Libyen: Hilfe für umkämpfte Regionen blockiert – Ärzte ohne Grenzen fordert Zugang für humanitäre Helfer

03.03.2011
Acht Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen zurzeit in Bengasi im Einsatz, weitere 17 Mitarbeiter warten auf Einreiseerlaubnis.
Tunesien 2011
Naoufel Dridi/MSF
Ras Ajdir, Tunesien, 28.02.2011: Tausende Migranten sind in den letzten Tagen von Libyen nach Tunesien geflohen. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen steht bereit, auch dort medizinischen Bedarf der Ankommenden zu decken.

Wien, 3. März 2011. Die internationale medizinische Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert die Konfliktparteien in Libyen auf, der Organisation Zugang zu den umkämpften Gebieten zu gewähren, einschließlich humanitärer Hilfslieferungen. Acht Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen sind zurzeit in Bengasi im Einsatz, weitere 17 Mitarbeiter befinden sich an der tunesischen Grenze und warten auf Einreiseerlaubnis.

Am 1. März erhielt das Team von Ärzte ohne Grenzen in der Stadt Bengasi in Libyens Osten einen Hilfsappell von einem Arzt in der Stadt Misurata, wo Berichten zufolge Kämpfe zu vielen Verwundeten geführt haben. Die Stadt ist, wie auch andere Regionen im Westen, bisher für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich.

„Der Arzt bat uns um Medikamente und medizinisches Material für die Behandlung von Verwundeten”, sagt Anne Châtelain, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Bengasi. „Aber wir können das Material nicht liefern. Bewaffnete Männer blockieren den Verkehr und sperren die Straße nach Misurata.”

Vor allem der Westen Libyens ist nach Berichten von gewalttätigen Auseinandersetzungen betroffen. Diese Situation ist zutiefst besorgniserregend. Solange kein Zugang zu dieser Region gewährt wird, ist es unmöglich, die Lage zu erkunden und zu reagieren. Teams von Ärzte ohne Grenzenwerden an der Grenze zwischen Tunesien und Libyen weiterhin an der Einreise gehindert.

Informationen über Tripolis

Gleichzeitig hat Ärzte ohne Grenzen Informationen erhalten, nach denen viele Verwundete in Tripolis aus Angst vor Repressalien durch Milizen die Krankenhäuser meiden. „Ärzte behandeln die Verwundeten außerhalb des staatlichen Gesundheitssystems in Privathäusern”, sagt Rosa Crestani, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. „Sie bitten uns um Medikamente – auch um Mittel zur Schmerzbehandlung – und um chirurgische Geräte, um die Verletzten behandeln zu können. Im Moment ist es aber unmöglich, sie zu erreichen.”

Ärzte ohne Grenzen fordert Zugang zu den von Gewalt betroffenen Gebieten, um Nothilfe leisten zu können, und fordert die Konfliktparteien auf die Neutralität medizinischer Einrichtungen zu respektieren sowie das Recht der Menschen auf eine sichere medizinische Versorgung.

In Bengasi unterstützt Ärzte ohne Grenzen die Krankenhäuser mit kostenlosen Medikamenten und medizinischem Material. Die Krankenhäuser haben vom 17. bis zum 21. Februar mehr als 1.800 Verletzte behandelt, die während der Kämpfe verwundet wurden.Zwei Lastwagen aus Ägypten sind bereits in Bengasi eingetroffen und haben die Krankenhäuser der Stadt mit 17 Tonnen Medikamenten und medizinischem Material versorgt.

Pressemitteilung zum Download