Pneumokokken: Preispoker bei Impfstoffen auf Kosten der Ärmsten

21.01.2020
Lungenentzündung
Weil die internationale Impfallianz Gavi überhöhte Preise für Produkte der US-Pharmakonzerne Pfizer und GlaxoSmithKline (GSK) zahlt, gibt es zuwenig Pneumokokken-Impfstoffe für die Ärmsten. Dabei bietet ein indisches Unternehmen den Impfstoff weitaus günstiger an.
Bossangoa package for MSF Global Mapathon
MSF
Little Herode is only 2 months old and with his mum Reine, he had to travel a long way to get to Bossangoa’s hospital. He comes from Kouki, a small village about 82 km away. They have been first to MSF health center of Boguila and then, because of Herode’s worrying condition, they have been transferred by moto to Bossangoa. Little Herode suffers from pneumonia with respiratory complications consequent to it. “At first when I saw that my son struggled to breath, one month ago, I asked for help in my village, I asked the people of my community. They gave him some traditional remedy to drink, but he got worse and worse. He is so small, I was afraid he was going to die before arriving to Bossangoa,” his mother Reine tells us “Luckily we made it. He is the last of my 3 children, but I have already lost one of them. I don’t want to live through this again. Here at least, I have found a place where doctors can help him and where I won’t have to pay for treatment because I just can’t afford it.”

Mehr als 55 Millionen Kindern weltweit wird die dringend notwendige Pneumokokken-Impfung aus Kostengründen vorenthalten. Die internationale Impfallianz Gavi zahlt den von den US-Pharmakonzernen Pfizer und GlaxoSmithKline (GSK) diktierten Preis. Dabei bietet ein indisches Unternehmen den Impfstoff weitaus günstiger an. Ärzte ohne Grenzen fordert ein Umdenken bei Gavi.

Wien, Genf, 21. Jänner 2020. – Jedes Jahr sterben fast eine Million Kinder an einer durch Pneumokokken übertragenen Lungenentzündung. Dabei gibt es einen wirksamen Impfstoff, der unter anderem von den beiden US-Pharmakonzernen Pfizer und GlaxoSmithKline (GSK) hergestellt wird. Das Problem dabei: Der Impfstoff ist sehr teuer. Obwohl das „Serum Institute of India“ eine deutlich günstigere Alternative herstellt, zahlt die von WHO, UNICEF, zahlreichen nationalen Regierungen sowie philanthropischen Stiftungen getragene Impfallianz Gavi weiterhin den höheren Preis. Da das Gavi-Budget beschränkt ist, kann weniger gekauft werden. Mehr als 55 Millionen Kindern wird so der Impfstoff vorenthalten.
 

50 Milliarden Dollar Umsatz

Pfizer und GSK haben zusammen bis dato rund 50 Milliarden Dollar Umsatz mit dem Verkauf der Impfstoffe gemacht. Zusätzlich hat Gavi an die beiden Unternehmen Subventionen in Milliardenhöhe ausgeschüttet. Seit Dezember 2019 steht ein alternativer Impfstoff zur Verfügung, der vom Serum Institute of India hergestellt wird und voraussichtlich 30 Prozent weniger kosten wird.

Dies ist insbesondere für Länder mit mittlerem Einkommen langfristig wichtig. Diese bilden die Mehrheit der 50 Länder, die die Impfungen aufgrund der hohen Preise bislang noch nicht eingesetzt haben. Denn anders als die ärmsten Länder haben sie keinen Anspruch auf eine finanzielle Förderung durch Gavi. Die Impfallianz ist die wichtigste Organisation für die Finanzierung von Impfstoffen in ärmeren Ländern.
 

Auch das letzte Kind schützen

„Wir haben seit zehn Jahren daran gearbeitet, dass unsere Patienten zu erschwinglichen Preisen gegen Pneumokokken geimpft werden können“, sagt Kate Elder, Impf-Expertin bei der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Jetzt gibt es endlich einen Impfstoff, für den sich die Gesundheitsbehörden vieler Länder nicht in den Ruin stürzen müssten. Alle relevanten Akteure, wie etwa Gavi oder die Weltgesundheitsorganisation WHO, müssen sich jetzt dafür einsetzen, dass auch das letzte Kind vor dieser lebensbedrohlichen Krankheit geschützt wird, und sich für die Einführung des neuen, günstigeren Impfstoffs stark machen.“

Die globale Impfallianz Gavi wird von Regierungen, multilateralen Organisationen (wie der Weltgesundheitsorganisation WHO oder dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF), Pharmafirmen, Forschungseinrichtungen, der Zivilgesellschaft, philanthropischen Stiftungen (wie der Bill & Melinda Gates Stiftung) und Privatpersonen getragen. Gavi wurde im Jahr 2000 gegründet, Österreich leistet keine Beiträge.