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Sprengfallen und Landminen erwarten die heimkehrende Bevölkerung in Rakka
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„Die Kämpfe mögen vorbei sein, aber die Menschen werden noch immer verwundet“, sagt Craig Kenzie, Leiter unseres Nothilfe-Teams in Rakka. Sechs Wochen nach Ende der Kämpfe in und um Rakka kehren ehemalige Einwohner und Einwohnerinnen in ihre Heimat zurück. Ihre Häuser liegen in Trümmern. Straßen und Felder sind noch immer mit explosiven Sprengfallen, Landminen, Munition und Raketen übersät. Alleine vom 19. bis 29. November wurden 49 Menschen mit Explosionsverletzungen in unser Krankenhaus im Osten von Rakka eingeliefert.
„Als wir das Viertel Al-Meschlab zum ersten Mal aufsuchten, war es dort ziemlich menschenleer. Bei unserem letzten Besuch stellten wir dann fest, dass die Menschen allmählich zurückkehren, um nach ihren Häusern zu sehen", so Kenzie. „Einige fanden ihre Häuser in Trümmern vor; andere haben in ihren Häusern, Gärten und Straßen Leichen und Sprengkörper gefunden. Jeder befürchtet, beim Betreten von Gebäuden Sprengfallen auszulösen oder auf etwas zu treten, das explodieren könnte."
Schwerverletzte können häufig nicht schnell genug versorgt werden
Für Menschen mit schwerwiegenden Verletzungen ist eine angemessene medizinische Versorgung sehr problematisch. Viele Straßen sind beschädigt oder gesperrt. Daher kann es ein bis zwei Stunden dauern, bis Betroffene im Krankenwagen das nächstgelegene Krankenhaus mit chirurgischen Kapazitäten erreichen. Entsprechend hoch ist das Risiko, dass der Patient oder die Patientin auf dem Weg oder bereits verstirbt.
Seit dem Ende der Kämpfe in Rakka Mitte Oktober hat Ärzte ohne Grenzen im Krankenhaus Tal Abjad, mehr als 85 Patienten und Patientinnen mit Verletzungen von Explosionen behandelt. Im gleichen Zeitraum behandelten wir im nahegelegenen Krankenhaus in Kobane 23 Menschen mit Explosionsverletzungen.
Menschen kehren in ihre zerstörten Häuser zurück
„Menschen, denen wir in Al-Meschlab begegneten, berichteten uns, dass sie vor Monaten aus der Gegend geflohen waren, als die Luftangriffe zunahmen und die Kämpfe sich intensivierten", so Kenzie. „Einige waren aus ihren Häusern vertrieben worden, weil diese als Kampfbasis genutzt wurden."
„Vor zwei Tagen bin ich zurückgekehrt. Es stellte sich heraus, dass mein Haus schwer beschädigt wurde", erzählte eine 45-jährige Frau. „Ich habe versucht, wenigstens den Schutt zu beseitigen, bevor ich den Rest meiner Familie nachhole. Wir müssen unser Haus zwar noch reparieren, aber im eigenen beschädigten Haus zu wohnen, ist immer noch besser, als in einem Zelt zu leben, selbst wenn die Temperatur unter null fällt und man kein Dach über dem Kopf hat."
„Unser Haus wurde bei zwei Luftangriffen getroffen“, berichtete eine 28-jähriger Mann. „Wir werden Monate brauchen, um es wiederaufzubauen. Wir haben Babys in der Familie, die wir nicht unter solchen Bedingungen großziehen können.“
„An vielen der noch stehenden Häuser in Al-Meschlab sind auch Kriegsschäden zu sehen”, sagt Kenzie. „Sie haben Einschusslöcher, kaputte Fenster und Explosionslöcher. Die Straßen sind voller Müll und persönlicher Gegenstände. Viele Gebäude wurden geplündert und es gibt zahlreiche Straßen, die durch ausgebrannte Autos blockiert sind.“
„Die Kämpfe haben zwar aufgehört, aber es werden weiter Menschen verletzt.“
„Die Kämpfe hier müssen heftig gewesen sein. Zwischen den Trümmern sind viele verschiedene Sprengsätze zurückgeblieben. Die Kämpfe haben zwar aufgehört, aber es werden weiter Menschen verletzt. Es ist schlimm, dass Menschen, die schon so viel verloren haben, jetzt immer noch riskieren, verletzt oder getötet zu werden.“
„Jene, die wegen der Kämpfe ihr Zuhause verlassen mussten, wollen jetzt natürlich zurückkehren und ihr Leben fortsetzen. Dabei stehen sie vor einer schier unmöglichen Entscheidung: Entweder bleiben sie in vollen, provisorischen Lagern, oder sie kehren nach Hause zurück und leben dort mit all den Risiken und Herausforderungen. Man kann ihnen bei dieser Entscheidung helfen, indem man sie über die Risiken von Sprengsätzen aufklärt, damit sie mehr aufpassen.“
Konsequenzen werden noch Jahre zu spüren sein
Trotz der Zerstörung versuchen zurückkehrende Anwohner alles, um Al-Meschlab wieder bewohnbar zu machen. „Jeden Tag kehren neue Menschen zurück und beginnen mit dem Wiederaufbau.“
Al-Meschlab ist nur einer von vielen Gegenden im Gouvernement Rakka, der wiederaufgebaut und sicherer gemacht werden muss. Nur so können die Menschen zurückkehren, ohne ihr Leben zu riskieren. Die Kämpfe in der Region mögen vorüber sein, aber ihre Konsequenzen werden noch für Jahre zu spüren sein.
Verletzte oder Kranke rund um Rakka können mit Krankenwagen in die von uns unterstützten Krankenhäuser in Kobane und Tal Abjad gebracht werden. In Tal Abjad helfen wir bei der Behandlung von Patienten und Patientinenn mit chirurgischem Bedarf. In der Provinz Rakka organisieren unsere Teams Impfungen. So auch im Vertriebenenlager Ain Issa, wo wir ein Zentrum für ambulante Patienten und Patientinnen unterstützen sowie Ernährungshilfe für Kleinkinder, Physiotherapie und Gesundheitsaufklärung anbieten. Im Krankenhaus in Kobane unterstützen unsere Teams die Notaufnahme, Intensivstation, die Mutter-Kind-Station, die Chirurgie und ein Zentrum für psychosoziale Hilfe. Zudem unterstützen wir weitere sechs Krankenhäuser im Bezirk und sind in Gesundheitseinrichtungen in Hazima, Tabqa und Al Meshlab aktiv.