Sahelregion: Ungewisses Schicksal von 160.000 Flüchtlingen aus Mali

11.05.2012
Wenig Hoffnung auf Rückkehr
Burkina Faso 2012
Aurelie Baumel/MSF
Gandafabou, Burkina Faso, 10.04.2012: Auch dieser Mann lebt unter schwierigsten Bedingungen im Flüchtlingscamp Gandafabou in Burkina Faso.

Seit Ende Jänner 2012 sind fast 160.000 Malierinnen und Malier in die Nachbarländer Burkina Faso, Mauretanien und Niger geflohen. Dort leben sie in Lagern. Während die instabile Lage anhält und die internationale Hilfe unzureichend bleibt, besteht nur wenig Hoffnung, dass die Flüchtlinge bald in ihre Heimat zurückkehren können. Hinzu kommt, dass die Regenzeit bevorsteht, die Hilfseinsätze komplizierter machen wird.

„Ärzte ohne Grenzen appelliert an das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) und das Welternährungsprogramm (WFP), die Verteilung von Hilfsgütern in Burkina Faso, Mauretanien und Niger zu beschleunigen, bevor die Regenzeit dies noch schwieriger macht“, sagt Malik Allaouna, Programmleiter bei Ärzte ohne Grenzen.

Mbéra (Mauretanien)

In dem provisorischen Lager im mauretanischen Mbéra, das mitten in der Wüste liegt, teilen sich 220 Bewohner eine Latrine. Sie erhalten täglich nur elf Liter Wasser pro Person, und die Nahrungsmittel des Welternährungsprogramms erfüllen nicht die spezifischen Ernährungsbedürfnisse von Kindern.

„Wir haben vier Kilogramm Reis erhalten, dessen Qualität durchwachsen ist - er ist voller Kieselsteine -, zudem zwei Tassen Öl und zwei Tassen Zucker. Seit wir angekommen sind, haben sie uns bisher eine solche Nahrungsmittelration gegeben - sie ist für zehn Tage gedacht“, erzählt ein Bewohner des Lagers Mbéra.

Gandafabou (Burkina Faso)

In Burkina Faso, wo Ärzte ohne Grenzen in vier Lagern tätig ist, stellten die Mitarbeiter fest, dass die Nahrungsmittel unangemessen verteilt werden. Die gleiche Menge wird ohne Rücksicht auf die Zahl der Menschen in einer Familie ausgegeben", sagt Mohamed El Moktar, ein Flüchtling aus dem Camp Gandafabou. „Wir sind sieben Personen, und bei uns ist nach zwei Tagen nichts mehr übrig.“

Diese Lebensbedingungen liegen deutlich unter den allgemeinen Standards der internationalen Hilfe und erhöhen die Anfälligkeit der Menschen in diesem Kontext, da sie bereits von einer sehr langen Reise in die Lager geschwächt sind. Die meisten Krankheiten, die in den Lagern von Ärzte ohne Grenzen behandelt werden, hängen unmittelbar mit den schlechten Lebensbedingungen zusammen.

Mbéra: Behandlung gegen Mangelernährung

In die Einrichtung der Organisation in Mbéra kommen vier von zehn Patienten wegen Erkältungskrankheiten und zwei von zehn wegen Durchfällen. Danach zählen Infektionen der Haut und Mangelernährung bei Kindern zu den häufigsten Indikationen. Seit die Teams mit der Arbeit in Mbéra begannen, haben sie mehr als 500 Kinder wegen Mangelernährung behandelt.

„Die aus schlechten Ernten resultierende Nahrungsmittelunsicherheit ist sowohl für die malischen Flüchtlinge wie auch für die lokale Bevölkerung bedrohlich“, so Allaouna. „Nur die Verteilung von ausreichenden Mengen qualitativ angemessener Nahrungsmittel wird die Kinder davor schützen, dass sich ihr Ernährungszustand weiter verschlechtert.“

In Burkina Faso arbeitet Ärzte ohne Grenzen in den Lagern in Ferrerio, Gandafabou, Dibissi und Ngatourou-Niénié, in Mauretanien in Mbéra, Fassala und Bassikounou, und in Niger ist die Organisation in den Gemeinden Mangaïzé, Abala, Chinagodrar und Yassan tätig.