Südsudan: Angriffe auf medizinische Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen behindern Hilfe

17.01.2014
Einstellung medizinischer Vesorgung bedroht Tausende Menschen
SS MSB4858 Phil Moore web
Phil Moore
Juba, Südsudan, 12.01.2014: Eine Frau wartet auf ihre Untersuchung in der Klinik von Ärzte ohne Grenzen in einem Vertriebenenlager in Juba. Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen wie jene in Malakal verunmöglichen die dringend benötigte medizinische Versorgung für Tausende Menschen.

Juba/Wien, 17. Jänner 2014. Nachdem die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) gezwungen war, ihre Hilfsaktivitäten in Malakal im Südsudan nach Plünderungen einzustellen, könnten nun Tausende Menschen ohne dringend benötigte medizinische Versorgung sein.

„Bewaffnete Männer sind gestern zweimal in das Gelände von Ärzte ohne Grenzen in Malakal eingedrungen, wo sie Plünderungen durchgeführt und das Team körperlich bedroht haben“, erklärt Arjan Hehenkamp, Geschäftsführer der Einsatzzentrale von Ärzte ohne Grenzen in Amsterdam. Ärzte ohne Grenzen verurteilt den Vorfall in Malakal im Bundesstaat Upper Nile auf das Schärfste, der kaum eine Woche nach der Plünderung einer anderen Einrichtung von Ärzte ohne Grenzen in Bentiu, der Hauptstadt des Bundesstaats Unity, erfolgte.

„Diese Akte der Gewalt sind völlig inakzeptabel und gefährden die Einsätze von Ärzte ohne Grenzen ernsthaft“ erklärt Hehenkamp. „Die Sicherheit der humanitären Helfer muss respektiert werden. Wir haben nun keine andere Wahl, als unsere Hilfsaktivitäten im Krankenhaus von Malakal vorübergehend einzustellen. Dies lässt Tausende Menschen ohne dringend benötigte chirurgische und allgemeinmedizinische Versorgung zurück, und das beunruhigt uns sehr.“

Gewalt verhindert Hilfe für Vetriebene

Nach umfassenden Angriffen und Plünderungen in der Stadt gestern kamen über 80 Verwundete in das Spital in Malakal, zusätzlich fand sich eine große Anzahl von Menschen mit ihren Habseligkeiten im Krankenhausgelände ein, um dort Schutz zu suchen. Es gibt Berichte von hunderten Menschen, die aufgrund der zunehmenden Unsicherheit aus der Stadt geflohen sind.

Aufgrund intensiver Kämpfe in der Region hat sich die Anzahl der Vertriebenen, die in der Basis der Vereinten Natinonen in Malakal Zuflucht gesucht hatten, in den vergangenen vier Tagen auf etwa 20.000 verdoppelt. Die Gewalt hat die Teams von Ärzte ohne Grenzen davon abgehalten, diesen Vertriebenen medizinische Hilfe zu leisten, eine dringend benötigte Impfkampagne, die für den 13. Jänner geplant war, musste abgesagt werden.

Team in Malakal verstärkt

Nachdem am 13. Jänner in Malakal heftige Kämpfe ausgebrochen waren, haben die Nothilfe-Teams von Ärzte ohne Grenzen über 130 Patienten mit Schusswunden in Malkal und Nasir behandelt.„Unsere Sorge ist, dass es viel mehr Verwundete gibt, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben“, erklärt Raphale Gorgeu, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet in der Region Malakal seit 2002. Vor dem Konflikt haben die Teams dort Menschen behandelt, die an der vernachlässigten Krankheit Kala Azar litten und Flüchtlingen Hilfe geleistet, die vom benachbarten  Sudan kamen. Nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten im Dezember hat Ärzte ohne Grenzen das Team in Malakal verstärkt und den Schwerpunkt auf chirurgische und post-operative Versorgung von Verletzten im Krankenhaus, sowie Basis-Gesundheitsversorgung für Vertriebene in der Basis der Vereinten Nationen in der Stadt gelegt.Ärzte ohne Grenzen ruft alle Konfliktparteien dazu auf, die Gesundheitseinrichtungen zu respektieren und den Patienten und Patientinnen den Zugang zu medizinischer Hilfe zu ermöglichen - unabhängig von ihrer Abstammung oder ethnischen Zugehörigkeit. Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1983 in dem Gebiet der heutigen Republik Südsudan und betreibt zur Zeit 15 Hilfsprogramme in neun der zehn Bundesstaaten des Landes. Neben den regulären Hilfsprogramme in Agok, Aweil, Gogrial, Leer, Maban, Malakal, Nasir, Yambio, Lankien, Yuai und Yida gibt es vier zusätzliche Not-Programme in Juba, Awerial, Malakal und Nimule. Ärzte ohne Grenzen reagiert auf Notsituationen wie massenhafte Vertreibungen, Flüchtlingsströme, alarmierende Ernährungssituationen und dem verstärkten Auftreten von Krankheiten wie Masern, Malaria, akute Durchfallerkrankungen und Kala Azar. Zusätzlich leisten die Teams grundlegende und spezialisierte Gesundheitsversorgung. In den Hilfsprogrammen von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan sind zur Zeit 278 internationale und 2.980 südsudanesische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt.