Teams von Ärzte ohne Grenzen in den am schwersten betroffenen Gebieten

14.11.2013
Enormer medizinischer Bedarf in abgelegenen Dörfern und Städten. Drei von zehn Frachtflugzeugen mit Hilfsgütern gelandet.

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Guiuan von Taifun Haiyan massiv betroffen (c) MSF
Guiuan, Philippinen, 14.11.2013: In der Stadt Guiuan leben 45.000 Menschen. Das Ausmaß der Zerstörung ist verheerend: „Die Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht. Häuser, medizinische Einrichtungen, Reisfelder und Fischerboote – alles zerstört", berichtet Alexis Moens, Leiter des Einsatzteams von Ärzte ohne Grenzen.

Donnerstag 14. November 2013. Einsatz-Teams der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) haben am Mittwoch und Donnerstag per Flugzeug, Hubschrauber, mit Booten und Autos erstmals einige der Gebiete erreicht, die im Zentrum des Taifuns Haiyan lagen, um das Ausmaß der Zerstörungen und die dringendsten medizinischen Bedürfnisse der Bevölkerung zu erheben. Dazu gehören die Stadt Tacloban, die heute per Hubschrauber erreicht wurde, der Norden der Insel Cebu, der Osten von Samar, die Insel Panay und die Provinz Leyte-West.

Die Verwüstungen sind enorm und die Infrastruktur ist größtenteils zerstört. Dadurch haben große Teile der Bevölkerung noch keine Nothilfe erhalten – vor allem auf den vorgelagerten Inseln, die bisher weder von der Regierung noch von internationalen Hilfsorganisationen erreicht werden konnten.

 

Enormer Schaden in Guiuan

 

Ein Team von Ärzte ohne Grenzen hat per Flugzeug Guiuan erreicht, eine Stadt mit 45.000 Einwohnern im Osten der Insel Samar. Die Gegend gehört zu jenen Regionen, die als erste vom Taifun getroffen wurden, und der Schaden ist enorm. „Die Situation hier ist düster", berichtet Alexis Moens, der Leiter des Einsatzteams. „Die Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht. Häuser, medizinische Einrichtungen, Reisfelder und Fischerboote – alles zerstört. Die Menschen leben im Freien; es gibt keine Dächer mehr in Guiuan. Die Bedürfnisse sind sehr groß, und viele umliegende Dörfer wurden noch von keiner Hilfsorganisation erreicht."

Ein größeres Team kehrt heute, Donnerstag, per Hubschrauber in das Gebiet zurück und beginnt sofort mit der medizinischen Nothilfe für so viele Menschen wie möglich. Priorität hat dabei die medizinische Versorgung von Verletzten. Menschen, die weiterführende medizinische Betreuung brauchen, werden vom Team in noch funktionierende Krankenhäuser transportiert. Das Team wird auch sauberes Wasser, Notunterkünfte und Hilfsgüter verteilen.

 

Verzweiflung bei Überlebenden

 

„Ich habe heute einen Mann getroffen, der seine ganze Familie verloren hat", berichtet Moens weiter. „Er wurde behandelt, weil er versucht hatte, sich mit einem Messer in die Brust zu stechen. Ähnliche Geschichten hören wir hier leider vielerorts. Es gibt Dörfer, die sehr viele ihrer Einwohner verloren haben. Psychologische Unterstützung wird dringend notwendig sein, damit die Menschen ihr Leben wieder aufbauen können."

Ein anderes Team von Ärzte ohne Grenzen hat per Hubschrauber die Insel Panay erreicht und schätzt, dass etwa 50 Prozent von Roxas zerstört wurde, einer Stadt in der Provinz Capiz. Weitere Erkundungen werden nun in den umliegenden Dörfern durchgeführt. Ein drittes Team ist derzeit in Ormoc, um die Situation im Westen der Insel Leyte zu evaluieren. Ormoc wurde schwer getroffen, der Großteil der Gebäude wurde zerstört. Das Krankenhaus wurde teilweise beschädigt, von den ursprünglich 200 Betten können derzeit nur 25 Betten für Notaufnahmen verwendet werden.

 

Familien bieten Überlebenden Schutz

 

Im Norden der Insel Cebu hat ein viertes Team festgestellt, dass die meisten Menschen, die ihre Häuser verloren haben, offenbar Schutz bei anderen Familien und Gemeinden gefunden haben. Das örtliche Krankenhaus war nach dem Taifun stark überlastet, doch umliegende Gesundheitszentren und Spitäler unterstützten die Einrichtung, die jetzt wieder relativ gut funktioniert. Das Team ist Mittwoch per Fähre auf die Insel Bantayan weitergefahren und wird heute die Bedarfserhebung fortsetzen.

 

Zehn Frachtflugzeuge mit Hilfsgütern

 

Ärzte ohne Grenzen stockt die Hilfsmaßnahmen indes rasch auf und erhöht die Zahl der Einsatzmitarbeiter und Einsatzmitarbeiterinnen im Katastrophengebiet in den kommenden Tagen auf über 100 Ärzte, Krankenschwestern, Chirurgen, Logistiker, Psychologen und Wasser- und Sanitärexperten. Zehn Flugzeugladungen mit Hilfsgütern werden von Logistik-Lagern von Ärzte ohne Grenzen in mehreren Ländern aus auf die Philippinen geschickt. Sie enthalten unter anderem medizinisches Material, Material für Notunterkünfte, Hygiene-Pakete sowie Ausrüstung für die Aufbereitung von Trinkwasser und Sanitär-Utensilien. Drei der Flugzeuge sind bereits am Mittwoch in Cebu gelandet.