Sudan/Südsudan: Ärzte ohne Grenzen behandelt Verwundete nach Luftangriffen im Bundesstaat Unity

12.04.2012
Lage zunehmend unsicher
Südsudan 2011
MARCELL NIMFUER/FISCHKA.COM
Agok, 10.03.2011: Das Ärzte ohne Grenzen-Krankenhaus in Agok.

Die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen behandelt Menschen, die bei den Luftangriffen vom 10. April 2012 in Abiemnom, im Bundesstaat Unity im Südsudan verletzt wurden. Schon seit ein paar Wochen ist die Region Schauplatz zunehmender Gewalt, die Lage ist äußerst unberechenbar.

Das Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen im 36 Kilometer von Abiemnom entfernt liegenden Agok nahm in den Nachmittagsstunden des 10. April 2012 vier Patienten – eine Frau und drei Kinder auf. Sie alle hatten schwere, offene Wunden, die in mehrfachen Operationen behandelt werden mussten. Alle vier sind nun stabilisiert. Das Ärzte ohne Grenzen-Team in Agok spendete dem medizinischen Zentrum des Gesundheitsministeriums außerdem Medikamente und Ausrüstung, damit weitere 40 Verwundete dort behandelt werden konnten.

Ein Notfall nach dem anderen

„In dieser Region leben die Menschen an der Front. Hier tritt ein Notfall nach dem anderen auf. Unser Team tut sein Bestes, um die dringendsten Bedürfnisse der Menschen, seien es Nahrungsmittel, Unterkünfte oder Gesundheitsversorgung hier stillen zu können. Unser ständiges Anliegen ist es, allen Gemeinden in der Region, eine umfassende medizinische Versorgung und lebensrettende Maßnahmen, zur Verfügung zu stellen“, sagt Emmanuel Roussier, Ärzte ohne Grenzen-Einsatzleiter in Juba. 

Seit den Zusammenstößen in der Region Abyei im Mai 2011, betreibt Ärzte ohne Grenzen mobile Kliniken in der ganzen Region, unter anderem in Machbong, Abathok, Mading Achueng, Akack Nyel, Leu, Marial Achak, Mabok, Rumamer und Abiemnom. Insgesamt können so etwa 100.000 Menschen erreicht werden. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen beobachten außerdem die humanitäre Lage, speziell unter den von der Gewalt betroffenen Menschen und aus ihrem Heim Vertriebenen. Alle Menschen, die sehr schwer erkrankt oder verwundet sind, werden im Ärzte ohne Grenzen-Krankenhaus in Agok weiterbehandelt.

Weitere Maßnahmen

Wenn die Kämpfe weitergehen, ist Ärzte ohne Grenzen auf weitere Verwundete vorbereitet. Außerdem kann die Gesundheitsversorgung verstärkt werden und die Materialien zum Bau von Notunterkünften und Hilfsgüter können aufgestockt werden. 

Nach einer Überprüfung der Nahrungsmittelsicherheit und Ernährung in der Region im November 2011, hat Ärzte ohne Grenzen mit der Verteilung von Zusatznahrung für Kinder unter fünf Jahren begonnen. Bisher konnten bis zu 15.000 Kinder versorgt werden. Ärzte ohne Grenzen führte außerdem eine Masern-Impfaktion durch.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2006 in der umkämpften Region Abyei. Nach gewaltsamen Zusammenstößen im Jahr 2008, die tausende Menschen zur Flucht in den Süden zwangen, errichtete Ärzte ohne Grenzen ein Krankenhaus in Agok, an der Grenze zwischen dem Bundesstaat Warrap im Südsudan und der Region Abyei. Das Krankenhaus bietet sowohl für ambulante als auch stationäre Patientinnen und Patienten eine Reihe von Services an. Es verfügt über einen Operationssaal für chirurgische Eingriffe, eine Geburtshilfe-Station, eine Pädiatrie- und eine Tuberkulose-Station und ein Ernährungszentrum für mangelernährte Kinder. 2011 wurden 31.187 ambulante Untersuchungen durchgeführt, 2.418 Patientinnen und Patienten im Krankenhaus von Agok stationär aufgenommen.