Risiko für Ebola-Helfer: Tragische Realität der Nothilfe in West-Afrika

08.09.2014
Trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen in Behandlungszentren lässt sich Ansteckungs-Risiko nicht vollkommen ausschließen

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Medizinisches Personal bei der Desinfektion von Schutzkleidung im Ebola-Behandlungszentrum in Foya.
Martin Zinggl/MSF
Foya, Liberia, 01.09.2014: Medizinisches Personal bei der Desinfektion von Schutzkleidung im Ebola-Behandlungszentrum in Foya.

MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen bleiben vor dem Risiko einer Ebola-Ansteckung nicht verschont – denn sie leben in Dörfern und Gemeinden, die schwer vom derzeitigen Ausbruch des Ebola-Virus in West-Afrika betroffen sind. Trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen in den Behandlungszentren von Ärzte ohne Grenzen lässt sich das Risiko nicht vollkommen ausschließen: Die größte Gefahr stellt die Übertragung innerhalb einer Gemeinde dar, nicht der Arbeitsplatz selbst. Seit März 2014 sind sechs nationale MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen an Ebola erkrankt, von denen drei tragischerweise verstarben.

Seit dem Ausbruch der Ebola-Epidemie in West-Afrika im März 2014 kämpft sowohl medizinisches als auch nicht-medizinisches Personal an vorderster Front gegen die Krankheit – sowohl Teams von den Gesundheitsministerien der betroffenen Länder als auch MitarbeiterInnen von Nicht-Regierungs-Organisationen, die bei der Eindämmung der Epidemie helfen.

Medizinisches Personal, das sich im direkten Kontakt mit PatientInnen befindet, ist bei unzureichendem Schutz ständig der Gefahr ausgesetzt, sich mit dem Virus anzustecken. Derzeit wird davon ausgegangen, dass sich mehr als 240 Gesundheitskräfte mit Ebola infiziert haben – 120 davon verstarben. Andere erkrankten und viele weitere sind nun zu verängstigt, um weiterzuarbeiten. Nur wenige Gesundheitszentren in Sierra Leone und Liberia haben ausreichend Material für Isolations-Stationen sowie Schutzkleidung und Desinfektionsmittel erhalten – MitarbeiterInnen und PatientInnen sind so einem noch höheren Risiko ausgesetzt. Mehrere Gesundheitseinrichtungen sind heute menschenleer, Tausende daher ohne medizinische Versorgung.

 

Möglichst sichere Arbeitsumgebung ist Priorität

 

Abgesehen von Risiken innerhalb der Gesundheitseinrichtungen grassiert Ebola in Gemeinden und Dörfern in Guinea, Liberia und Sierra Leone und stellt daher ein potentielles Risiko für alle dar. Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen von Ärzte ohne Grenzen und der Ausbildung und Aufklärung von MitarbeiterInnen über richtiges Verhalten sowohl am Arbeitsplatz als auch in ihren Heimatgemeinden kann leider ein Restrisiko nicht ausgeschlossen werden. Die Hauptverantwortung von Ärzte ohne Grenzen besteht darin, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die so sicher wie möglich ist. Doch wie in vielen anderen Einsatzländern von Ärzte ohne Grenzen ist es Teil der Realität der nationalen MitarbeiterInnen, dass sie innerhalb der örtlichen Gemeinschaft leben. Momentan sind diese Gemeinschaften mit der immensen Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Krankheit konfrontiert – und auch die Teams von Ärzte ohne Grenzen sind davon betroffen.

Seit Ärzte ohne Grenzen im März begonnen hat, an der Eindämmung der Epidemie zu arbeiten, sind sechs nationale MitarbeiterInnen erkrankt. Sie wurden in Ebola-Behandlungszentren in Guinea, Liberia und Sierra Leone aufgenommen. Drei davon verstarben bedauernswerter Weise im August 2014. Nach einer gründlichen Untersuchung ist es sehr wahrscheinlich, dass sich keine dieser MitarbeiterInnen an ihrem Arbeitsplatz angesteckt haben. Doch diese tragischen Vorfälle erinnern laufend daran, dass Ebola in den Dorfgemeinschaften weitverbreitet ist und es jeden treffen kann.

 

Sofortige und konkrete Hilfe dringend notwendig

 

Diese tragischen Verluste unter den Helfern, die die tödliche Krankheit bekämpfen und der Verlust so vieler weiterer Menschenleben sind schreckliche Rückschläge im Kampf gegen diese Epidemie und untermauern die dringliche Notwendigkeit sofortiger und konkreter Hilfe zur Eingrenzung von Ebola, bevor die Epidemie noch weiter außer Kontrolle gerät.

Aufgrund der hohen Anzahl von Mitarbeitern in der Region (2.000 nationale und internationale Helfer sind im Einsatz) und aufgrund der schnellen Verbreitung der Krankheit in den Gemeinden und der langsamen internationalen Reaktion besteht leider die Wahrscheinlichkeit, dass sich weiteres Gesundheitspersonal von Ärzte ohne Grenzen oder deren Angehörige mit Ebola infizieren. Ärzte ohne Grenzen ruft einmal mehr die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, sofort zu handeln und den am meisten betroffenen Ländern zu helfen, die Epidemie einzudämmen.