Sudanesische Flüchtlinge im Südsudan - Aktuelle Übersicht

28.01.2013
Schwerpunkte: Yida, Batil, Doro, Gendrassa, Jamam
Suedsudan 2012
MSF/Florian Lems
Maban, Südsudan, 12.11.2012: Frauen holen Wasser im Flüchtlingslager Doro. Ärzte ohne Grenzen bereitet dort Trinkwasser auf und stellt es zur Verfügung.

Mitte des Jahres 2011 begann in den Bundesstaaten Blue Nile und Süd-Kordofan im Sudan ein Konflikt zwischen den Sudanese Armed Forces und der bewaffneten Sudan People’s Liberation Army-North, kurz SPLA-N. Im November 2011 eskalierten die Kämpfe und zehntausende Menschen mussten fliehen, um ihr Leben zu retten. Bis heute überquerten beinahe 40.000 Flüchtlinge die Grenze nach Äthiopien und rund 170.000 in den Südsudan. Für viele von ihnen dauerte die Reise in den Südsudan bis zu sechs Wochen, in denen sie von Höhle zu Höhle zogen, sich von Blättern und Wurzeln ernähren mussten und ständig auf der Suche nach Trinkwasser waren. Viele der Flüchtlinge verloren Familienangehörige, die während der Reise zur Grenze an den Folgen von Erschöpfung, an Mangelernährung oder anderen Krankheiten starben. Im Südsudan angekommen, werden sie in Lagern untergebracht, wo sie, um überleben zu können, auf humanitäre Hilfe angewiesen sind: sie brauchen Nahrung, Wasser, Unterkünfte und Gesundheitsversorgung.

Aktuelle Situation

Insgesamt leben derzeit geschätzte 170.000 sudanesische Flüchtlinge in fünf Flüchtlingslagern im Südsudan. Ärzte ohne Grenzen ist in allen fünf Lagern vor Ort und stellt für die Flüchtlinge lebenswichtige medizinische Versorgung ebenso wie Wasser zur Verfügung. Die Maßnahmen von Ärzte ohne Grenzen sind an die speziellen Bedürfnisse des jeweiligen Lagers angepasst.

60.000 Menschen im Lager Yida – Bundesstaat Unity, Südsudan

Etwa 60.000 Menschen sind aus Süd-Kordofan in das Lager Yida geflohen. Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2011 in diesem Lager. Zwischen Mai und Juli 2012 erreichte die Lage der Flüchtlinge in der Regenzeit einen traurigen Höhepunkt, als sich die Bevölkerung des Lagers vervierfachte, bis zu 1.000 Menschen pro Tag das Lager erreichten. Die Sterblichkeitsraten waren doppelt so hoch wie der festgelegte Schwellenwert einer akuten Krisensituation, bis zu fünf Kinder pro Tag starben an dem Teufelskreis aus Mangelernährung und Komplikationen durch Erkrankungen wie Durchfall, Malaria und Lungenentzündung. Die Situation verschlimmerte sich noch weiter als das Lager durch Überschwemmungen auf dem Landweg nicht mehr erreichbar und der einzige Weg in und aus dem Lager nur per Flugzeug möglich war.

Die Überflutungen der Regenzeit sind zurückgegangen, die Sterblichkeitsraten haben sich wieder verringert. Aber die Flüchtlinge brauchen zur Erfüllung der Grundbedürfnisse des Überlebens noch immer humanitäre Hilfe. Während andere Hilfsorganisationen verschiedene andere Aspekte der humanitären Hilfe abdecken, ist Ärzte ohne Grenzen führend bei der medizinischen Versorgung der Menschen:

Anzahl der Feldkrankenhäuser: 1 Anzahl der ambulanten Gesundheitsposten: 1Anzahl der internationalen MitarbeiterInnen: 16Anzahl der vor Ort eingestellten MitarbeiterInnen: 174Anzahl der wöchentlichen Konsultationen: etwa 2.100Medizinische Hauptthemen: Atemwegsinfekte, Durchfall, Malaria, anhaltender Ausbruch von Hepatitis E

110.000 Menschen in den Lagern Batil, Doro, Gendrassa und Jamam – Bundesstaat Upper Nile, Südsudan

Etwa 100.000 Flüchtlinge sind aus dem Bundesstaat Blue Nile in die unwirtlichen Ödflächen des Bezirkes Maban geflohen. Dort sind sie in vier Flüchtlingslagern untergebracht. Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2011, seit die ersten Flüchtlinge die Region erreichten, im Bezirk Maban. So wie auch im Lager Yida wurde die Situation zwischen Juni und August katastrophal als die Kombination aus durch die Regenzeit bedingten Überschwemmungen, 35.000 neuankommenden völlig erschöpften Flüchtlingen und die schwere Last von Erkrankung und Mangelernährung ihren Tribut forderte. Die Sterblichkeitsraten stiegen auf mehr als das Doppelte des festgelegten Schwellenwerts einer akuten Krisensituation.

Die Überschwemmungen sind zurückgegangen, die Lage hat sich stabilisiert, aber ohne humanitäre Hilfe würden die Flüchtlinge keine Nahrung, kein Wasser und keine medizinische Hilfe haben. Weil die Regenfälle aufgehört haben, überqueren wieder mehr Flüchtlinge die Grenze. Ärzte ohne Grenzen arbeitet in allen Lagern, stellt medizinische Hilfe zur Verfügung und pumpt, bereitet auf und verteilt jeden Tag hunderte Liter sauberes Trinkwasser im Lager Doro.

Anzahl der Feldkrankenhäuser: 3Anzahl der ambulanten Gesundheitsposten: 7Anzahl der internationalen MitarbeiterInnen: 90Anzahl der vor Ort eingestellten MitarbeiterInnen: 700Anzahl der wöchentlichen Konsultationen: etwa 5.500Medizinische Hauptthemen: Durchfall, Atemwegsinfekte, Malaria, anhaltender Ausbruch von Hepatitis EAufbereitetes und verteiltes Wasser pro Woche: etwa 2,5 Millionen Liter

Alle Informationen: Stand 17.01.2013