Südsudan: Hunderte Verwundete in Jonglei ohne medizinische Versorgung

18.07.2013
Teams versuchen, zehntausende Vertriebene zu erreichen
Dörfer in der Nähe des nördlichen Jonglei Staates.
Corinne Baker/MSF
Lankien, Südsudan, 05.03.2013: Dörfer im Norden des Bundesstaates Jonglei.

Juba/Wien, am 18. Juli 2013. Nach der Eskalation interkommunaler Auseinandersetzungen im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei muss Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hunderte Verletzte behandeln, berichtet die medizinische Nothilfeorganisation. Nach den Kämpfen gibt es eine unbekannte Zahl von Toten und Verwundeten. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen versuchen derzeit, Tausende Menschen zu erreichen, die in den Busch geflüchtet sind, und appellieren an alle Konfliktparteien, humanitäre Hilfe zu respektieren und zu ermöglichen.

Seit dem 14. Juli arbeiten chirurgische Teams von Ärzte ohne Grenzen und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) im Krankenhaus von Bor, wo sie den Patienten, die aus Manyabol in das Spital gebracht werden, notfallmedizinisch versorgen. „Derzeit behandeln wir, mit Unterstützung der Gesundheitsbehörden, 176 Verwundete, darunter sind auch 128 Schusswunden. Wir haben bisher 34 chirurgische Eingriffe vornehmen müssen. Wir erwarten noch weitere Verletzte“, sagt Raphael Gorgeu, der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Unsere nächste Priorität ist jetzt sicherzustellen, dass Patienten, die eine postoperative Behandlung brauchen, in unsere größeren Hilfsprogramme in Lankien, Nasir und Leer geflogen werden. Sieben Patienten wurden schon verlegt.“

120.000 Menschen geflohen

Ein anderes Team von Ärzte ohne Grenzen versucht derzeit, zehntausende Menschen zu erreichen, die Zuflucht in unsicheren und Malaria-verseuchten Sümpfen gesucht haben, wo sie ohne sauberes Trinkwasser, Nahrung und medizinische Versorgung ausharren. Rund 120.000 Menschen sind in den Busch geflohen, nachdem es im Juni im Bezirk Pibor zu Kämpfen zwischen der Südsudanesischen Armee (SPLA) und den bewaffneten Milizen von David YauYau gekommen war. Am Mittwoch wurde ein Team von Ärzte ohne Grenzen entsandt, um südlich der Stadt Pibor erste Hilfe für diese Menschen zu leisten und weitere medizinische Bedürfnisse zu erheben.

„Die Menschen haben Angst, in die Städte zu kommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir sie vor Ort versorgen können“, sagt John Tzanos, der Leiter des Teams von Ärzte ohne Grenzen im Bezirk Pibor. Schon Anfang Juli hat das Team im Städtchen Boma, in dem es zu heftigen Kämpfen gekommen war, eine kleine Klinik eingerichtet. Ärzte ohne Grenzen unterhält auch einen Gesundheitsposten in Gumuruk. Nachdem das Krankenhaus der Hilfsorganisation in Pibor-Stadt im Mai gezielt zerstört wurde, ist dies derzeit die einzige Gesundheitseinrichtung im gesamten Bezirk.

Ärzte ohne Grenzen appelliert an alle Konfliktparteien

„Die Koordination zwischen Ärzte ohne Grenzen und dem IKRK ist entscheidend, um die humanitäre und medizinische Hilfe auf allen Seiten aufstocken zu können“, berichtet Gorgeu. „Zugleich stellen wir aber fest, dass die angebotene Hilfe derzeit in vielen Gebieten weit unter den Bedürfnissen liegt.“ Zwar haben die Behörden den Zugang zu den Verletzten genehmigt, dennoch bleibt es aufgrund der Unsicherheit und dem Beginn der Regenzeit extrem schwierig, die Verwundeten auf allen Seiten zu erreichen. Ärzte ohne Grenzen ist äußerst besorgt über die Auswirkungen der Gewalt auf die Bevölkerung und appelliert an alle Konfliktparteien, humanitäre Hilfe im gesamten Bundesstaat Jonglei zu respektieren und zu ermöglichen.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1993 in Jonglei tätig und bietet in Gesundheitszentren in den Bezirken Pibor, Uror und Nyirol medizinische Grundversorgung sowie Sekundärversorgung an. Nach Gewaltausbrüchen müssen die Teams immer wieder notfallmedizinische Versorgung anbieten. Im Jahr 2012 hat Ärzte ohne Grenzen in Jonglei 130.692 ambulante Behandlungen durchgeführt.