Syrien: Uneingeschränkte humanitäre Hilfe dringend benötigt

18.12.2013
Ärzte ohne Grenzen fordert in einem offenen Brief an die Syrien-Arbeitsgruppe, grenzüberschreitende humanitäre Hilfe für die syrische Bevölkerung zu erleichtern.

Genf/Wien, am 18. Dezember 2013. Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) betont in einem offenen Brief an die Mitglieder der Syrien-Arbeitsgruppe*, dass die grenzübergreifende humanitäre Hilfe für syrische Bevölkerung dringend verstärkt werden muss. „Wenn die gesamte internationale Hilfe über die Regierung abgewickelt wird, müssen weiterhin Millionen Menschen auf angemessene Hilfe verzichten”, betont Dr. Joanne Liu, internationale Präsidentin von MSF.

  Morgen tagt die internationale Syrien-Arbeitsgruppe in Genf. Gemäß der präsidentiellen Erklärung des UNO-Sicherheitsrats vom 2. Oktober müssen die 22 Mitgliedsstaaten dieser Gruppe erste Empfehlungen zur Verbesserung der Hilfeleistungen in Syrien vorlegen. Die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in den von der Opposition kontrollierten Gebieten steht jedoch nicht auf der Agenda. Denn diese stellt nach Ansicht der UNO für die syrische Regierung eine rote Linie dar, die nicht überschritten werden darf.

"Wenn man das Thema der grenzüberschreitenden Hilfe ausklammert, billigt man damit die Tatsache, dass Millionen Syrer von lebensnotwendiger Hilfe ausgeschlossen sind”, erklärt Liu.

Zurzeit wird tatsächlich fast die gesamte internationale humanitäre Hilfe über Damaskus abgewickelt. Die UN-Organisationen und die internationalen Organisationen unterliegen strengen Kontrollen durch die syrische Regierung, die humanitäre Hilfsmaßnahmen – insbesondere medizinische – in den von der Opposition kontrollierten Gebieten einschränkt oder verbietet.

Diese Einschränkungen haben dazu geführt, dass die Menschen in Enklaven wie Homs oder Ghouta, die von der Opposition kontrolliert, aber von den Regierungskräften belagert werden, komplett von Hilfe abgeschnitten sind. Auch die fünf bis sieben Millionen Menschen, die in Rebellengebieten nahe der Grenze leben, erhalten aus Damaskus nicht die geringste medizinische Hilfe und kaum Hilfsgüter. Aus Furcht vor möglichen Repressalien gegen ihre Einsätze in Damaskus haben es die Vereinten Nationen vermieden, einen grenzüberschreitenden Zugang zu den Menschen in den Oppositionsgebieten auszuhandeln. Diese Menschen überleben nur dank der Unterstützung von syrischen Netzwerken und einigen NGOs wie Ärzte ohne Grenzen, die von den Nachbarländern – insbesondere der Türkei – aus operieren. Diese Hilfe ist jedoch nicht in der Lage, die riesigen Bedürfnisse abzudecken.

"Die Syrien-Arbeitsgruppe muss die humanitäre Hilfe allen Opfern des Konflikts zugänglich machen, sei dies aus Damaskus oder aus den Nachbarländern", erklärt Liu abschließend.

*Mitgliedstaaten der Syrien-Arbeitsgruppe: Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats, Saudi-Arabien, Iran, Jordanien, Libanon, Katar, Russland, Türkei.