Südsudan: Eskalierende Gewalt verschlimmert schwierige humanitäre Lage

02.09.2009
Besorgniserregende Ernährungssituation nach Vertreibungen

Am 29. August sind im Distrikt Twic East im Staat Jonglei 42 Menschen bei heftigen Angriffen getötet worden, unter ihnen waren viele Frauen und Kinder. Mehr als 60 Menschen wurden verletzt und 24.000 Menschen sind nach offiziellen Angaben aus 17 Dörfern vertrieben worden. Die meisten Vertriebenen haben sich in den Orten Panyangor und Kongor gesammelt.

Der letzte Angriff ist nur einer von vielen so genannten interethnischen Kämpfen in den Staaten Jonglei, Upper Nile und den Lake Staaten, die nach offiziellen Angaben 140.000 Vertriebene zur Folge hatten. Weitere 65.000 Sudanesen wurden dieses Jahr nach Angriffen der Rebellengruppe Lords Resistance Army (LRA) aus ihrer Heimat vertrieben. Hunderte Menschen sind dabei getötet und entführt worden. Die gewalttätigen Angriffe in der Region verschlimmern die ohnehin schon schwierige humanitäre Situation für die Menschen im Südsudan.

Drastische Eskalation der Gewalt

„Wir haben im Südsudan dieses Jahr eine drastische Eskalation der Gewalt erlebt – angefangen von der Besetzung der Staaten Equatorias durch die LRA bis zu den Kämpfen in den Staaten Jonglei, Upper Nile und den Lake Staaten“, sagt Jonathan Whittall, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. „Die Gewalt unterscheidet sich vom traditionellen Viehdiebstahl, der jedes Jahr stattfindet. Frauen und Kinder werden in den Kämpfen normalerweise verschont. Heutzutage sind sie willkürliche Ziele, und es gibt auch mehr Tote als Verwundete. Während der sechs Angriffe in den Staaten Jonglei und Upper Nile in den vergangenen sechs Monaten, in denen Ärzte ohne Grenzen Unterstützung geleistet hat, wurden mehr als 1.000 Menschen getötet und 259 verwundet. Mehr als 60.000 Menschen wurden vertrieben. Der Vorsatz, einfach Dörfer anzugreifen und zu töten, ist neu. Die Bevölkerung lebt demzufolge in großer Angst und die humanitären und medizinischen Bedürfnisse sind beträchtlich.“Ein Team von Ärzte ohne Grenzen ist nach den letzten Angriffen in den Landkreis Twic East gefahren, um die lokalen Gesundheitseinrichtungen zu unterstützen und die humanitären und medizinischen Bedürfnisse einzuschätzen. Ärzte ohne Grenzen hat Medikamente gespendet, um die Behandlung der Patienten im Gesundheitszentrum zu unterstützen. Im Moment wird untersucht, wir groß die Mangelernährung ist. Mangelernährte Menschen werden in die Gesundheitseinrichtung geschickt. Teams von Ärzte ohne Grenzen verteilen darüber hinaus an 4.500 Kinder unter fünf Jahren Nahrungsmittel, um einer Mangelernährung vorzubeugen und um die Lücke zu überbrücken, bis mehr Hilfe in der Region ankommt.

„Wir verteilen Notrationen an die Kinder, von denen viele seit Tagen nichts zu essen bekommen haben.“

„Die Menschen sind ohne ihren Besitz aus den Dörfern geflohen“, fährt Whittall fort. „Sie sind vollkommen verschreckt, da die Gerüchte über neue Gewalt anhalten. Sie brauchen dringend humanitäre Hilfe. Nahrung und Unterkünfte werden am dringendsten benötigt. Die Situation ist aufgrund der derzeitigen Nahrungsmittelkrise besonders besorgniserregend, die sich durch den späten Regen und die Unsicherheit dieses Jahr noch verschlimmert hat. Wir verteilen jetzt Notrationen an die Kinder, von denen viele seit Tagen nichts zu essen bekommen haben.“