Südsudan: Mit Hilfe der Bevölkerung gegen Malaria

24.11.2015
Heftige Malaria-Saison in Region Abyei: „Ich will meinem Dorf helfen, damit weniger Menschen sterben.“
MSF treats spiking malaria in South Sudan with the help of local communities
Alexandra Malm/MSF
Even the motorbikes cannot always withstand the bad roads. A punctured tyre adds extra time to the journey back to the hospital.

Ärzte ohne Grenzen setzt in der Region Abyei lokale „Malaria-Helfer“ ein. Sie sorgen dafür, dass Menschen in abgelegenen Gegenden sich in ihrem Dorf gegen Malaria behandeln lassen können.

Die Bevölkerung in der südsudanesischen Region Abyei leidet unter einer besonders heftigen Malaria-Saison. Die Zahl der Erkrankungen ist massiv gestiegen. Menschen, die an einer schweren Verlaufsform der Malaria erkranken, sterben häufig in ihren Dörfern – denn in dieser abgelegenen Gegend gibt es fast keine medizinischen Einrichtungen. Ärzte ohne Grenzen arbeitet nun mit der lokalen Bevölkerung zusammen, um gegen diese vermeidbaren Erkrankungen und Todesfälle vorzugehen. Dazu wurde ein Programm gestartet, das Menschen in ländlichen Gegenden ermöglicht, sich direkt in ihren Dörfern gegen Malaria testen und behandeln zu lassen.

Helfer-Netzwerk mit Motorrädern

Dazu richtete Ärzte ohne Grenzen ein Netzwerk aus 37 „Malaria-Helfern“ ein, die von lokalen Gesundheitsteams beaufsichtigt werden. Aufgabe dieser Helfer ist es, in 23 Dörfern in einem Umkreis von 30 Kilometer rund um Agok Malariafälle so rasch wie möglich zu diagnostizieren und Erkrankte zu behandeln. Weil die schlechten Straßen während der Regenzeit für Autos nicht befahrbar sind, verwenden die Malaria-Helfer Motorräder, um die Dörfer zu erreichen.

Seit Beginn des Programms im vergangenen August haben insgesamt 19.411 Menschen Medikamente gegen Malaria erhalten – rund 1.800 pro Woche. Davon litten 161 an einer schweren Malaria und mussten für eine Intensiv-Behandlung in das Spital von Ärzte ohne Grenzen in Agok überwiesen werden.

Alexandra Malm/MSF
Makeraneet, Südsudan, 19.10.2015: Unsere Malaria-Helferin Nyayath testst das achtmonatige Baby Arrop auf Malaria. Sie und ihr Kollege Achol arbeiten freiwillig fünf Tage pro Woche in der Malaria-Station im Dorf Makeraneet.

Enorme Verbesserung durch nähere Hilfe

„Viele Menschen mussten früher stundenlang oder gar tagelang zu Fuß gehen, um zu einem Gesundheitsposten zu gelangen. Für sie ist die Möglichkeit, in ihrer Nähe behandelt zu werden, eine enorme Verbesserung“, erklärt Jessa Pontevedra, die für das Programm verantwortlich ist. „Wir konnten viel mehr Menschen behandeln, als wir erwartet hatten, und auch die Zahl der schweren Malaria-Erkrankungen ging dank dieses Projektes stark zurück, da die Menschen schneller behandelt werden.“

Zuvor war das Spital von Ärzte ohne Grenzen mit den vielen Kranken, die mit schwerer Malaria eingewiesen wurden, überlastet. „Im Juni mussten wir die Bettenzahl von 125 auf fast 200 aufstocken“, berichtet unsere Ärztin Sabine Haller. „Wir stellten Betten in die Gänge, in die Chirurgie sowie in vier Zelte auf dem Innenhof, aber das Spital war noch immer zum Bersten voll.“ Seit das neue Helfer-Programm angelaufen ist, ging die Zahl der schweren Erkrankungen zurück: Sie fiel im September und Oktober auf 17 Prozent. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum noch 23 Prozent gewesen.

Aktive Beteiligung der Bevölkerung

Der Erfolg des Programms ist nicht zuletzt auf die aktive Beteiligung und Miteinbeziehung der Bevölkerung zurückzuführen. So haben die Menschen der betroffenen Dörfer durchwegs positiv auf das neue Programm reagiert. „Das war für uns eine große Hilfe´“, bestätigt Kuol Deng, Vorsteher des Dorfs Mijak Deng Kaya. „Letztes Jahr mussten wir zahlreiche kranke Menschen ins Spital tragen, und viele von ihnen starben.“

Die Dorfvorsteher geben Informationen an die Einwohner weiter, helfen bei der Lagerung der Medikamente und des Materials und stellen den Malaria-Helfern Räume zur Verfügung. Einige zahlen den Helfern auch eine Entschädigung, die ansonsten rein ehrenamtlich tätig sind.

Alexandra Malm/MSF
Maibong, Südsudan, 19.10.2015: Malaria-Helfer Abraham bereitet sich darauf vor, die bereits wartenden Menschen zu testen und zu behandeln.

„Ich will meinem Dorf helfen, damit weniger Menschen sterben.“

Die Malaria-Helfer sind sehr stolz auf ihre Arbeit und sehen selbst, wie viel ihre Tätigkeit bewirkt. „Nun können sich die Menschen behandeln lassen. Letztes Jahr gab es viele Todesfälle, weil die Menschen den langen Weg ins Spital nicht schafften“, erzählt Abraham, ein Malaria-Helfer, der im Dorf Maibong lebt und arbeitet. „All diese Toten zu sehen, war furchtbar. Deshalb wollte ich meinem Dorf helfen, damit weniger Menschen sterben müssen.“

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1983 im Gebiet tätig, das die heutige Republik Südsudan ausmacht. Die Organisation betreibt 17 Projekte und beschäftigt dazu über 3.200 südsudanesische und 350 internationale Mitarbeitende. 2014 haben unsere Teams insgesamt mehr als 930.000 kostenlose Sprechstunden abgehalten. Fast 300.000 dieser Sprechstunden waren für Kinder unter fünf Jahren.