Jahresbericht 2010: Im Jahr der Naturkatastrophen von Haiti und Pakistan mehr Unterstützung aus Österreich denn je zuvor

17.05.2011
Rückschau auf 2010 und 40 Jahre Ärzte ohne Grenzen

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16.05.2011

Die größte private medizinische Hilfsorganisation, Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF), ist 40 Jahre alt und hält Rückschau über das vergangene Jahr und die Einsätze der vergangenen Jahrzehnte.

Wien, 17. 5. 2011.  Die österreichische Sektion von Ärzte ohne Grenzen präsentierte heute ihren Jahresbericht 2010. In dem von Naturkatastrophen geprägten Jahr wurden vom Büro in Wien mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Hilfsprogramme entsandt als je zuvor: 125 Freiwillige aus Österreich und Zentraleuropa leisteten insgesamt 170 Hilfseinsätze in 39 Ländern.

 

Spenden 2010

 

Auch die Spendenbereitschaft war mit 17 Millionen Euro an privaten Spenden höher als bisher. 12,5 Millionen Euro (79, 9%) flossen in direkte Projektfinanzierung, in die Vorbereitung und Unterstützung der Hilfsprogramme und in Bewusstseinsarbeit in Österreich und in den Einsatzländern. Der Rest wurde für Administration (4, 5%), Öffentlichkeitsarbeit in Österreich (0,3%) und Spendenbeschaffung (15,3 %) verwendet. Bei der Spendenbeschaffung standen jedem ausgegebenen Euro Einnahmen zwischen 6 und 7 Euro gegenüber.

„Als zu hundert Prozent privat finanzierte Organisation sind wir unseren Unterstützern gegenüber zu größtmöglicher Transparenz verpflichtet“, sagt Franz Neunteufl, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich: „Die große Spendenbereitschaft nach dem Erdbeben in Haiti und den Überschwemmungen in Pakistan hat zu Recht die Frage aufgeworfen, wie die Hilfsorganisationen diese Gelder verwenden. Wir halten diese Fragen für sinnvoll und notwendig. Professionelle Hilfe zu planen und zu organisieren, aber auch die Mittel dafür zu beschaffen, kostet Geld. In unserem Jahresbericht informieren wir noch detaillierter als bisher darüber, wie wir die Spenden einsetzen.“ Zuwendungen seitens der Österreichischen Bundesregierung erhält Ärzte ohne Grenzen seit 2006 nicht mehr.

 

Jahr der Naturkatastrophen

 

Die Einsätze des vergangenen Jahres standen ganz im Zeichen der großen Naturkatastrophen in Haiti und Pakistan. Der Noteinsatz in Haiti wurde zum größten in der Geschichte der Organisation, allein von Jänner bis Ende Oktober wurden rund 360.000 Menschen medizinisch versorgt. Aber auch in Krisengebieten abseits des öffentlichen Interesses, wie etwa im Sudan, in Sri Lanka oder im Tschad leisteten die Teams von Ärzte ohne Grenzen Hilfe für Menschen in Not.

 

40 Jahre Ärzte ohne Grenzen

 

Rückschau hält Ärzte ohne Grenzen heuer auch über die vergangenen Jahrzehnte - denn im Dezember jährt sich die Gründung der Organisation zum 40. Mal. „Das Jubiläum ist für uns kein Anlass zu feiern“, betont Vorstandspräsident Dr. Reinhard Dörflinger, „sondern Anlass, uns kritisch mit unserer bisherigen Arbeit und den kommenden Herausforderungen auseinanderzusetzen.“ Die Geschichte der Organisation liest sich wie die Chronik der schwersten Konflikte, Epidemien und Naturkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte.

„Auch wenn sich die Rahmenbedingungen über die Jahre geändert haben, die humanitäre Lage ist in vielen Einsatzgebieten gleichbleibend dramatisch“, zieht Dörflinger Bilanz. Ein Beispiel dafür ist Afghanistan, wo Ärzte ohne Grenzen unter sowjetischer Besatzung ebenso Hilfe für die Bevölkerung geleistet hat, wie unter den Taliban und auch heute wieder. „Wichtigste Voraussetzung dafür ist unsere Unabhängigkeit von politischen und militärischen Kräften, die wir heute vehementer verteidigen müssen denn je“, betont Dörflinger. Eine der großen Fragestellungen für die kommenden Jahre ist, laut Dörflinger, der Platz einer unabhängigen Hilfsorganisation in Konflikten, in denen zunehmend auch das Militär humanitäre Agenden an sich zieht.

Das 40 Jahr-Jubiläum ist auch Thema der aktuellen Kampagne von Ärzte ohne Grenzen Österreich, die wie schon in den vergangenen Jahren pro bono vom Agenturprojekt „Schulterwurf“ konzipiert und umgesetzt und von der Panmedia Mediaagentur mit betreut wurde. Produziert wurde der TV-Spot - ebenfalls pro bono - von Neue Sentimental Film.  „Wir nehmen unser Gründungsjubiläum zum Anlass, uns bei all jenen Menschen zu bedanken, die uns über die Jahre unterstützt und damit die Hilfe erst möglich gemacht haben“, sagt Kommunikations-Leiterin Irene Jancsy. Für den TV- und Hörfunk-Spot kommt neuerlich die Stimme von Burgschauspieler Peter Simonischek zum Einsatz. Die österreichische Musikerin Clara Luzia stellt ihren Song „These Lines“ unentgeltlich zur Verfügung, beim Download des Songs aus dem Itunes-Store geht der Reinerlös an Ärzte ohne Grenzen.