Sierra Leone: Malaria-Medikamente für 1,5 Millionen Menschen in den Ebola-Gebieten

10.12.2014
Teams versorgen in vier Tagen Einwohner der Hauptstadt sowie von fünf Bezirken

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Unsere Teams haben innerhalb von vier Tagen Anti-Malaria-Medikamente an 1,5 Millionen Menschen verteilt. Das Präparat wird sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung von Malaria eingesetzt.
Surinyach Anna/MSF
Freetown, Sierra Leone, 09.12.2014: Unsere Teams haben innerhalb von vier Tagen Anti-Malaria-Medikamente an 1,5 Millionen Menschen verteilt. Das Präparat wird sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung von Malaria eingesetzt.

Freetown/Wien, am 10. Dezember 2014 . Im Rahmen ihrer derzeitigen Ebola-Hilfsaktivitäten in Westafrika hat die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium die bisher größte Verteilung von Medikamenten gegen Malaria in Sierra Leone durchgeführt. Die Teams haben an vier Tagen Anti-Malaria-Medikamente an 1,5 Millionen Menschen verteilt: An Einwohner der Hauptstadt Freetown sowie an Bewohner von fünf Bezirken in der benachbarten Region Western Area. Ziel ist es, die Bevölkerung in der Malaria-Saison vor einer Infektion mit der Krankheit zu schützen.

„Im Zusammenhang mit Ebola ist Malaria ein sehr großes Problem, weil Malariakranke dieselben Symptome aufweisen wie Ebolakranke“, erklärt Patrick Robitaille, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Freetown. „Die meisten Menschen, die in die Ebola-Behandlungszentren kommen und glauben, dass sie an Ebola erkrankt sind, haben in Wirklichkeit Malaria. Das ist eine große Belastung für das Gesundheitssystem und ein enormer Stress für Patienten und ihre Familien.“

Symptome ähnlich wie in Ebola-Frühstadium

Sierra Leone hat die fünfthöchste Prävalenz von Malaria weltweit. Die Infektion gehört zu den größten Killern für Kinder unter fünf Jahren. Die Symptome einer Malaria-Erkrankung sind hohes Fieber, Schwindel, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Müdigkeit – ähnliche Symptome wie im Frühstadium von Ebola.

Das nun verwendete Anti-Malaria-Medikament Artesunat-Amodiaquin wird sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung von Malaria eingesetzt. Der großflächige Einsatz dieses Arzneimittels während eines Ebola-Ausbruchs wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen.

Größte Verteilung und Distribution der Geschichte

Bei der jetzt durchgeführten Aktion handelt es sich nicht nur um die größte Verteilung von Malaria-Prophylaxe während eines Ebola-Ausbruchs, sondern auch um die größte Distribution, die je in Sierra Leone stattgefunden hat. „Der Umfang dieser Kampagne steht im Verhältnis zum Ausmaß dieser Ebola-Epidemie – er ist massiv“, sagt Robitaille.

Für die Verteilung der Medikamente hat Ärzte ohne Grenzen mehr als 6.000 Freiwillige geschult. Unter der Aufsicht von Ärzte ohne Grenzen haben diese Freiwilligen die Malaria-Medikamente in lokalen Gesundheitszentren abgeholt, um sie dann entlang vorgegebener Routen von Haus zu Haus zu verteilen. Dabei haben sie den Empfängern erklärt, warum die Kampagne durchgeführt wird und wie die Arzneimittel zu verwenden sind, um Malaria vorzubeugen. Jeder Haushalt hat Medikamente für alle Mitglieder erhalten, wobei die Arzneimittel auf das jeweilige Alter abgestimmt wurden. Danach markierten die Freiwilligen jedes aufgesuchte Haus mit Kalk. 

Bevölkerung hat kein Geld für Medikamente

Kumba Umu Koroma, eine Krankenschwester aus Kroo Bay, die freiwillig bei der Verteilung mitgemacht hat, erklärt, dass die lokale Bevölkerung die Versorgung mit Anti-Malaria-Medikamenten begrüßt hat: „Einige können sich die herkömmlichen Malaria-Medikamente einfach nicht leisten. Wenn wir von Haus zu Haus gehen und sie verteilen, freuen sie sich und sagen, dass sie das Geld nicht haben, die Medikamente zu kaufen.“

Die Massenverteilung von Malaria-Medikamenten ist Teil der Strategie im Kampf gegen Ebola, das sich derzeit in der dicht besiedelten Region Western Area in Sierra Leone am stärksten verbreitet. Außerdem soll so gegen die derzeitige Krise im nationalen Gesundheitssystem vorgegangen werden. „Wir wollen Malaria reduzieren und gleichzeitig auch den Druck, unter dem die Ebola-Behandlungszentren stehen“ erklärt Marcus Bachmann, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Sierra Leone. Ein zweiter Durchgang der Verteilung in Freetown und Western Area ist für Anfang Jänner geplant.

Interviews mit dem österreichischen Einsatzleiter Marcus Bachmann sind möglich.