Tschad: Ärzte ohne Grenzen ruft zu Intensivierung und Beschleunigung der Ernährungshilfe auf

14.06.2010
Sahelzone erlebt eine der schlimmsten Ernährungskrisen seit Jahren

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Genf/Wien, 14. Juni 2010 – Die Sahelzone im Tschad ist mit einer der schlimmsten Ernährungskrisen seit Jahren konfrontiert. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) ruft daher zu einer umfassenderen und schnelleren humanitären Hilfe auf, damit für die Bedürfnisse der Schwächsten gesorgt werden kann, insbesondere für Kinder unter 5 Jahren.

Unregelmässige Niederschläge, eine schlechte Ernte, steigende Lebensmittelpreise, eine vorzeitige Erschöpfung der Nahrungsmittelvorräte sowie ein unzureichender Zugang zu medizinischer Versorgung führen dazu, dass immer mehr Menschen an Mangelernährung leiden. In der Region Hadjer Lamis zeigte eine Erkundungsmission kürzlich, dass fünf Prozent der Kinder unter fünf Jahren an akuter schwerer Mangelernährung litten und in Lebensgefahr schwebten. Derzeit benötigen allein in dieser Region nahezu 5.000 Kinder dringend eine Ernährungstherapie.

„Angesichts der Anzahl von Kindern mit akuter schwerer Mangelernährung, die unsere Teams beobachten, sind wir extrem beunruhigt. Im Mai wurden fast 3.000 Kinder in unsere Programme aufgenommen“, erklärt Dr. Benoit Kayembe, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen im Tschad.

Diese aktuelle Zunahme der Mangelernährung ist ein Alarmzeichen, denn derzeit ist erst der Beginn der „Hungersaison“. Weitere Kinder könnten in den kommenden Wochen bis zur nächsten Ernte im Oktober an schwerer Mangelernährung zu erkranken.

Die örtlichen und nationalen Behörden sowie internationale Akteure haben zwar Massnahmen als Reaktion auf diese schwere Ernährungskrise ergriffen. Trotz dieser Bemühungen erhalten aber zahlreiche Dörfer noch immer keine Ernährungs- oder Nahrungsmittelhilfe. Ärzte ohne Grenzen ruft zu einer schnelleren humanitären Reaktion auf, damit für die Nahrungsmittelbedürfnisse der Schwächsten gesorgt wird, insbesondere für Kinder unter fünf Jahren.

Derzeit führt Ärzte ohne Grenzen ernährungstherapeutische Nothilfemassnahmen in den Regionen Hadjer Lamis, Batha, Guéra, Salamat und Quaddai sowie in der Hauptstadt N’Djamena durch. MSF bietet Hilfe in ambulanten und stationären ernährungstherapeutischen Zentren an und wird in den kommenden Wochen Nahrungsmittel an über 60.000 Kinder verteilen.

Der Tschad ist nicht das einzige Land, das unter dieser Ernährungskrise leidet: In den meisten Ländern der Sahelregion wird eine noch grössere Anzahl mangelernährter Kinder beobachtet. MSF hat auch in Niger, in Mali, Burkina Faso und im Sudan ernährungstherapeutische Nothilfeprogramme gestartet oder bereits vorhandene Programme intensiviert.

Ärzte ohne Grenzen ist eine internationale medizinische Nothilfeorganisation und seit 1981 im Tschad tätig. Die Organisation leistet der tschadischen Bevölkerung - Ortsansässigen und Vertriebenen - in Abéché, Adé, Kerfi und Dogdoré, sowie Flüchtlingen aus der benachbarten sudanesischen Region Darfur und der Zentralafrikanischen Republik medizinische Hilfe. MSF setzt sich auch im Tschad ein, um medizinische Notlagen wie Masern- und Meningitisepidemien zu vermeiden.