Haiti: Demonstration gegen Cholera-Behandlungszentrum in St. Marc behindert Hilfsmaßnahmen

27.10.2010
Behandlungszentren sind essentiell für eine wirksame Eindämmung der Krankheit und stellen kein Risiko für die Bevölkerung dar.

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Eine Demonstration in einem Cholera-Behandlungszentrum in der Stadt St. Marc hat am Dienstag, 26. Oktober, zu einer Unterbrechung der Hilfsmaßnahmen geführt, die Verbreitung von Cholera zu verhindern und Leute zu behandeln, die bereits erkrankt sind. Behandlungszentren sind essentiell für eine wirksame Eindämmung der Krankheit und stellen kein Risiko für die Bevölkerung dar.

Der Aufbau des Cholera-Behandlungszentrum mit 400 Betten war fast fertig gestellt, als eine Gruppe von Leuten damit begann, gewalttätig gegen die Eröffnung der Einrichtung zu demonstrieren. Mehrere Zelte auf dem Gelände wurden niedergebrannt - während Patienten bereits darauf warteten, aus dem St. Nicholas Krankenhaus, in dem sie derzeit unter weit weniger idealen Bedingungen behandelt werden, in das Cholera-Behandlungszentrum überwiesen zu werden. Während der Demonstration kam es zu keinen schwerwiegenden Verletzungen.

“Die Konsequenz der Demonstration ist, dass es unmöglich geworden ist, möglichst effektiv und unter best möglichen Bedingungen auf den Ausbruch von Cholera in der Artibonite Region zu reagieren”, sagt Francisco Otero, Leiter des Noteinsatzes von Ärzte ohne Grenzen in St. Marc.  „Diese Einrichtung war unabkömmlich, um eine schnelle Behandlung der kritischen Fälle sicher zu stellen und dem St. Nicholas Krankenhaus Patienten abzunehmen.“

Keine Risiken für die Bevölkerung

Die Lage eines Cholera-Behandlungszentrums in der Nähe einer Gemeinde birgt keine zusätzlichen Risiken für die Bevölkerung. Ganz im Gegenteil: ein Cholera-Behandlungszentrum in einem Gebiert, das von Cholera betroffen ist, bietet schnelle Behandlung, lebensrettende Maßnahmen in kritischen Fällen und bremst die weitere Ausbreitung der Krankheit. Der schnelle Beginn von Durchfall und Erbrechen durch eine Cholera-Infektion kann unbehandelt in weniger als 24 Stunden zum Tod führen.

“Cholera ist eine behandelbare Krankheit, und wir sind bereit, unsere Expertise bestmöglich einzusetzen, um Opfer dieser Epidemie zu behandeln” sagt Otero. „Wir werden mit den Behörden und den Leitern der Gemeinden zusammenarbeiten um eine Lösung zu finden, die die effektive Behandlung des Cholera-Ausbruchs weiterhin möglich macht. Ärzte ohne Grenzen ist nach wie vor mit vollem Engagement darum bemüht, Cholera-Behandlungszentren einzurichten, um eine optimale Behandlung sicher zu stellen und die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Das haitianische Gesundheitsministerium hat empfohlen, das Cholera-Behandlungszentrum, das auf einem Fußballfeld nahe des Krankenhauses aufgebaut wurde, abzubauen, und die Bevölkerung zu überzeugen, dass durch dieses Zentrum kein Risiko für sie besteht. Die haitianischen Behörden haben erklärt, dass sie einen anderen Ort für das Cholera Behandlungszentrum finden werden.

Seit dem Ausbruch von Cholera in St. Marc haben Teams von Ärzte ohne Grenzen im St. Nicholas Krankenhaus gearbeitet, das sehr schnell von Patienten überlaufen war. Cholera-Patienten zu isolieren um das Infektionsrisiko für den Rest der Patienten und Mitarbeiter im Krankenhaus zu minimieren war eine große Herausforderung. Ein funktionales Cholera-Behandlungszentrum hätte die Situation im  Krankenhaus entspannt. Es hätte auch die für die Behandlung von Cholera essentiellen, optimalen Hygienebedingungen geschaffen.

Nach wie vor treffen viele Patienten im St. Nicholas Krankenhaus ein. Teams von Ärzte ohne Grenzen haben dort am Sonntag und Montag jeweils ca. 450 Patienten behandelt. Darüber hinaus ist Ärzte ohne Grenzen derzeit in 8 Einrichtungen in der Artibonite Region und in und rund um die Hauptstadt Port-au-Prince für die Behandlung von Cholera gerüstet. Ärzte ohne Grenzen hat schon viele Cholera Behandlungszentren aufgebaut und erfolgreiche Eingriffe in vielen Ländern durchgeführt. Allein in diesem Jahr haben Teams von Ärzte ohne Grenzen nach Ausbrüchen von Cholera in Kamerun, dem Tschad, Niger, Nigeria, Pakistan, Papua Neuguinea und Sambia geholfen.