Uganda: Hilfe für Flüchtlinge aus Südsudan verstärkt

22.04.2014
66.000 Menschen seit Ausbruch des Konflikts in den Norden Ugandas geflohen
Unsere Teams behandeln PatientInnen in der aus Zelten aufgebauten Klinik im Übergangslager Dzaipi im Norden Ugandas.
Matthias Steinbach
Dzaipi, Uganda, 11.03.2014: Unsere Teams behandeln PatientInnen in der aus Zelten aufgebauten Klinik im Übergangslager Dzaipi im Norden Ugandas. Vor Ort bietet Ärzte ohne Grenzen ambulante und stationäre Behandlungen an und betreibt ein therapeutisches Ernährungszentrum.

66.000 Menschen sind seit Ausbruch des Konflikts im Südsudan im Dezember 2013 in den Norden Ugandas geflohen. Täglich treffen rund 300 Flüchtlinge ein - nichts deutet darauf hin, dass sich ihre Zahl verringern wird. Im Südsudan herrschen Unsicherheit und Nahrungsmittelknappheit. Die Situation resultiert aus den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der südsudanesischen Armee, die Präsident Salva Kiir folgt, und Truppen, die hinter dem früheren Vize-Präsidenten Riek Machar stehen. Ärzte ohne Grenzen ist fast die einzige medizinische Organisation in den Lagern in Uganda und muss sich daher um eine große Anzahl von PatientInnen kümmern.

Südsudanesische Flüchtlinge treffen im ugandischen Bezirk Adjumani ein und werden im überfüllten Übergangszentrum Nyumanzi untergebracht. Es ist auf die Aufnahme von 3.700 Menschen ausgelegt, inzwischen leben dort aber durchschnittlich 10.000 Menschen, die auf die Überstellung in ein Lager warten. Die ugandischen Behörden sind dabei, ein neues Lager aufzubauen. Dort sollen die Flüchtlinge Material zum Bau von Hütten sowie ein Stück Land erhalten, auf dem sie Ackerbau betreiben können. Allerdings dauert es einige Zeit, entsprechende Landstücke auszumachen.

Ärzte ohne Grenzen erweitert Kapazitäten

Aufgrund der Situation im Übergangslager hat Ärzte ohne Grenzen die Kapazitäten für mehr medizinische Konsultationen, Impfungen (auch gegen Masern und Polio) und die Untersuchung von Kindern auf Mangelernährung ausgeweitet.

Unsere Ärztin Dr. Chiara Baruzzi berichtet von einem  mangelernährten Kind - ein drei Monate altes Baby, das im März von seiner Großmutter zu uns gebracht wurde: “Die Großmutter erzählte mir, dass sie fliehen musste, als ihr Enkelsohn gerade einmal sechs Tage alt war. Sie ging los und kam mit Unterbrechungen nach drei Monaten in Uganda an. Sie hatte nur Zuckerwasser und Ziegenmilch für das Neugeborene.“ Das Baby wurde sofort nach der Ankunft stationär aufgenommen und erhielt eine intensivmedizinische Ernährungsversorgung. 

Insgesamt sei aber die Zahl mangelernährter Kinder sowie deren Gesundheitszustand nicht alarmierend, so unser ugandischer Landeskoordinator Ruben Pottier. Das gelte sowohl für das Übergangslager als auch für die Lager in Adjumani, in denen wir arbeiten.

Mehr als 20.000 Konsultationen, 250 Geburten begleitet 

Im Bezirk Adjumani wurde von uns auch ein epidemiologisches Überwachungssystem eingerichtet. Die Teams halten weiters in Nyumanzi, Ayilo und Baratuky medizinische Konsultationen ab und führen Screenings des Ernährungszustands durch. Im Gesundheitszentrum in Ayilo wurden stationär Betten eingerichtet; Frauen können dort ihre Kinder zur Welt bringen. In Dzaipi hat Ärzte ohne Grenzen  eine Station mit 40 Betten eingerichtet sowie eine Klinik - dort können auch Kinder mit schwerer Mangelernährung behandelt werden. Weiters werden vor Ort vorgeburtliche Versorgung angeboten und Geburten mit Komplikationen begleitet.

Zwischen Anfang Januar und Anfang April haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen mehr als 20.000 Konsultationen durchgeführt und über 250 Geburten begleitet. 23 Prozent der Krankheitsfälle sind auf Malaria zurückzuführen. Atemwegsinfektionen, Masern, Meningitis und Durchfallerkrankungen sind ebenfalls häufig. Mit Beginn der Regenzeit können sich Malaria und Durchfälle stark erhöhen.