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Nach Hurrikan „Matthew“ - Unsere Hilfe in Haiti
Themengebiete:
Haiti: Zerstörung nach Hurrikan „Matthew“
Medizinische Einrichtungen und Hilfsprojekte, die vorher bereits unterfinanziert und oft schwach ausgestattet waren, sind ebenfalls betroffen: Die WHO berichtet, dass 23 Gesundheitszentren vom Hurrikan „Matthew“ beschädigt oder teilweise zerstört wurden. Neben den Schäden an Gesundheitszentren kommt erschwerend hinzu, dass die Bestände an Medikamenten und Material schwinden. Der Zugang zu medizinischen Einrichtungen ist ebenfalls eingeschränkt, da in infolge des Hurrikans Straßen blockiert sind.
In den Départements Nord und Sud sind infizierte Wunden und Knochenbrüche (einschließlich komplizierter Frakturen) die häufigsten mit dem Hurrikan „Matthew“ verbundenen medizinischen Bedürfnisse. Auch Erkrankungen wie Gastritis und Atemwegsinfekte sind weit verbreitet. Ohne qualifizierte medizinische Versorgung können infizierte Wunden zu einer Sepsis und schließlich zum Tod führen. Unversorgte Knochenbrüche können in der Spätfolge Behinderungen verursachen.
Haiti: Hilfe auch in isolierten Regionen
Die abgelegenen Dörfer in den Bergen Haitis brauchen nach dem Hurrikan “Matthew” unsere besondere Aufmerksamkeit: Da sie nur sehr schwer zu erreichen sind, gibt es dort kaum medizinische Versorgung, sauberes Wasser, Lebensmittel und Baumaterial. Unsere Teams versuchten deshalb, nicht nur mit dem Auto Hilfe zu den Menschen zu bringen, sondern auch mit Helikoptern und Eseln. In vielen Dörfern bietet Ärzte ohne Grenzen die einzige medizinische Hilfe an, der Bedarf ist riesig. Die Regenzeit erschwert unsere Arbeit, das Wetter ist unvorhersehbar. Hubschrauber können nur bei klarer Sicht fliegen. Wenn unsere Teams die Dörfer erreichen, haben sie oft nur zwei bis drei Stunden, um so vielen Menschen wie möglich zu helfen.
Dringende Hilfe in Haiti: Nahrung, sauberes Wasser, medizinische Versorgung
Da es nur wenige Lebensmittel gibt, sind die Preise gestiegen. Dies stellt ein großes Risiko für die Menschen in Haiti dar. Rund 800.000 Menschen sollen laut der Organisation OCHA (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) von der Knappheit betroffen sein. Wir sind darüber sehr besorgt, da eine mangelhafte Ernährung auch Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand der Menschen haben wird, besonders auf den der Kinder.
Sorge bereitet unseren Teams auch die Wohnsituation der Menschen. Viele Haitianer haben sich aus Trümmern und anderem Unrat Unterkünfte errichtet, die jedoch kaum Schutz bieten. Damit entstehen ideale Bedingungen für Infektionskrankheiten wie Dengue-Fieber, Malaria oder Lungenentzündung.
Ärzte ohne Grenzen bekämpft Cholera in Haiti
Die Cholera erreicht während der Regenzeit von Oktober bis Dezember ihren jährlichen Höhepunkt in Haiti. In den von Hurrikan "Matthew" betroffenen Gebieten ist die Zahl der Cholera-Erkrankungen aktuell am höchsten. Wahrscheinlich wird die Zahl der Cholera-Fälle weiter ansteigen, wenn nicht bald genügend sauberes Wasser und Notunterkünfte bereitgestellt werden.
Nach wie vor funktioniert das Überwachungs- und Meldesystem für Krankheitsausbrüche in den betroffenen Gebieten nur mangelhaft. Wir fürchten daher, dass sich der Cholera-Ausbruch auf andere Gebiete ausweiten könnte. Will man das verhindern, müssen in gefährdeten Regionen Haitis besondere Anstrengungen unternommen werden, um die Menschen rechtzeitig zu impfen. Viele Häuser sind zerstört und es regnet sintflutartig, was eine weitere Ausbreitung von Cholera zusätzlich begünstigt.
Cholera-Verdachtsfälle in Haiti
Laut PAHO (Pan American Health Organization) wurden in einer Woche 167 Verdachtsfälle in Grand'Anse gemeldet, 464 in Sud, 73 in Artibonite (nördlich von Port-au-Prince) und ein Verdachtsfall in Nippes. Aufgrund des beeinträchtigen Überwachungs- und Meldesystems sind diese Zahlen mit Vorsicht zu bewerten. Ärzte ohne Grenzen glaubt, dass Impfungen gegen Cholera die Ausbreitung in den nicht von Hurrikan "Matthew" betroffenen Gebiete eindämmen können.
Langjährige Hilfsprojekten in Haiti
Ärzte ohne Grenzen ist in Haiti seit mehr als 19 Jahren aktiv. Wir versorgten in unseren Hilfsprojekten in Haiti tausende Menschen kostenlos medizinisch, die es sich finanziell nicht leisten können, das beschränkte Angebot des örtlichen Gesundheitswesens in Anspruch zu nehmen. Zurzeit betreiben wir im Großraum Port-au-Prince sechs Programme, darunter die Abteilung für Opfer von Verbrennungen im Drouillard-Krankenhaus, das Unfall-Krankenhaus Tabarre, das Notfall-Zentrum Martissant 25, das "Centre de Référence des Urgences en Obstétrique (CRUO)" und die Klinik für Überlebende sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt Pran Men'm. Ärzte ohne Grenzen unterstützt darüber hinaus das Cholera-Zentrum Diquini.