Syrien: Ein Tag im Leben von Flüchtlingen und Helfern

18.08.2014
Multimediaprojekt mit namhaften Künstlern zeigt Schicksale im Krieg
PatientInnen in der Gesundheitsklinik von Ärzte ohne Grenzen im Flüchtlingslager Domiz im Nordosten des Irak.
Yuri Kozyrev/Noor
Domiz, Irak, 06.11.2013: PatientInnen in der Klinik von Ärzte ohne Grenzen im Flüchtlingslager Domiz im Nordosten des Irak. Die Gesundheitseinrichtung bietet medizinische Gundversorgung für ca. 60.000 Flüchtlinge aus Syrien.

Wien, 18. August 2014. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hat heute das Multimediaprojekt „Reach of War" gestartet. Das Projekt beschreibt aus den Blickwinkeln von medizinischem Personal, Patienten und Flüchtlingen das Leben von Menschen, die aus Syrien geflohen sind. In dem mehr als drei Jahre dauernden Krieg in Syrien wurden mehr als 150.000 Menschen getötet. Mehr als neun Millionen Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, fast ein Drittel von ihnen hat das Land verlassen.

„Dieser Krieg ist so überwältigend, dass man leicht die Bedeutung aus den Augen verliert, die er für einzelne Syrer hat", sagt Dr. Joanne Liu, internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen. „Als ich Ende letzten Jahres in Syrien arbeitete, sah ich Kinder, die durch Explosionen verwundet wurden – und Kinder, die unter vermeidbaren Krankheiten litten. Ich sah Familien, die keine richtige Unterkunft hatten, und Frauen, die ihre Babys nicht in einer sicheren Umgebung zur Welt bringen konnten. Wenn es um Syrien geht, fehlt es oft an Menschlichkeit, denn man spricht über den Krieg normalerweise in Zahlen. Das Projekt „Reach of War" widmet sich den menschlichen Verlusten eines brutalen und unerbittlichen Krieges."

Kurzfilme, Foto-Essays, und ein Bericht vermitteln diese sehr persönliche Dimension des Konflikts und schildern die Situation so, wie sie von syrischen Flüchtlingen, Patienten und Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen erlebt wird. Bei der Produktion von „Reach of War" arbeitete Ärzte ohne Grenzen mit preisgekrönten Fotografen und Filmemachern wie Kate Brooks, Yuri Kozyrev, Moises Saman, Daniel Etter und Ton Koene zusammen. Ende vergangenen Jahres besuchten sie Kliniken von Ärzte ohne Grenzen in den Flüchtlingslagern in Domiz im Irak, in der Bekaa-Ebene im Libanon und in Ramtha und Amman in Jordanien.

„Was wir an diesem einzigen Tag festhalten, reflektiert nur einen winzigen Ausschnitt der Not der Syrer", erklärt Moises Saman, Fotograf der Agentur Magnum, der für das Projekt im Libanon war. „An diesem Tag erkennt man die entsetzlichen Details des Leids, das der Krieg in Syrien auslöst. Doch im selben Moment ist man damit konfrontiert, dass es sich hier um nur einen Tag in einem mehr als drei Jahren dauernden Konflikt handelt – und es ist kein Ende in Sicht."

Ärzte ohne Grenzen betreibt seit Juni 2012 Krankenhäuser und Gesundheitszentren im Norden Syriens. In den Einrichtungen der Organisation wurden bisher mehr als 10.000 chirurgische Eingriffe und über 63.400 Notaufnahmen durchgeführt. Fast 110.000 Patienten wurden ambulant behandelt und knapp 2.400 Geburten begleitet. Ärzte ohne Grenzen unterstützt außerdem 48 Krankenhäuser sowie 38 Gesundheitsposten, die von syrischen Ärzte-Netzwerken in sieben Provinzen betrieben werden. Im Irak, in Jordanien und dem Libanon betreibt Ärzte ohne Grenzen umfangreiche medizinische Hilfsprogramme für syrische Flüchtlinge. Bisher wurden in diesen Ländern über eine halbe Million medizinische Behandlungen durchgeführt.

Die Filme des Projektes „The Reach of War" sowie die dazugehörigen Fotos können Redaktionen zur Verfügung gestellt werden.

Website „The Reach of War": reachofwar.msf.org/de