Syrien: Stellungnahme von Ärzte ohne Grenzen

28.08.2013
Stellungnahme zu den Verlautbarungen der US-amerikanischen und anderer Regierungen zum Bericht von Ärzte ohne Grenzen über neurotoxische Sypmtome bei Patienten in Syrien

Stellungnahme zu den Verlautbarungen der US-amerikanischen und anderer Regierungen zum Bericht von Ärzte ohne Grenzen über neurotoxische Sypmtome bei Patienten in Syrien

In den vergangenen zwei Tagen haben Vertreter der US-amerikanischen und anderer Regierungen Statements abgegeben, in denen sie den Einsatz chemischer Waffen in Syrien als "zweifelsfrei" erwiesen bezeichneten und Verantwortliche benannten. Sie bezogen sich in ihren Verlautbarungen auf Berichte verschiedener Organisationen - darunter auch Ärzte ohne Grenzen.Ärzte ohne Grenzen weist ausdrücklich darauf hin, dass die von der Organisation veröffentlichten medizinischen Berichte nicht dafür genutzt werden dürfen, die genaue Herkunft der neurotoxischen Stoffe zu bestätigen und Verantwortliche zu benennen.

Neurotoxische Symptome

Vergangenen Samstag hatte Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht, dass in drei von der Organisation unterstützten Krankenhäusern im Gouvernement Damaskus  3.600 Patienten mit neurotoxischen Symptomen eingeliefert wurden , von denen 355 verstorben sind. Ärzte ohne Grenzen hat seit 2012 umfassenden Kontakt zu diesen und anderen medizinischen Einrichtungen, an die die Organisation medizinisches Material geliefert hat. Bislang konnten Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen diese Einrichtungen nicht selbst aufsuchen.

Unsere Informationen deuten zwar stark auf einen massenhaften Kontakt mit einem neurotoxischen Stoff hin. Doch Ärzte ohne Grenzen hat deutlich erklärt, dass ein wissenschaftlicher Nachweis des toxischen Stoffes und eine unabhängige Untersuchung erfolgen müssen. Erst dies kann gegebenenfalls die Grundlage dafür bilden, aus dem Vorfall eine massive und inakzteptable Verletzung internationalen humanitären Rechts abzuleiten. Darüber hinaus haben wir deutlich gemacht, dass wir nichts darüber sagen können, wer dafür verantwortlich ist.

Vorfall wird untersucht

Inzwischen ist eine Untersuchung durch UNO-Inspektoren im Gang. Ärzte ohne Grenzen verwehrt sich dagegen, dass unsere Informationen als Rechtfertigung für einen Militärschlag verwendet werden. Als unabhängige medizinische humanitäre Organisation geht es für Ärzte ohne Grenzen einzig darum, Menschenleben zu retten, die Leiden der vom Syrienkonflikt betroffenen Menschen zu lindern und darüber zu berichten, wenn wir mit kritischen Vorfällen konfrontiert sind. Dabei halten wir uns strikt an die Prinzipien der Neutralität und Unparteilichkeit .

Der jüngste Vorfall, bei dem Tausende von Menschen in Damaskus mit neurotoxischen Symptomen eingeliefert wurden, ist ein weiteres Ereignis, dass zur bereits katastrophalen humanitären Lage in Syrien hinzukommt. Der syrische Konflikt ist geprägt von extremer Gewalt, Vertreibungen, der Zerstörung von medizinischen Einrichtungen und äußerst eingeschränkten Möglichkeiten, humanitären Hilfe zu leisten.