Papua-Neuguinea: Ärzte ohne Grenzen bietet umfassende Hilfe im Bereich familiärer und sexueller Gewalt

27.11.2013
Konferenz zur Entwicklung optimaler Hilfe für Betroffene sexueller Gewalt

Port Moresby, 25. November 2013. Familiäre und sexuelle Gewalt ist eine medizinisch- humanitäre Notlage mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen, auf individueller und auch Familienebene. Die Auswirkungen gehen weit über die häuslichen Grenzen hinaus und beeinflussen die Gesundheit der Bevölkerung.

Betroffene brauchen Zugang zu kostenloser, qualitativer und vertraulicher, medizinischer Versorgung sowie Sozialschutz und gerechten Dienstleistungen. Diese Themen wurden im Rahmen einer von Ärzte ohne Grenzen mitorganisierten Konferenz in Papua-Neuguinea im Rahmen des „Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November (auch als White Ribbon Day bekannt) diskutiert.

Betroffene Kinder sind verletzlich und haben besondere Bedürfnisse

Die Zahl der Betroffenen familiärer und sexueller Gewalt in Papa-Neuguinea ist weltweit mitunter am höchsten. Eine kürzlich erschienene Studie 1 zeigte, dass eine von fünf Frauen ihre erste sexuelle Erfahrung im Zuge einer Vergewaltigung macht, und dass ein Drittel der Männer als Kinder sexuell missbraucht wird. Kinder, die diese Form der Gewalt überleben sind noch verletzlicher und haben besondere Bedürfnisse und Schwierigkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Paul Brockmann, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Papa-Neuguinea meint, dass eine rasche, medizinische Reaktion lebensbedrohliche Folgen verhindern kann. Alle Betroffenen brauchen eine umfassende Unterstützung wie etwa Sozialschutz, Rechte und angemessenen Hilfe.

Zugangsbarrieren müssen überwunden werden

„Der Zugang zu einer integrierten, medizinischen Versorgung ist entscheidend und muss ausgebaut werden: Zum Beispiel mit einem funktionierendem Familienzentrum in jeder Provinz“, sagt Brockmann. „Die Zugangsbarrieren zur Hilfe müssen überwunden werden und die Pläne, die wir auf dieser Konferenz entwickelt haben sollen als Fahrplan dienen, um dies zu tun.“Ein weiterer Punkt, der zur besseren Hilfeleistung beitragen wird, ist die Verpflichtung des Nationalen Gesundheitsministeriums, unterstützende Familienzentren in Krankenhäusern im ganzen Land einzurichten.

Ärzte ohne Grenzen begann im Dezember 2007 Betroffene in Papa-Neuguinea zu behandeln, seitdem wurden mehr als 18.000 Menschen in Lae, Tari und Port Moresby betreut. Gemeinsam mit Partnerorganisationen hat Ärzte ohne Grenzen klinisches Personal von 28 Krankenhäusern darin geschult, eine optimale Hilfe für die Betroffenen zu entwickeln.

Konferenz zur Entwicklung optimaler Hilfe für Betroffene

Die Konferenz, organisiert von Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit dem Family and Sexual Violence Action Committee sowie dem Nationalen Gesundheitsministerium, brachte Akteure aus medizinischen, rechtlichen und sozialen Institutionen zusammen, um Aktionspläne zur besseren Hilfe der Betroffenen zu entwickeln. Ume Wainetti, nationaler Koordinator des Family and Sexual Violence Action Committees und Vorsitzender der Konferenz beschrieb die Konferenz als bahnbrechende Zusammenarbeit. „Die Aktionspläne, die wir heute entwickelt haben, sind ein großer Schritt nach vorne und unterstreichen die Dringlichkeit einer Reaktion auf die Krise.“

Ärzte ohne Grenzen ist eine internationale, unabhängige, medizinische Nothilfeorganisation, die in Papa-Neuguinea, einschließlich der Gemeinden Tari, Buin und Port Moresby, eine umfassende Gesundheitsversorgung für Betroffene von Gewalt anbietet.

[1] Family, Health and Safety Study, Bougainville, Papua New Guinea, by Rachel Jewkes , Emma Fulu , Yandisa Sikweyiya. September 2013. Part of the UN Multi-country Cross-sectional Study on Men and Violence.