Westjordanland: Ärzte ohne Grenzen hilft Betroffenen des Militäreinsatzes

27.06.2014
Am schwersten betroffen sind Kinder, die Gefahr laufen, psychosomatische Symptome zu entwickeln.
Ärzte ohne Grenzen leistet psychologische Hilfe im Westjordanland
MSF
Nablus, Palästinensische Gebiete, 17.10.2013: Eine Ärzte ohne Grenzen-Mitarbeiterin hält eine Sitzung im Dorf von Salem in der Nähe von Nablus. Ihre Patientin musste mitansehen, wie ihr Sohn von israelischen Sicherheitskräften gefangen genommen wurde.

Ärzte ohne Grenzen leistet psychologische Hilfe für Personen, die vom derzeitigen Militäreinsatz der israelischen Streitkräfte im Bezirk Hebron im Westjordanland betroffen sind. Fünf Psychologen und fünf Sozialarbeiter der Organisation suchen jeden Tag die am meisten betroffenen Gebiete auf.

„Unsere Patienten sind Personen die verletzt wurden, deren Verwandte festgenommen oder getötet oder deren Häuser bei Razzien zerstört wurden", sagt Juan Carlos Cano, der Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Jerusalem.

Beim Militäreinsatz, dessen Ziel die Lokalisierung von drei verschwundenen jungen israelischen Siedlern ist, kommt es zu Kontrollen und Checkpoints auf Straßen, Hausdurchsuchungen und Bewegungseinschränkungen für die Bevölkerung. Dadurch werden die normalen Aktivitäten in Schulen und Geschäften beeinträchtigt und der Zugang zu medizinischen Einrichtungen behindert. Patienten berichten, dass Hunde eingesetzt werden, und dass Tränengas sowie kleine Sprengsätze verwendet werden, um die Türen aufzusprengen.

Seit dem Beginn des Militäreinsatzes haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen 200 Personen psychologische erste Hilfe geleistet sowie 654 Menschen im Umgang mit Stress geschult und in Gruppensitzungen betreut. Am schwersten betroffen sind Kinder, die Gefahr laufen, psychosomatische Symptome wie Bettnässen und Schlafstörungen zu entwickeln und unter ständiger Sorge zu leiden. Psychologen werden jene Patienten nachbetreuen, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden könnten.

Die Psychologen verweisen Patienten, die medizinische und psychotherapeutische Spezialtherapien benötigen, auch an andere Organisationen. Ärzte ohne Grenzen hat an einige Familien, deren Häuser zerstört wurden, Nahrungsmittelpakete verteilt.

Auch in Nablus finden Militäreinsätze statt. Ärzte ohne Grenzen ist in der Region präsent und evaluiert den Bedarf an psychologischer Hilfe, um gegebenenfalls reagieren zu können.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1989 in den besetzten palästinensischen Gebieten im Einsatz und bietet an mehreren Orten im Westjordanland und im Gaza-Streifen kostenlose medizinische und psychologische Behandlung an. In Hebron betreibt Ärzte ohne Grenzen seit 2001 ein Programm mit psychologischer und medizinischer Hilfe.