„Wir sind hier geboren, doch werden wie Fremde behandelt.“ - Fotoalbum

17.02.2016
Anhaltender Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik - Hoffnung auf Veränderung nach Präsidentschaftswahl im Februar.
MSF Activities in Central African Republic
Luca Sola
A mother gets medical advice at a Medecins Sans Frontiers (MSF) hospital at a displaced persons camp in M'Poko, Bangui.
In der Zentralafrikanischen Republik lassen immer wieder aufflammende Konflikte und Gewaltausbrüche zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen die Menschen nicht zur Ruhe kommen. In unserer Fotoreihe zeigen wir Gesichter und Geschichten, Einblicke in Schicksale und den Alltag der Menschen.

Die Sicherheitssituation ist in der Zentralafrikanischen Republik weiterhin sehr schlecht. Auch die Hoffnung der rund 450.000 Vertriebenen im Land und den ebenso vielen Geflüchteten in den Nachbarstaaten, in naher Zukunft in ihre Heimat zurück zu kehren, ist weiterhin gering. Die mit nervöser Spannung erwarteten Stichwahlen für das Präsidentenamt im Februar sind auch mit der Hoffnung verbunden, dass das Ergebnis nach über zwei Jahren Bürgerkrieg endlich Frieden bringen kann.

Luca Sola
Mehrere Generationen auf der Flucht: Marie Jeanne (53 Jahre, rechts) floh am Höhepunkt der Gewalt mit ihren drei Enkeltöchtern in das Vertriebenenlager Benzvi. Um zu überleben handelt sie mit Lebensmitteln – an manchen Tagen reicht es dennoch nur für eine einzige Mahlzeit aus essbaren Blättern, die eine ihrer Enkelinnen in der Stadt sammelt.

Luca Sola
Die 35 Jahre alte Nina hat im Vertriebenenlager M’Poko einen kleinen Gemüsegarten angelegt. Viele dort sind auf diese Form der Selbstversorgung angewiesen, um an ausreichend Lebensmittel zu gelangen.

Luca Sola
Da viele Menschen im Vertriebenenlager M’Poko ihr Zuhause mit wenigen oder ohne jegliche Habseligkeiten verlassen mussten, können sie oft nur in provisorischen Zelten oder im Freien schlafen.

Luca Sola
Valentin arbeitet als Verwaltungsangestellter und lebt im Vertriebenenlager M’Poko am Flughafen der Hauptstadt Bangui. Nachdem bewaffnete Männer eines Nachts kamen, sein Haus anzündeten und einen seiner Söhne töteten, musste er mit seiner Familie aus dem Stadtteil PK5 in das Lager fliehen. Seinen Sohn begrub er auf einem Privatgrundstück, weil es zu gefährlich war, zum Friedhof zu gehen. Um die Ordnung im Land wiederherzustellen sollten seiner Meinung nach die Milizen entwaffnet werden. Seine Hoffnung liegt in den Wahlen im Februar: „Wir hoffen, dass wer auch immer gewählt wird, von allen Seiten respektiert wird.“

Luca Sola
Einblick in den Alltag im Vertriebenenlager Benzvi. Ärzte ohne Grenzen versorgt die Menschen im Lager zweimal pro Woche. An einem normalen Tag werden rund 150 Patienten und Patientinnen behandelt. Die meisten leiden unter Malaria, Atemwegserkrankungen und Durchfall. Viele diese Krankheiten sind eine Folge der schlechten Zustände im Lager.

Luca Sola
Die 65-Jährige Amina stammt aus Bouca im Norden des Landes. Eines Nachts umstellten bewaffnete Gruppen ihren Wohnblock und zwangen alle Moslems in ein Haus, dass sie anschließend anzündeten. Dank christlicher Nachbarn, die ihr Unterschlupf gewährten, konnte sie entkommen. Sie floh mit ihren vier Töchtern. Auf der Flucht trennten sich ihre Wege: Während drei Töchter in den Tschad flohen, reist sie mit ihrer Tochter Miriam zum Vertriebenenlager an der Zentralen Moschee in der Hauptstadt Bangui. Doch nach ihrer Ankunft starb Miriam an einer Krankheit. Amina würde nun gerne zu ihren Töchtern in den Tschad - aber ohne Geld ist das nicht möglich. Sie ist nun auf die Solidarität der anderen Vertriebenen sowie die Verteilung von Lebensmitteln angewiesen um zu überleben.

Luca Sola
Die 17-jährige Mireil lässt ihr Baby von einer unserer Mitarbeiterinnen wiegen. In und um die Hauptstadt Bangui betreibten wir mobile Kliniken in fünf Lagern.

Luca Sola
Alima musste mit ihrer Familie aus ihrer Nachbarschaft in Bangui in die muslimische Enklave PK5 fliehen und fand dort Schutz in der zentralen Moschee. Sie und ihr Mann sind nun arbeitslos und deshalb auf die Hilfe anderer angewiesen: „Wir wurden hier geboren, genauso wie unsere Eltern und Großeltern... und jetzt werden wir wie Fremde behandelt.“ Einen kleinen Lichtblick gibt es im Alltag dennoch: Einer von Alimas Söhnen hat vor kurzem ein Fußballturnier gewonnen. Die Trophäe wird stolz in ihrem Zelt zur Schau gestellt.

Luca Sola
Das Porträt von Alimas Vater – eines der wenigen Erinnerungsstücke aus der Zeit vor den Gewaltausbrüchen. Alimas Bruder starb bei dem Versuch, weitere Papiere aus dem Haus in der alten Nachbarschaft zu bergen.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1996 in der Zentralafrikanischen Republik aktiv. Momentan arbeiten mehr als 300 internationale und mehr als 2.000 zentralafrikanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Projekten vor Ort. In und um die Hauptstadt Bangui betreiben wir mobile Kliniken in fünf Lagern. Zu den 15 weiteren Projekten im ganzen Land gehören unter anderem ein Krankenhaus und eine Geburtsklinik in M‘Poko und medizinische Versorgung in einer zentralen Moschee in der muslimischen Enklave PK5. Zudem unterstützen wir zentralafrikanische Geflüchtete in den Nachbarstaaten Tschad, Kamerun und Demokratische Republik Kongo.