Südsudan: Ärzte ohne Grenzen behandelt mehr als 100 Verwundete

15.01.2014
Schwere Kämpfe in Malakal - Nothilfe-Teams verstärkt
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Phil Moore
Juba, Südsudan, 12.01.2014: Ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen behandelt ein Mädchen in einem Vertriebenenlager in der südsudanesischen Hauptstadt Juba, wo derzeit rund 40.000 Menschen Zuflucht suchen.

Juba, 15. Januar 2014. Nach schweren Kämpfen in Malakal im südsudanesischen Bundesstaat Upper Nile haben Teams von Ärzte ohne Grenzen in Malakal sowie in der Stadt Nasir 116 Patienten mit Schussverletzungen behandelt. Durch die Kämpfe in den Bundesstaaten Upper Nile, Unity und Jonglei wurden Hunderte verwundet und Tausende vertrieben.

"Jeden Tag behandeln wir mehr Verwundete in unsere Kliniken", sagt Raphael Gorgeu, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. "Gleichzeitig sind wir sehr besorgt über das Schicksal der Hunderttausenden Vertriebenen im ganzen Land. Die meisten sind überstürzt geflohen und haben kaum Nahrung und Wasser und keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung. Die Kämpfe in Malakal in den vergangenen Tagen behindern uns außerdem dabei, die Vertriebenen zu erreichen und schneiden sie von der dringend benötigten medizinischen und humanitären Hilfe ab."

Medizinische Einrichtungen unter Druck

Der Bedarf der Vertriebenen an medizinischer Hilfe setzt die medizinischen Einrichtungen unter zunehmenden Druck, einige Kliniken und Krankenhäuser können ankommende PatientInnen bereits kaum mehr annehmen. Ärzte ohne Grenzen verstärkt seine Nothilfe-Teams, um auf den zunehmenden Bedarf an humanitärer und medizinischer Hilfe der Menschen zu reagieren.

In den vergangenen Wochen haben die Nothilfe-Teams von Ärzte ohne Grenzen ihre Hilfe für die Vertriebenen in Awerial im Bundesstaat Lakes und in der Hauptstadt Juba verstärkt. Die Teams haben auch vor kurzem begonnen, Vertriebenen Hilfe zu leisten, die von Bentiu in Richtung Leer im Bundesstaat Unity geflohen sind, sowie den Menschen in Nasir und Malakal im Bundesstaat Upper Nile, in Lankien im Bundesstaat Jonglei sowie in Nimule im Bundesstaat Eastern Equatoria an der Grenze zu Uganda. Außerhalb des Landes unterstützen die Teams von Ärzte ohne Grenzen das Gesundheitssystem von Uganda und Kenia bei der medizinischen Versorgung und der Trinkwasseraufbereitung für Flüchtlinge. Außerdem führt ein weiteres Team eine Evaluierung des medizinischen Bedarfs in Äthiopien durch.

15 Hilfsprojekte in neun von zehn Bundesstaaten

Abgesehen davon betreibt Ärzte ohne Grenzen weiterhin reguläre Projekte im gesamten Südsudan – derzeit insgesamt 15 Projekte in neun der zehn Bundesstaaten. In den vergangenen Monaten haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen 41.899 Untersuchungen durchgeführt, 1.629 PatientInnen in ihren Gesundheitseinrichtungen aufgenommen, 282 chirurgische Eingriffe vorgenommen, 852 Geburten begleitet und 655 Kriegsverletzte versorgt. Fünfzig Tonnen an medizinischem und logistischem Material wurden an die verschiedenen Projekte geliefert.

Ärzte ohne Grenzen ruft alle an diesem Konflikt Beteiligten dazu auf, die Integrität medizinischer Einrichtungen zu respektieren, Hilfsorganisationen den Zugang zu betroffenen Bevölkerungsgrupen zu erlauben und PatientInnen den Zugang zu medizinischer Versorgung zu gewähren – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1983 in der Region tätig, die heute die Republik Südsudan ausmacht, und betreibt derzeit elf reguläre Projekte in neun der zehn Bundesstaaten – in Agok, Aweil, Gogrial, Leer, Maban, Malakal, Nasir, Yambio, Lankien, Yuai und Yida. Außerdem betreibt die Organisation vier Nothilfe-Programme in Juba, Awerial, Malaka und Nimule. Ärzte ohne Grenzen reagiert auf Notfälle, großflächige Vertreibungen, ankommende Flüchtlingsströme, alarmierende Ernährungssituationen und Ausbrüche von Krankheiten wie Masern, Malaria, akute Durchfallerkrankungen und Kala Azar und leistet medizinische Grundversorgung. Derzeit arbeiten 278 internationale MitarbeiterInnen gemeinsam mit 2.890 südsudanesischen in den Projekten von Ärzte ohne Grenzen.