein Notfallchirurgie-Team der Organisation auf Abruf, um in Bangui eingesetzt werden zu können.

Ärzte ohne Grenzen hat zudem Teams entsandt, die die Lage im Zentrum der Zentralafrikanischen Republik erkunden sollen. Die Organisation transportiert mehrere Tonnen Arzneimittel an Gesundheitszentren, die geöffnet sind.

Chronische Notlage

Bereits vor dem aktuellen Konflikt befand sich die Gesundheitsversorgung in der Zentralafrikanischen Republik in einer chronischen Notlage. Die Bevölkerung leidet bereits seit Jahrzehnten unter Unsicherheit, Gewalt und Vertreibung, die durch Kämpfe zwischen Rebellengruppen und Regierungstruppen sowie bewaffneten Banditen verursacht werden. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung wird durch den Mangel an qualifiziertem Personal eingeschränkt. Zudem ist das Gesundheitsministerium außerhalb der Hauptstadt kaum präsent und es kommt zu häufigen Unterbrechungen bei der Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten. Das Engagement von internationalen Gebern und von Hilfsorganisationen wird vermutlich zurückgehen, wenn keine stabile Regierung garantiert werden kann und es keine Sicherheitsgarantien für Helfer gibt. Der gegenwärtige bewaffnete Konflikt verschlimmert die bereits existierende Krise der Gesundheitsversorgung.

Ärzte ohne Grenzen ist in fünf der 17 Präfekturen des Landes präsent. Auch während der aktuellen Krise liefen die sieben mit internationalen und nationalen Mitarbeitern besetzten Projekte der Organisation weiter. Die Anzahl der Positionen, von denen zurzeit 75 international besetzt sind, wird weiter erhöht.